Donauuferbahn: Und nochmal ein lautes „Nein“

Seit 2019 ist die Donauuferbahn aus dem Bezirk verschwunden. Vom Tisch ist das Thema aber nicht – zumindest, wenn es nach der Bürgerinitiative „Donauuferbahn jetzt“, der Verkehrswende und über 600 Unterstützer der Petition zur Revitalisierung der Bahn geht. Ganz anders sehen das aber die fünf Bürgermeister der betroffenen Gemeinden Hofamt Priel, Persenbeug-Gottsdorf, Marbach, Klein-Pöchlarn und Leiben.
„Da werd‘ ich eher Papst, bevor es dafür grünes Licht gibt.“ Zur Erinnerung: Kurz vor Weihnachten beschlossen vier der fünf betroffenen Gemeinden per Resolution, das Thema Donauuferbahn zu beenden (in Leiben steht die Entscheidung noch aus). Auch gegenüber Ludwig Schleritzko, Mobilitätslandesrat (ÖVP), sprachen sie sich gegen die Revitalisierung aus. Eine neue Buslinie als Alternative zur Donauuferbahn soll stattdessen forciert werden. Bei einer Pressekonferenz gab es in der Vorwoche nochmals ein lautes „Nein“ der Bürgermeister zu hören. „Es reicht uns einfach. Da werd‘ ich eher Papst, bevor es dafür grünes Licht gibt“, sagt Hofamt Priels ÖVP-Bürgermeister Friedrich Buchberger. Die Argumente der Ortschefs: Mit der Westbahn in unmittelbarer Nähe brauche man keine „Parallelbahn im Nibelungengau“, der Großteil der ehemaligen Strecke hat bereits den Besitzer gewechselt – und die Instandsetzung bzw. Modernisierung verursache immense Kosten.
Pendlerverkehr: Bus als Alternative zur Bahn. Angesprochen auf die neue Buslinie, erklärt Buchberger, dass es sich dabei um eine „Ringfahrt“ handeln soll. „Der Bus startet am Ybbser Bahnhof und fährt über Hofamt Priel, Persenbeug-Gottsdorf, Marbach und Klein-Pöchlarn zum Pöchlarner Bahnhof. Auf Wunsch aus Leiben schauen wir uns auch eine Anbindungsverbesserung von dort nach Pöchlarn an“, gibt er Einblick. Für die Umsetzung werde man mit dem Verkehrsverbund Ost-Region zusammenarbeiten.
Und was, wenn die Bürger die Donauuferbahn wollen? Wie schon erwähnt, haben über 600 Unterstützer die Online-Petition „Weg frei für neue Donauuferbahn“ der Initiative und der Verkehrswende unterschrieben (zum Redaktionsschluss Dienstagfrüh zeigt die Homepage 608 Unterstützer). Seit dem 20. Dezember 2021 ist die Petition online. Dass die Bürger die Donauuferbahn wieder in der Region haben wollen, ist für Buchberger ein Szenario, das nicht existiert: „Die Bevölkerung würde das null verstehen. Das wäre doch ein Unding, zig Millionen dafür zu investieren.“ Und die 608 Unterstützer? „Der Großteil davon ist nicht aus den fünf betroffenen Gemeinden“, hält er dagegen. Und das stimmt, wenn man einen Blick auf die Statistik der Online-Petition wirft: Nur 106 der 608 Stimmen wurden aus den fünf betroffenen Gemeinden abgegeben, die meisten davon stammen aus Persenbeug-Gottsdorf (57). 200 kommen insgesamt aus dem Bezirk Melk, in Summe 396 aus Niederösterreich, 104 aus Wien. Unterstützung gibt’s auch aus anderen Bundesländern. Und dem Ausland: 18 Stimmen aus Deutschland, jeweils eine aus Italien und der Schweiz. Die Petition läuft noch, das Endergebnis ist noch offen. Für Wolfgang Hnat, den Gründer der Initiative „Donauuferbahn jetzt“, war die Petition allerdings ein Mitgrund, jetzt aus der ganzen Sache auszusteigen.
Güterverkehr: Förderband als Alternative zur Bahn. Bei der Pressekonferenz führten die Bürgermeister als Alternative für den Schotterstransport das geplante Förderband vom Hartsteinwerk Loja über die Donau zur Westbahn in Krummnußbaum ins Treffen: Eine Seilbahn sei die „umweltfreundlichste Variante“. Nachgefragt beim Hartsteinwerk verweist Christian Häusler auf mehrere Gespräche mit Christa Kranzl zur Belebung der Trasse, aber auch auf den Ist-Stand: „Basierend auf unserem Kenntnisstand ist eine Reaktivierung aus unserer Sicht technisch sehr anspruchsvoll und kostenintensiv und damit wirtschaftlich schwierig umsetzbar, da große Streckenteile bereits zum Teil rückgebaut und die Grundstücke veräußert sind. Weiters ist die Strecke nicht elektrifiziert, von schlechtem technischem Zustand und niedriger Strecken- bzw. Belastungsklasse, sodass eine dem Stand der Technik entsprechende Nutzbarkeit nicht gegeben ist.“
Falls die Donauuferbahn „in zeitgemäßer Weise in beide Richtungen erneut ausgebaut“ werden würde, wäre eine Mitnutzung durch die Loja aber vorstellbar. Für die „Förderband-Donauquerung“ laufe aktuell noch die Machbarkeitsprüfung. Häusler betont zudem die Vorzüge der Seilbahn: etwa ein direkter, emissionsneutraler Materialumschlag zur – bereits elektrifizierten – Westbahn, keine Umwegfahrten oder die nachhaltige Investition, da eine „dauerhafte Streckenbedienung mit ausreichender Kapazität sichergestellt“ wäre. „Am Ende des Tages ist jedes Bemühen, welches Schwerverkehr auf die Bahn bringt, erstrebenswert und ein großer Beitrag zum Umweltschutz und zur Absicherung der österreichischen Wirtschaftsleistung. Gemeinsam eine gute Lösung für die gesamte Region zu erreichen, wäre sehr in unserem Interesse“, resümiert Häusler.