Langenzersdorf: ÖVP-Politiker Franz Grassl sagt ade

NÖN: Warum haben Sie sich entschlossen, die Kommunalpolitik zu verlassen?
Franz Grassl: Nach beinahe 18 Jahren Tätigkeit als Gemeinderat, davon acht Jahre in der Funktion des geschäftsführenden Gemeinderats für Straßen, kann ich sagen, dass ich diese Aufgaben mit großer Freude wahrgenommen habe. Aber ich habe in den letzten Monaten immer mehr gespürt, dass ich zunehmend weniger Elan und Energie dafür aufbringen konnte.
Welche Prioritäten haben Sie sich jetzt gesetzt?
Grassl: Ich habe drei Kinder, zwei davon sind noch klein, und ein Baumeisterbüro mit zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wenn ich in mich hineingehört habe, dann ist mir immer deutlicher bewusst geworden, dass ich meinen Brotberuf und meine Familie an die erste Stelle setzen muss und will.
Haben Sie das Gefühl, dass die Gangart in der Politik rauer geworden ist?
Grassl: Ich glaube, dass es nie ganz einfach war. Mein Vater und mein Großvater waren auch jahrzehntelang politisch tätig. Da bekommt man schon einiges mit. Die Zwistigkeiten mit teilweisen Untergriffen gab es da auch schon, und zwar quer durch alle Parteien.
Sie spielen da jetzt auch auf die „Freien Mandatare“ an, die sich von der ÖVP getrennt haben …
Grassl: Dass jetzt natürlich auch Abspaltungen im Gemeinderat passiert sind und sich manche dieser Abgespaltenen plötzlich bei Themen wichtigmachen, die ihnen anscheinend vorher nie ein Anliegen waren, wundert dann nur mehr und dämpft den letzten Rest Enthusiasmus auch noch.

Was sind wesentliche Eckpfeiler, die Sie als Gemeinderat umsetzen konnten?
Grassl: Als ich als Jugendgemeinderat 2005 begonnen habe, waren mein damals enger Kontakt zum Jugendforum und die Durchführung der Wahlen und die Erstbestellung der Streetworker sicher wichtige Punkte. Ein wesentliches Highlight war dann das Seeschlacht-Festival, das anlässlich der 900-Jahr-Feier erstmals über die Bühne ging und auch wiederholt wurde. Als Straßenreferent habe ich versucht, der sanften Mobilität im Ort einen größeren Stellenwert zu geben.
Unter Ihnen wurden ja auch die Vorrangregeln angepasst, die nicht unumstritten waren.
Grassl: Ich habe eine langjährige Forderung meines lieben Kollegen und ehemaligen SPÖ-Gemeinderats Werner Kling umgesetzt, die Rechtskonformität in der 30er-Zone herzustellen und die Vorrang-geben-Schilder zu entfernen. Das hatte einen gewissen Bremseffekt und nach einer Eingewöhnungsphase läuft es nun ganz gut, was auch Polizei und Sachverständige bestätigten. Besonders freut mich, dass uns der 30er in der Strebersdorfer Straße gelungen ist.
Eines Ihrer Vorzeigeprojekte ist die Grätzeloase. Was waren dafür Ihre Beweggründe?
Grassl: Die Errichtung der „Grätzeloase“, des heutigen Sparkasse-Platzes an der Hauptstraße, ist jetzt eines von drei zukünftigen Platzeln im Ort, die als Ergänzung zum Hauptplatz zu betrachten sind. Hier konnten wir erstmals das Schwammstadtprinzip umsetzen, das den Straßenbäumen deutlich besseres Wachstum ermöglicht.
Was sind Schattenseiten als Kommunalpolitiker?
Grassl: Die Arbeit für den Ort Langenzersdorf, dem ich schon immer sehr verbunden war, hat mir Freude bereitet. Wenn sich Themen umsetzen lassen konnten - sämtliche meiner Projekte wurden quer durch alle Fraktionen fast immer einstimmig in den verschiedenen Gremien beschlossen – gibt einem das schon etwas. Schwierig ist es oft aber dann, wenn sich zwar die Fraktionen untereinander einig sind, die Bürger aber konträre Ansichten haben. So möchten die einen eine Kurzparkzone, die anderen nicht, die einen eine Verkehrsberuhigung, die anderen höhere Geschwindigkeiten, die einen mehr Blumenbeete, die anderen wieder mehr Parkplätze. Aber auch die Zwischenrufe ehemaliger Fraktionskollegen, die versuchen, sich neu zu etablieren und sich dadurch Aufmerksamkeit zu verschaffen versuchen, indem sie ständig Haare in der Suppe zu finden meinen, sind Dämpfer, die einem den Abschied aus der Politik doch leichter machen.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Grassl: Ich möchte mich verstärkt meiner Familie widmen. Aber auch in meinem Unternehmen gibt es für mich sehr viel zu tun. Meine Arbeit gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und die Zufriedenheit meiner Kunden bedeuten mir sehr viel, da will ich in Zukunft noch mehr Energie hineinstecken, die nun frei geworden ist. Insgesamt muss ich sagen, dass mein Leben durch diesen Schritt deutlich an Qualität gewonnen hat, ich genieße es!
Ihr Dank gilt ...?
Grassl: Ich möchte mich insbesondere bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gemeindeamts, allen voran dem Bauamt, für die gute und herzliche Zusammenarbeit bedanken und ich wünsche meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin alles Gute und viel Elan und Kraft für die kommenden Aufgaben!