Schwierige Zeit für Kultur: Lieber Netflix & Co. statt Live-Erlebnis?

„Das Publikum ist Großteils zurück und hat Lust auf Live-Kultur!“, freut sich Klaus Moser, Geschäftsführer der NÖ Festival und Kino GmbH. Diese ist zuständig für Festivals wie Imago Dei und Glatt&Verkehrt sowie das Kino im Kesselhaus.

„Die Corona-Skepsis schwindet. Unsere Festivals waren 2022 gut gebucht. Wir bemerken aber auch, dass unsere Zuschauer genau auswählen, was sie sehen möchten. Das hat jedenfalls auch mit der Teuerungswelle zu tun. Man geht auf Nummer sicher.“ Der Vorverkauf für Imago Dei, das ab 17. März startet, sei aber „schon gut angelaufen“.
Beim Kino im Kesselhaus sei die Situation eine etwas angespanntere: „Die Leute haben sich in den Lockdowns an das Streamen von Filmen zu Hause auf der Couch gewöhnt und mussten erst wieder lernen, wie schön es ist, Filme auf der großen Leinwand zu genießen. Damit haben aber alle Kinos zu kämpfen.“ So möchte man nun das Gesamterlebnis Kino noch attraktiver machen.
„Wir haben zum Beispiel im Februar ein Valentine-Special, das man als Dinner&Cinema mit einem Menü in der Filmbar kombinieren kann. Außerdem planen wir einen Jugendclub, und die Filmgespräche und Live-Konzerte gehen natürlich auch 2023 weiter.“ Vor allem das zweite Halbjahr 2022 habe aber auch aufgrund vieler attraktiver Filmstarts bereits einen deutlichen Aufwärtstrend gezeigt.
„Man sehnt sich nach Feel Good-Unterhaltung“
„Nur die ältere Generation ist bei Großveranstaltungen vielleicht noch ein bisschen vorsichtig. Allgemein beschäftigt uns das Thema Corona allerdings nur noch marginal. Dafür kommen nun andere Herausforderungen auf uns zu“, konstatiert Wolfgang Übl, Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur Cayenne. Die Rede ist von gestiegenen Kosten in der Durchführung von Veranstaltungen und damit auch gestiegenen Eintrittspreisen. „Das Konsumverhalten hinsichtlich Kultur hat sich spürbar geändert. Die Leute wählen selektiver und kurzfristiger aus wohin sie gehen, wo und wie sie ihr Geld ausgeben“, teilt Übl die Einschätzung von Moser.
„Kulturbetriebe die früher vor allem auf ausländische Gäste gesetzt haben, müssen nun vermutlich mit der Philosophie arbeiten, dass 50 Prozent das neue ,Ausverkauft‘ ist“, lautet Übls generelle Einschätzung.
Inhaltlich seien Feel Good-Veranstaltungen, auf denen es vor allem um Spaß und Ablenkung geht, zur Zeit deutlich einfacher zu verkaufen, als welche mit schweren Inhalten. „Wir versuchen deshalb in erster Linie, auf den Wohlfühlfaktor zu setzen. Wichtig ist, dass man am Ende nach Hause geht und das Gefühl hat, schöne Stunden verbracht zu haben.“
Nicht nur bei Besuchern, sondern auch bei Klima-Aktivisten steigen Kunstmuseen in der Beliebtheit. Fürchtet man sich in Krems vor entsprechenden Protestaktionen? „Das Aufsichtspersonal ist gebrieft, alle schärfen ihre kontrollierenden Augen“, heißt es dazu von der Kunstmeile. „Der Schutz der Objekte hat bei uns natürlich höchste Priorität.“ So sind auch, entsprechend der Vorgaben, gewisse Leihgaben hinter Glas geschützt.