Bundespräsident war doch kein Doktor

Einen Tagesordnungspunkt mit ungewöhnlichem Hintergrund hat der Gemeinderat am Mittwoch zu behandeln. Es geht um die Umbenennung der Dr.-Wilhelm-Miklas-Straße am Turnerberg. Der rund 300 Meter lange Straßenzug in Bestlage wird die ersten Lettern verlieren, sofern im Stadtparlament eine Mehrheit zustande kommt, wovon auszugehen ist.

Hintergrund sind Recherchen eines Hobby-Historikers, der die Stadt darauf aufmerksam gemacht hat, dass der Namensgeber der Sackgasse im Norden der Stadt, der in Krems geborene und von 1928 bis 1934 regierende Bundespräsident Wilhelm Miklas, gar keinen Doktortitel hatte. Das Stadtarchiv überprüfte die Angaben des Bürgers und ersuchte wiederum die Universität Wien darum, eine zuverlässige Aussage zu Miklas‘ akademischer Karriere zu übermitteln.
Die bestätigte nun den Erstverdacht. „Die Straßenbezeichnung entspricht nicht den historischen Gegebenheiten“, teilt Magistratsdirektor Karl Hallbauer mit. Miklas studierte Geschichte und Geografie, promovierte aber offensichtlich nicht. Hinweise eines Politikers, es könnten wegen der Anpassung von Dokumenten Kosten für Anrainer entstehen, bestätigt Hallbauer nicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu Aufwendungen kommen wird, wenn ich ein ‚Dr.‘ weglasse.“