Schifffahrt: Wieder Kot in der Donau?

Erstellt am 10. Juli 2019 | 06:21
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Dieses Foto schoss eine Passantin nach Ablegen eines Schiffes.
Foto: Johann Lechner/Doris Hartl
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Drei Monate nachdem mehrere Reedereien eine freiwillige Erklärung zur genauen Dokumentation ihrer Abfälle unterzeichnet haben, gibt es nun erneut Fäkalien-Alarm.

Jeden Tag geht Doris Hartl mit ihrem Hund entlang der Donau spazieren. Seit Bekanntwerden der Fäkalbelastung (die NÖN berichtete mehrmals) des „schönen blauen Flusses“ ist die Steinerin eine argwöhnische Beobachterin des Schiffsverkehrs in der Wachau. „Ein Wahnsinn, was da oft hinter den Schiffen dahergeschwommen kommt“, erzählt sie von ekelhaft aussehenden Filmen an der Wasseroberfläche.

Was Hartl in der vergangenen Woche gesehen hat, übertrifft aber alle ihre bisherigen Beobachtungen. Als ein Passagierschiff von der Schiffstation Stein ablegte, kamen direkt neben dem Ufer große, braune Dreckklumpen zum Vorschein. „So wie das ausschaut, war das Kot“, sagt Hartl, die gerade noch ein Foto von der vermeintlichen „Dreckschleuder“, der „AmaSonata“, schießen konnte.

„Glaube nicht an Besserungswillen der Unternehmen“

Das Touristenschiff fährt unter Schweizer Flagge, gehört aber zur US-amerikanischen Reederei AmaWaterways. Das in Kalifornien ansässige Unternehmen war Anfang April einer jener Teilnehmer bei einem Runden Tisch von Ex-Verkehrsminister Norbert Hofer, die im Anschluss eine Deklaration zur verpflichtenden Aufzeichnung von Abfall und Abwässern unterzeichneten. Dass das Stück Papier große Bedeutung habe, denkt Hartl nicht. „Ich glaube nicht an den Besserungswillen der Schifffahrtsunternehmen.“

Ganz anders sieht das Vera Hofbauer, die Leiterin der Obersten Schifffahrtsbehörde im Verkehrsministerium. „Das mediale Interesse hat auch die letzten schwarzen Schafe dazu bewogen, umzudenken.“ Auf Hartls Foto ist laut Hofbauer mit „99-prozentiger Sicherheit kein Kot zu sehen“. „Wenn ein Schiff ablegt, bilden sich Schwelstoffe, Algen und Hölzer treten an die Oberfläche. Da fangen biologische Prozesse an“, erklärt Hofbauer die „Klumpenmasse“.

Schiff ließ halbgeklärtes Tankwasser in Donau

Damit die Schiffe auch tatsächlich Fäkalien sachgemäß entsorgen, dafür sollen schwerpunktmäßige Kontrollen sorgen. Knapp die Hälfte der 190 Donau-Schiffe seien seit April inspiziert worden. Drei Kontrollen seien auffällig gewesen. Einem Schiff wurde die Einleitung von halbgeklärtem Tankwasser nachgewiesen. „Grund war ein technisches Problem. Wir haben das Unternehmen trotzdem angezeigt“, erzählt Hofbauer.