Chirurgie: Patienten orten Missstände im Spital

Erstellt am 19. Dezember 2017 | 05:00
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Landesklinikum Melk
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Foto: Glück
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Häufige Komplikationen bei Gallenblasen-Operationen. Patientenanwalt sieht keine besondere Auffälligkeit im LKH Melk.

Schwere Anschuldigungen gegen das Melker Landesklinikum erhebt ein Ehemann, dessen Frau (alle Namen der Redaktion bekannt) bei einer Gallenblasen-OP in der Melker Chirurgie ein Leck in den abführenden Gallengang geschnitten wurde.

Die behandelnden Ärzte erkannten den Fehler nicht und die Patientin musste in die Intensivstation ins LKH Amstetten überstellt werden, wo sie beinahe verstorben wäre. Noch heute, mehr als ein halbes Jahr nach der Operation, leidet die Frau an den Folgen. „Da es kein Einzelfall ist, habe ich den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt“, erzählt der Angehörige.

Mehrere Fälle bekannt

Und in der Tat liegen der NÖN weitere Fälle vor, die ebenso unglücklich verlaufen sind. So führte eine missglückte Gallenblasenentzündung etwa zur Frühpension des Betroffenen, ein weiterer Patient soll nach einer verpatzten OP nach Linz überstellt worden sein, wo sein Leben gerettet werden konnte.

Weniger Glück hatte eine andere Patientin, die nach einer Gallenblasen-OP verstorben ist – ob tatsächlich die OP der Auslöser war, ist aber unklar.

„Uns ist bewusst, dass im Krankheitsverlauf mehrfach mögliche Komplikationen aufgetreten sind.“Andreas Krauter, Regionalmanager Mostviertel

Nachgefragt bei der Patientenanwaltschaft, verweist Anwalt Gerald Bachinger darauf, dass aufgrund des Datenschutzes über einzelne Fälle nicht gesprochen werden kann. Ein genannter Fall sei ihm aber bekannt und werde derzeit auch untersucht.

„Es gibt aber kein besonderes Problem mit der Melker Chirurgie. Die Auffälligkeiten liegen im Mittelfeld aller Stationen in Niederösterreich. Das Melker LKH ist nicht auffällig.“ Er ersucht auch die Betroffenen, die sich an die NÖN gewandt haben, sich mit ihm in Verbindung zu setzen: „Wenn sich Patienten an uns wenden, können wir dem nachgehen.“

Neben Patienten berichtet aber auch Klinik-Personal, dass immer mehr Fälle in die umliegenden Krankenhäuser St. Pölten und Amstetten vermittelt werden. Pflegepersonen klagen zudem über die aktuellen Zustände in der Chirurgie und dem OP-Bereich.

Analyse beauftragt

Bei der Landeskliniken-Holding will man auf diese Gerüchte nicht eingehen, allerdings bestätigt man die Krankengeschichte der erstgenannten Patientin. „Uns ist bewusst, dass im Krankheitsverlauf mehrfach mögliche Komplikationen aufgetreten sind“, so Regionalmanager Andreas Krauter. Mit dem Bekanntwerden des Falles wurde eine Analyse beauftragt, um die aufgetretenen Komplikationen zu klären.

Die möglichen Rückschlüsse aus dem Ergebnis wurden laut Krauter bereits gezogen und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet, damit es zu keiner Wiederholung des Falles kommt. Der Regionalmanager des Mostviertels drückt aber sein Bedauern über den Vorfall aus und hofft, dass es zu einer baldigen Genesung kommt.

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