Tourengeher verschüttet

Erstellt am 22. Jänner 2022 | 23:00
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Lawine riss Mann am großen Sulzberg mit. Am Tirolerkogel trat ein Kremser ein Schneebrett los und am Türnitzer Höger verirrte sich ein Mann beim Abstieg.

Es hätte eine gemütliche Skitour werden sollen, doch sie hätte beinahe fatal geendet. Eine Lawine riss einen Mann am großen Sulzberg bei Ulreichsberg mit und verschüttete diesen komplett.

Der Zwischenfall ereignete sich am Samstag kurz nach 13.30 Uhr. Eine fünfköpfige Freizeitsportlergruppe aus dem Raum St. Pölten und Krems, darunter Skitourengeher und Snowboarder, war gerade auf rund 1.200 Metern Seehöhe bei der Abfahrt, als einer von ihnen ein Schneebrett lostrat. Dieses erfasste dessen 33-jährigen Freund, riss den Herzogenburger rund 120 Meter auf einer Forststraße die Tiefe und verschüttete ihn komplett.

Obwohl der Sportler einen Airbag-Rucksack trug, löste dieser nicht mehr aus. Der Mann hatte aber gleich mehrere Schutzengel – seine Begleiter: Diese konnten ihren Kameraden innerhalb weniger Minuten mit dem Lawinenverschüttetensuchgerät orten und ausgraben. Der Mann war unverletzt und konnte sogar selbstständig, aber begleitet von seinen Rettern, ins Tal abfahren. Dennoch waren nach der Notrufalarmierung 33 Bergretter der Ortsstellen Annaberg, Mitterbach, Türnitz, Hohenberg und St. Aegyd mit zwei Suchhunden und fünf Alpinpolizisten im Einsatz.

Vorbildlich reagiert und Leben gerettet

Großes Lob zum Verhalten der Begleiter des Verschütteten kommt vom Leiter der Alpinpolizei Niederösterreich, Michael Hochgerner: "Sie reagierten vorbildlich. Dadurch, dass sie mit Schaufel, Sonde und Lawinenverschüttetensuchgerät ausgestattet waren und somit rasch ihren Begleiter wieder ausgraben konnten, haben sie ihm vermutlich das Leben gerettet." Dieser Einsatz zeige, wie wichtig neben einer guten Ausrüstung im alpinen Gelände es ist, Kameradenrettung und auch Erste Hilfe zu trainieren.

Gleicher Ansicht ist auch Robert Salzer, Gebietspressesprecher Gebiet Mitte der Bergrettung: "Die restlichen, nicht verschütteten Mitglieder der Gruppe haben vorbildlich gehandelt und konnten innerhalb von zehn Minuten den begrabenen Tourengeher befreien, sodass das weitere Einsatzgeschehen großteils ohne Eingreifen der Bergrettung bewerkstelligt werden konnte. Nur dadurch und dank großem Glück gab es keine Personenschäden zu beklagen.”

Lob kommt auch vom Landesleiter der Bergerettung NÖ/Wien, Matthias Cernusca: "Alle Tourengeher waren gut ausgerüstet, haben schnell reagiert und die Lawinenabgänge gemeldet, auch wenn niemand wirklich zu Schaden gekommen ist. Daher: ,Danke für das vorbildliche und vorausschauende Verhalten, mit dem stundenlange, ressourcenintensiven Einsätze verhindert werden.”

Doch dies war nicht der einzige Bergrettungseinsatz an diesem Tag: Mittags, nordwestlich vom Tirolerkogel, im so genannten „Sterngassl“ löste ein Skitourengeher bei der Abfahrt ein zirka 20 Meter breites Schneebrett und wurde rund 50 Meter mitgerissen. Dabei verlor er seinen Ski. Der 47-Jährige hatte aber Glück: Er wurde nicht verschüttet und fuhr selbstständig, begleitet von drei anderen Skitourengehern, ins Tal. Er meldete über Notruf, dass er das Schneebrett gelöst hatte, aber niemand verletzt oder verschüttet wurde.

Bereits am Freitag gab es einen Einsatz für die Bergretter aus Türnitz, Freiland und Lilienfeld sowie für die alpine Einsatzgruppe der Polizei: Beim Abstieg vom Türnitzer Höger verfehlte ein Mann im Schneesturm den Weg. Da es finster wurde, verständigte er den Notruf. Für die Bergretter gestaltete sich die Lokalisierung des Vermissten im weitläufigen Gebiet vorerst schwierig. Einem Bergretter gelang es aber dann aufgrund einer genaueren Ortsangabe, die Stelle zu finden. Teilweise über Funk wurden die Helfer bei Finsternis im Schneesturm zum richtigen Platz geleitet und konnten den Verirrten auffinden. Sie brachten den Mann unversehrt ins Tal.