Hotelprojekt in der Kremser Innenstadt ist gestorben

Erstellt am 25. August 2021 | 05:29
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Die Häuser Obere Landstraße 13 und 15, Sparkassengasse 1 und 3 sowie Spitalgasse 10 werden nicht abgerissen. Das ist nach dem Ergebnis des städtebaulichen Gutachtens klar.
Foto: Johann Lechner
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Gutachten bescheinigt dem Vorhaben der Kremser Bank in der Innenstadt kein öffentliches Interesse.

Ein Hotel mit 110 Zimmern, 17 Wohnungen, eine zweigeschossige Tiefgarage mit 163 Parkplätzen und zwei Geschäftslokale: Die Pläne der SK Immobilien GmbH, einer Tochterfirma der Kremser Bank, für ihren teilweise leer stehenden Gebäudekomplex in der Fußgängerzone waren groß – und auch schon weit fortgeschritten. Der Architekturwettbewerb mit zehn Teilnehmern war bereits abgeschlossen. Doch jetzt kommt alles anders: „Das Hotelprojekt zur Attraktivierung und Belebung der Innenstadt wird von uns definitiv nicht mehr weiterverfolgt“, teilt der Direktor der Kremser Bank, Christian Hager, der NÖN schriftlich mit.

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Christian Hager, Direktor der Kremser Bank: „Natürlich sind wir enttäuscht.“
Foto: Archiv

Grund dafür ist ein Gutachten des Raumplaners Herbert Schedlmayer aus Loosdorf, das die Stadt Krems in Auftrag gegeben hatte. Es kommt zu dem Ergebnis, dass „unter Berücksichtigung der schutzwürdigen Interessen der bisherigen Mieter kein öffentliches Interesse an der Realisierung des Projektes“ vorliegt. Das hätte die SK Immobilien GmbH aber gebraucht, um die Häuser in der Oberen Landstraße 13 und 15, Sparkassengasse 1 und 3 und Spitalgasse 10 abreißen und ihr Vorhaben umsetzen zu dürfen (die NÖN hatte mehrfach berichtet). Zwar ist seitens der Stadt bislang noch kein negativer Interessensbescheid ergangen, seine Ausstellung ist allerdings nur ein Formalakt. Von ihrem Einspruchsrecht wird die SK Immobilien GmbH auf jeden Fall keinen Gebrauch machen.

Sechs zu zwei: Klarer Sieg für „Null-Variante“

Zu dem für die Kremser Bank so unerfreulichen Ergebnis gekommen ist der Gutachter durch eine Beurteilung des Projekts anhand jener Gütekriterien, die im Mietrechtsgesetz als entscheidend für das öffentliche Interesse niedergeschrieben sind. Die da wären: „Verkehrsrücksichten, Assanierungszwecke, die Milderung eines quantitativen oder qualitativen Wohnungsbedarfes oder aus anderen Gründen“. Am Ende war die Entscheidung eine klare Sache. Die „Null-Variante“, also die Nicht-Realisierung des Projekts, siegte mit sechs zu zwei Punkten gegen die Abriss- und Neubaupläne.

Interessant: Nicht einmal beim Unterpunkt „Öffentliches Interesse an einer nachhaltigen Tourismusentwicklung“ konnte das Vorhaben punkten. Und das, obwohl im Gutachten auf die „Vergrößerung des Betten angebotes in Krems um circa zehn Prozent“, eine „Frequenzerhöhung in der Altstadt“ und eine „Aufwertung der Innenstadt“ hingewiesen wird. Hager will sich zu dem 25-seitigen Papier „im Detail nicht äußern“, teilt aber mit: „Wir finden es sehr schade, dass die überaus positiven Argumente für das Projekt – nicht zuletzt wegen des Fehlens eines örtlichen Raumordungsprogrammes – keine entsprechende Berücksichtigung gefunden haben, obwohl die Stadtführung dem Projekt stets sehr positiv gegenüberstand.“ Die Enttäuschung sei nun natürlich groß, er sehe aber auch „das Ende einer Täuschung“, schreibt Hager. Was er genau damit meint, präzisiert der Bankdirektor nicht.

„Müller-Leerstand“ soll beseitigt werden

Bei den über 20 Mietern, von denen viele mit Rechtsmitteln gegen das Projekt gekämpft hatten, sorgt das Gutachten jedenfalls für Erleichterung. Sie dürfen nun in ihren Wohnungen bleiben. Auch der Spar-Markt, um den viele Innenstadtbewohner Sorgen hatten, wird bleiben. Hager teilt hierzu mit, dass der Verbleib des Lebensmittelgeschäfts aber ohnehin nie infrage gestanden sei. Wie es nun insbesondere mit dem 1.640 Quadratmeter großen Leerstand, in dem zuletzt der Drogerieriese Müller eine Filiale hatte, weitergeht, „wird geprüft“.

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