Bruck zwingt zum Hinschauen

Der Übergang vom Amateur- zum Profifußball ist rein rechtlich weniger kompliziert, als er scheint. Mit Pauschaler Reisekostenaufwandsentschädigung (PRAE; 720 Euro monatlich) und geringfügiger Beschäftigung (knapp 500 Euro monatlich) lassen sich Kicker ohne großartig hohe Steuer- bzw. Abgabenbelastung recht kommod entlohnen. Jene Fußballer, die diese 1.220-Euro-Barriere durchbrechen, müssten dann als Vertragsspieler bzw. Profis gemeldet werden. Alleine diese Möglichkeit ist als klares finanzpolitisches Zugeständnis an den Sport zu werten.
Blöd nur, wenn es einen Verein wie den ASK/BSC Bruck derart zerlegt, dass plötzlich alle Seiten mit runtergelassenen Hosen dastehen. Bei Lichte wurde deutlich, dass diese Barriere zumindest in diesem Fall mehr als schamlos ignoriert wurde. Die für Szene-Kenner wenig überraschende Erkenntnis: Zumindest in gewissen Sphären des Amateurfußballs floriert die Schwarzarbeit.
Der Fußballverband musste sich bislang vorwerfen lassen, dass er bei diesem Thema wegsah. Jetzt tut er das nicht mehr.
Nicht nur, dass sich Verein und Spieler offiziell vor den Behörden für ihr Tun verantworten müssen, werden beide Seiten jetzt auch verbandsintern belangt. Der ASK/BSC Bruck und die betreffenden Spieler – die in der Winterübertrittszeit großteils zu anderen Vereinen abgewandert sind – werden am Donnerstag vor den Kontrollausschuss zitiert. Wird den Kickern dort ein Verstoß gegen die Amateurbestimmungen nachgewiesen – und der liegt auf der Hand –, dann drohen ihnen Mindeststrafen von zwei Pflichtspiel-Sperren.
Lächerlich – mögen Kritiker einwerfen. In Wahrheit ist es aber eine 180-Grad-Kursänderung. Der Verband verschließt nicht weiter Augen, Ohren und Mund, um das Offensichtliche zu kaschieren, sondern stellt sich glaubhaft diesem Thema.
So hätte der groteske Vereinskollaps des Regionalligisten Bruck sogar einen Nutzen für den Fußball. Nämlich die Erkenntnis, dass es für Vereine und Spieler gleichermaßen ratsam ist, ihr Arbeitsverhältnis sauber abzubilden.