Rosenkranz: „Entscheidend, dass wir uns nicht so wichtig nehmen“

Erstellt am 27. März 2023 | 18:15
Lesezeit: 7 Min
Rosenkranz
Susanne Rosenkranz bleibt in ihrer Heimatstadt Krems im Gemeinderat vertreten.
Foto: NÖN, Franz Aschauer
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Die neue FPÖ-Landesrätin Susanne Rosenkranz (50) aus Krems über ihre Ressorts, das Verhältnis zur ÖVP und den niedrigen Frauenanteil in der Politik.

NÖN: Sie sind nicht das einzige Mitglied der neuen Landesregierung, das aus Krems kommt. Wird es eine Fahrgemeinschaft mit Christiane Teschl-Hofmeister nach St. Pölten geben?

Susanne Rosenkranz: Grundsätzlich glaube ich nicht, weil wir verschiedene Termine haben. Aber sie ist eine ausgesprochen nette und sympathische Person. Wir kennen uns schon von früher und verstehen uns gut.

Teschl-Hofmeister ist im Land für den Bereich zuständig, den Sie bis jetzt in der Stadt Krems verantwortet haben, nämlich Bildung. Sind Sie traurig, dass Sie nicht dieses Ressort bekommen haben?

Rosenkranz: Natürlich ist die Bildung ein großes Herzensanliegen von mir. Aber ich glaube, dass wir sehr viele gute Sachen hineinverhandelt haben. Das Papier hat eine sehr starke freiheitliche Handschrift. Viele Dinge, die ich aus der Gemeinde mitgenommen habe, habe ich gerade in der Bildung im Regierungsübereinkommen umsetzen können. Aber ich bin mit meinem Ressort auch sehr zufrieden.

Sie sind für die Bereiche Arbeitsmarkt, Behindertenhilfe, Kosumenten- und Naturschutz verantwortlich. Fühlen Sie sich mit der notwendigen Expertise ausgestattet?

Rosenkranz: Das glaube ich schon. Ich habe einen sehr großen und guten Beamtenapparat dahinter, der mich bei dieser Aufgabe unterstützen wird. Naturschutz ist eine ur-freiheitliche Kompetenz im Sinne von Heimat und der Erhaltung unserer gesamten Kultur- und Naturlandschaft. Und Arbeitsmarkt: Ich gehe davon aus, dass wir das ganz gut hinkriegen werden. Auch beim Thema Bildung musste ich mich erst einarbeiten. Ich denke, diese Aufgabe habe ich ganz gut gemeistert.

Es ist kein Geheimnis, dass der ehemalige AMS-Chef und nunmehrige SPÖ-Landesparteiobmann Sven Hergovich gerne das Ressort Arbeitsmarkt übernommen hätte. Glauben Sie, dass Sie in diesem Feld qualifizierter sind als er?

Rosenkranz: Ich kann das nicht beurteilen, weil ich den Herrn Hergovich überhaupt nicht kenne. Ich glaube aber, dass ich qualifiziert bin. Wir können sehr viele Initiativen gegen den massiven Fachkräftemangel starten, den wir einfach überall haben. Der Arbeitsmarkt ist ein Problem. Egal wo man hinkommt: Jeder jammert, er findet keine Mitarbeiter, es gibt keine Fachkräfte mehr. Unser Schwerpunkt wird in der nächsten Zeit eine ganz massive Lehrlingsoffensive sein. Wenn wir verstärkt in den Markt hineingehen, können wir schon viel bewegen.

Rosenkranz
Susanne Rosenkranz im Gespräch mit NÖN-Redakteur Franz Aschauer.
Foto: Volker Höferl

Welche Dinge haben Sie sich noch für die Anfangsphase vorgenommen?

Rosenkranz: Wir werden eine Zeit lang brauchen, um uns einzuarbeiten. Auch um zu sichten, was schon passiert ist und was noch in der Pipeline ist. Das wird ein paar Wochen dauern. Als Erstes treffe ich einmal sämtliche Abteilungsleiter, damit wir uns kennen lernen. Aber der Naturschutz und der Arbeitsmarkt sind auf jeden Fall vorne dabei.

Ist der Naturschutz nicht nur ein Unterpunkt des Ressorts Umwelt, das in den Händen der ÖVP liegt?

Rosenkranz: Es ist genauso wie der Konsumentenschutz eine Querschnittsmaterie. Nichtsdestotrotz gibt es viele Dinge wie den Artenschutz, die in meiner Verantwortung liegen. Beispiel Singvögel: Jetzt war gerade die große Zählung, die uns bescheinigt, dass sie aussterben. Da werden wir natürlich auch mit dem Umweltressort stark zusammenarbeiten müssen. Aber auch da wird viel weitergehen.

Sie haben bei Ihrer Wahl zur Landesrätin 37 von 56 möglichen Stimmen erhalten, mehr Unterstützung gab es nur für Christiane Teschl-Hofmeister und Ludwig Schleritzko, die beide 38 Stimmen bekamen. Sehen Sie das als Vertrauensvorschuss?

Rosenkranz: Grundsätzlich hat mir meine Partei sehr viel Vertrauen geschenkt. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass man mich für diese wirklich verantwortungsvolle Position nominiert hat. Dafür bin ich natürlich sehr dankbar und ich bin auch stolz darauf. Ich halte vom Abwägen von Stimmen relativ wenig. Ich glaube es ist wichtig, dass wir für das Land Niederösterreich und seine Menschen gut zusammenarbeiten. Abgerechnet wird in fünf Jahren.

Glauben Sie, dass es gut bei Ihren Wählern ankommt, zuerst gegen Johanna Mikl-Leitner zu wettern und dann gemeinsame Sache mit ihr zu machen?

Rosenkranz: Was war die Alternative? Chaos, oder wir hätten noch einmal wählen gehen müssen. Wir haben uns entschlossen, für dieses Land jetzt anzupacken. Es ist keine Liebesheirat, es geht um die Inhalte. Wir wollten freiheitliche Ideen umsetzen und ich glaube, das ist uns in diesem Arbeitsübereinkommen, es ist ja kein Koalitionspapier, sehr gut gelungen. Wenn man das Gefühl hat, etwas Positives bewegen zu können, darf es nicht an Personen hängen. Es ist ganz entscheidend, dass wir uns nicht so wichtig nehmen. Ja, wir waren mit Johanna Mikl-Leitner als Landeshauptfrau nicht besonders happy. Aber es gibt nun einmal Fakten. Mit der ÖVP gemeinsam kommen wir auf rund 65 Prozent Zustimmung bei den Wählern und können so für dieses Land Positives bewegen.

„Denen wäre ja langweilig im Gemeinderat, wenn sie mich nicht hätten.“ Susanne Rosenkranz

In der FPÖ gelten Sie als gemäßigt und wenig ideologiegetrieben. Können Sie sich eigentlich mit Aussagen wie „dann wäre Wien noch Wien“ ihres Parteikollegen Gottfried Waldhäusl identifizieren?

Rosenkranz: Jeder spricht auf seine eigene Art und Weise. Ich bin ein anderer Mensch und trotzdem machen wir beide freiheitliche Politik.

Mit 23 Prozent ist die Frauenquote im neuen Landtag sehr niedrig, bei der FPÖ sind nur zwei der 14 Mandatare weiblich. Warum hat man es bei den Freiheitlichen als Frau besonders schwer?

Rosenkranz: Bei uns ist das Geschlecht überhaupt kein Thema. Wir denken nicht über Quoten nach. Ich finde sogar, dass man als Frau bei den Freiheitlichen unglaublich gefördert wird. Aber es ist so, dass nicht viele Frauen überhaupt in die Politik gehen wollen, weil ihnen viele Dinge vielleicht wichtiger sind.

Was können Sie aus Ihrer Zeit in der Lokalpolitik für die Landespolitik mitnehmen?

Rosenkranz: Ich habe in den letzten fünf Jahren wahnsinnig viele Kontakte mit den Menschen in Krems gehabt. Ich bin irrsinnig viel draußen gewesen. Wir haben Stammtische gemacht, ich habe alle Kindergärten besucht, ich rede mit Jedem auf der Straße. Viele Menschen sagen mir offen, was sie gerne hätten, wie sie sich fühlen und was zu verändern ist. Und das ist ja nicht immer nur eine Gemeindesache, sondern oft auch eine Landessache. Ich glaube, dass es sehr positiv ist, wenn man nach wie vor in der Gemeinde verwurzelt ist. Ich lege großen Wert darauf, dass die Kremserinnen und Kremser wissen, dass ich nach wie vor im Gemeinderat bin. Ich gebe – unter Anführungszeichen – nur den Stadtrat auf. Ich bleibe auch Fraktionsobfrau der FPÖ in Krems, weil es mir wichtig ist, wie es den Menschen hier geht. Aber ich bin froh, dass man vieles, was man hier nicht umsetzen kann, weil es in die Landeskompetenz fällt, jetzt dorthin tragen und weiterbewegen kann.

Macht es Sie wehmütig, dass Sie den Sitz im Kremser Stadtsenat abgeben müssen?

Rosenkranz: Ja, das muss ich ganz ehrlich sagen. Ich habe wahnsinnig gerne das Bildungsressort verantwortet. Das war ein große und spannende Geschichte. Ich habe gute und neue Ideen gehabt. Aber mein Nachfolger Martin Zöhrer steht schon in den Startlöchern und hat von mir eine große Liste bekommen und möchte auch dort weitermachen. Wenn ich aber irgendwo weiterhelfen kann, werde ich das tun.

Wie viel Zeit werden Sie noch für Krems haben?

Rosenkranz: Ich glaube, genug. Ich werde sie mir nehmen. Denen wäre ja langweilig im Gemeinderat, wenn sie mich nicht hätten (lacht).

Werden Sie Ihren Job als Parteiangestellte weiter ausüben?

Rosenkranz: Nein, das geht auch rechtlich nicht. Der Vertrag ist bereits beendet.

Der nächste Karriereschritt wäre die Bundespolitik. Ist das etwas, das Sie reizen würde?

Rosenkranz: Ich habe nie geplant und werde auch nicht planen. Ich engagiere mich dort, wo ich etwas bewirken kann. Ich gehe einen Schritt nach dem anderen.

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