Senninger Lager: Reinhard Graf übergibt Fotoalbum ans Stadtarchiv

Erstellt am 18. März 2023 | 09:00
Lesezeit: 3 Min
Senninger Lager
Übergabe (v.l.): Reinhard Graf, Gabriele Redl, Andrea Völkl und Ernst Lauermann.
Foto: Karin Widhalm
Die Baracken, die Soldaten und worauf sie sich vorbereiteten: Das hält ein historisches Fotoalbum über das Senninger Lager aus dem Jahr 1938/39 fest.
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Als der Stockerauer Ernst Lauermann vor Jahren ein Fotoalbum seines Onkels an Reinhard Graf übergab, löste er eine Initialzündung aus: „Dadurch war das Interesse am Senninger Lager geweckt“, erzählt der ÖKB-Obmann. Graf setzte sich dafür ein, Zeitzeugen zu finden, die über diesen militärischen Standort im Zweiten Weltkrieg und über den Bombenangriff am 31. Jänner 1945 berichten konnten.

Das Senninger Lager wurde während der Monarchie für die Kavallerie zur Ausbildung genutzt, im Zweiten Weltkrieg stellte die Wehrmacht ihre Einheiten dort zusammen. Das säuberlich angelegte Fotoalbum zeigt, wie das Barackenlager 1938/39 aussah. Soldaten sind zu sehen und Offiziere, mit den jeweiligen Namen dokumentiert. „Blitz-Feldzug in Polen, vor der Abfahrt von Stockerau“ steht auf einer Seite in weißer Schrift auf schwarzem Untergrund und „Volltreffer" auf einer anderen Seite: Das Foto darüber zeigt ein zerbombtes Haus.

Leopold Schwarz war in der Beobachtungsabteilung des Lagers

Das erinnert Graf an Bilder, die er von heutigen Kriegen kennt: „Sie lernen nicht dazu“, sagt er. Sein Bestreben zur Aufarbeitung und die regelmäßigen Gedenkfeiern sollen als Mahnmal gegen Krieg dienen. Das Baracken-Lager wurde nach dem Krieg komplett entfernt.

Ob Schwarz die Fotos selbst aufgenommen hat, weiß Lauermann nicht. „Wir nehmen an, dass er's angelegt hat“, sagt er. 1951 verstarb sein Onkel, er war in der Beobachtungsabteilung im Senninger Lager stationiert. Sein Fotoalbum wird jetzt für die Nachwelt an einem öffentlichen Ort aufbewahrt: Reinhard Graf übergab am Donnerstag das Werk mit historischem Wert an Gabriele Redl für das Stockerauer Stadtarchiv.

Senninger Lager Andrea Völkl Reinhard Graf
Foto: Karin Widhalm

Zuvor sah sich Bürgermeisterin Andrea Völkl noch das Album an - und sie war bewegt. Vieles werde als gegeben betrachtet, auch der Wohlstand und der Friede. „Sie haben nicht gewusst, dass der Tod vor ihnen liegt“, erklärte sie, als sie Bilder mit Soldaten sah. Sie hatten zu jenem Zeitpunkt womöglich eine ganz andere Erwartung für ihre Zukunft.

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