Kritik: Salomons Reise

Erstellt am 26. Mai 2015 | 16:27
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Foto: NOEN, photo-graphic-art
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Musikalischer Hochgenuss bei den Barocktagen Melk - "Das Team Mozart" um Martina Jankova und Michael Schade lud auf eine mitunter heitere Reise zu Mozarts Kostbarkeiten.
„Ich hatte die Ehre vier der der mich zutiefst berührenden Konzerte meines Konzertlebens zu erfahren.“ Michael Schade, Intendant der Internationalen Barocktage Stift Melk, schwelgt in musikalisch kostbarem Überfluss an den diesigen Konzerttagen in Melk. Nach herausragenden Darbietungen des Kammerensembles des Concentus Musicus Wien, mit Erich Höbarth als Primus, danach der Lauten Compagney Berlin und Wu Wei, am späten Abend dann eine Reise zum Himmel mit Jacobus Gallus und dem vielfach bestaunten Darbietungen des Vokalensemble „ensemble 15.21“ - zweifelsohne dramatische Höhepunkte des Festivals am 2. Tag.
 
Ein besonderer Glanzpunkt an diesem Tag - Salomon’s Reise - eine Oper von Mozart in halbszenischer Aufführung unter Ruben Drubovsky und dem Bach Consort Wien. Mozart in London - das wäre der Plan gewesen. Stattdessen schickte Johann Peter Salomon dessen Sänger sowie das Publikum auf die Reise - ‚un viaggio musicale‘ - der Dramaturgie der Stiftstage treu bleibend.

 

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Michael Schades Tochter Stella
Foto: NOEN, photo-graphic-art



Unter der Regie von Manuel Hauer luden nicht geringere als Martina Jankova, Manuel Walser und Michael Schade das Publikum auf diese spektakuläre Reise. Martina Jankova, eine der gefragtesten Mozartinterpretinnen ihrer Generation, dieses Jahr auch in Händels Saul unter Nikolaus Harnoncourt bejubelt, und Kammersänger Michael Schade selbst, sangen mit berührend schöner Leichtigkeit, brillant und mit viel Witz und Esprit in den halbszenischen Darbietungen einer besonderen Auswahl an Mozarts Stücken. Ein effektreiches Potpourri an glanzvollen Konzertarien Mozarts, die einen Blick in das Leben dreier berühmter Sänger erlauben - gleichsam ein Pasticcio dreier Sänger, kreiert von Veronika Zimmermann, Dee Mckee und Michael Schade als Librettisten.

Michael Schade - „“Ich möchte selbst als Mozart Tenor begraben werden“ - bestach durch berückende, fein getragene Linien in „Dalla Sua Pace“ des Don Ottavio aus Don Giovanni. Mit Martina Jankova bezaubernd im Duett „Crudel I Peche finora“ (Le Nozze de Figaro), wie auch Martina Jankova herausragend in „Non pui, toto ascoltai .. non temer, amato bene“, Rondo für Sopran mit Violine, erstaunlich brillant begleitend hier Agnes Stradner, Primgeigerin des Bachconsorts Wien.
 
Ganz besonders wiederum die Darbietung des jungen Baritons Martin Walser, durch ein Sponsoring der Capital Bank für junge Talente dieses Jahr auserkoren, bei den Barocktagen Melk zu debutieren. Der junge Schweizer Bariton Manuel Walser, Schüler unter anderem von Thomas Quasthoff und Brigitte Fassbänder, und Preisträger der Stelle Maris International Song Competition, bestach durch persönlich ausdrucksstarke Ausformungen, mit viel Rafinesse auch im Terzett „Liebes Mandel, wo is’ Bandel’, KV 441. Manuel Walser ist dieses Jahr neu im Ensemble der Wiener Staatsoper engagiert.
 
Florian Teichtmeister als Johann Peter Salomon kommentierte und Michael Schades 8-jährige Tochter Stella begeisterte als Mozart in herausragender Eloquenz, letztere erstaunlich textsicher, mit entzückender Keckheit.
 
„Mein Herz ist völlig entzücket, aus lauter vergnügen, weil mir auf dieser Reise so lustig ist“, schreibt Mozart schon als Kind. Salomons Reise ein Bravourstück spektakulärem Aufbrechens und Ankommens an Orten musikalischer Überraschungen.
 
Kritik von Brigitte Ulbrich