Winzer-Buch sorgt weiter für Wirbel

Erstellt am 17. September 2018 | 15:45
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Anita Robitschek (Zweite von links) zeigte sich gerührt über den Empfang in der Sandgrube 13, die einst ihrem Onkel gehörte. Mit im Bild: Cousine Tamara Galon-Wexner, Winzer-Krems-Vorstandsvorsitzender Franz Bauer und Geschäftsführer Franz Ehrenleitner (von links).
Foto: Gertrude Lechner
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Bei der Präsentation von „Der Wein des Vergessens“ stand die Stadtspitze in der Kritik.

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Wegen ihres Schweigens kritisiert: Vizebürgermeisterin Eva Hollerer
Foto: Martin Kalchhauser

„Es erstaunt mich sehr, welche Wirkung das Wort haben kann, und ich bin sehr glücklich darüber“, konnte Autor Bernhard Herrman bei der Buchpräsentation selbst kaum glauben, was sein gemeinsam mit Robert Streibel verfasster Roman „Der Wein des Vergessens“ ins Rollen gebracht hat. Winzer-Krems-Geschäftsführer Franz Ehrenleitner, der in dem Buch über die vergessene Arisierung der Sandgrube mit den Worten zitiert wird: „Lassen Sie uns endlich damit in Ruhe!“, trat im vollbesetzten Literaturhaus ans Mikrofon und verlas einen Text für die aus Venezuela angereiste Nichte des früheren jüdischen Eigentümers.

Robitschek-Nichte in der Sandgrube 13 begrüßt

„Wir versprechen, dass wir uns ernsthaft mit unserer Geschichte auseinandersetzen, und wir wollen unser Bestes geben, um die Erinnerung an Ihren Onkel Paul Robitschek wachzuhalten“, heißt es in dem Brief.

Bereits am Nachmittag waren Anita Robitschek und ihre aus Israel angereiste Cousine in der Sandgrube 13 empfangen worden, wo derselbe Brief verlesen wurde und es eine Führung und Weinverkostung gab. Robitschek, die erst durch die Autoren von ihrer Kremser Familiengeschichte erfahren hatte, zeigte sich gerührt.

Empörung über unklare Haltung der Stadtspitze

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Wegen des Schweigens kritisiert: Bürgermeister Reinhard Resch.
Foto: Martin Kalchhauser

Zum Eklat kam es bei der Buchpräsentation, als das Publikum nach einer Stellungnahme der Stadtspitze fragte. Bürgermeister Reinhard Resch, der zur selben Zeit im Rathaus Stein die Ehrenringe „Summa cum laude“ verlieh, wurde von Vizebürgermeisterin Eva Hollerer vertreten. Diese fühlte sich von der Frage überrumpelt und weigerte sich, „in die eine oder andere Richtung populistische Worte zu wählen“ – was den Eindruck entstehen ließ, die Stadtspitze wolle in dieser Frage nicht Position beziehen, und zu empörten Reaktionen führte.

Auf Anfrage der NÖN erklärte Resch, die Ehrenringverleihung finde jedes Jahr zu diesem Termin statt und sei lange im Voraus festgestanden. Da ihm die Aufarbeitung der Vergangenheit ein großes Anliegen sei, begrüße er, dass die Winzer Krems sich jetzt mit ihrer Geschichte auseinandersetzen, stellte Resch klar. „Es wäre aber für alle Beteiligten besser gewesen, wenn man das gleich bei den Erstgesprächen getan hätte“, fügte er hinzu.

Dem Verkauf des Buches hat der Wirbel naturgemäß nicht geschadet: „In 20 Minuten wurden fünf ,Wein des Vergessens‘ verkauft“, freute sich Streibel nach einem Besuch in der Buchhandlung Schmidl in Krems.

Stellungnahme

Die Volkspartei Krems reagierte am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme: "Es ist die Pflicht aller Bürgerinnen und Bürger, sich klar und eindeutig zu positionieren - für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sowie gegen Gewalt und Diktatur. Wenn es um die NS-Zeit geht, darf es kein Lavieren geben, sondern nur einen klaren Standpunkt: Nie mehr wieder!" Man unterstütze und begrüße die Bemühungen der Winzer Krems um eine historische Aufarbeitung.

 

 

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