Rübenderbrüssler setzt der Zuckerrübe in Niederösterreich zu

Kaum so groß wie der Daumennagel ist er, der Rübenderbrüssler, und kann doch zu massiven Problem in der heimischen Zuckerrübenlandwirtschaft sorgen. Die Zuckerrüben und deren Blätter frisst der kleine Käfer nämlich am liebsten. „In ganz Niederösterreich haben wir 5000 Hektar Verlust, das sind ungefähr 60.000 Tonnen Zucker“, sagt Lorenz Mayer, Landwirtschaftskammer Vizepräsident. Bis jetzt hat sich der Käfer noch nicht so wohl gefühlt – bei feuchtem Wetter bewegt er sich kaum.
Jetzt, wo der Sommer seine ersten Boten schickt, erwacht er erst – der Rübenderbrüssler mag es trocken und heiß – da kommt ihm der Klimawandel grad gelegen, sagt Mayer. Bei heißem Wetter würden nämlich auch die Eier nicht sterben, die der Rübenderbrüssler legt - das sind pro Käfer zwischen 100 und 200 Stück.
Neonicotionoid-Beize endgültig verboten
Bereits 2018 wurde das wirksamste Mittel gegen den Schädling, das Neonicotinoid – EU-rechtlich verboten. Hierzulande durfte es bisher zwar weiterhin verwendet werden – aufgrund einer Notfallzulassung wegen des massiven Schädlingsbefalls. Nach einem erneuten Urteil des Europäischen Gerichtshofes soll jetzt aber ein für alle Mal Schluss mit dem Neonicotinoid sein.
Der Grund dafür: Das Schädlingsmittel würde die heimischen Bienenvölker und die Artenvielfalt bedrohen. Für Lorenz Mayer ist das unverständlich: „Das Neonicotinoid kommt mit der Beize bis zum Blatt, das heißt, der Rübenderbrüssler wird bekämpft, wenn er in das Blatt beißt. Für die Bienen hat das keine Auswirkungen, vor allem weil die Rübe nicht blüht.“ Die Alternative zur Saatgutbeizung mit Neonicotinoid sind Insektizide und Pheromonfallen. Diese würden die Käfer in Kübeln anlocken, anschließend könne man sie einsaugen. Das Verfahren ist aber sehr arbeits- und geldintensiv und fängt nur 15-20 Prozent der Schädlinge ab, erzählt Mayer. Außerdem würden die Pheromonfallen auch nur etwas bewirken, solange die Käfer noch nicht fliegen können.
„In Mistelbach haben wir ungefähr 460 Landwirte in der Zuckerrübenwirtschaft. Wie es jetzt weitergeht, ob manche mit dem Rüben-Anbauen aufhören müssen, ist jetzt noch kaum vorhersehbar“, sagt Johannes Denner. Das würde vor allem davon abhängen, wie stark der Rübenderbrüssler sich jetzt vermehrt.
Rübenderbrüssler setzt der Zuckerrübe in Niederösterreich zu. Der Schädlingsbefall durch den Rübenderbrüssler auf den heimischen Zuckerrübenfelder wird zunehmend ein Problem. Das wirksamste Mittel dagegen wurde jetzt EU-rechtlich verboten.
„Zufallsprodukt der Natur“
Wenn es so weitergeht, wird der Zuckerrübenanbau bald nur noch ein Zufallsprodukt der Natur sein, sagt Mayer nachdenklich. Von der kürzlich abgesendeten Petition mit der Forderung auf praxistaugliche Lösungen im Hinblick auf Pflanzenschutzmittel erhofft sich der Landwirt: „Wir hoffen, dass wir wirklich bald die Unterstützung haben, dass wir in Zukunft wieder Pflanzenschutzmittel haben um unsere Landwirtschaft produzieren zu können.“ Es würde überhaupt keinen Sinn machen, hierzulande das Neonicotinoid zu verbieten: „Wenn wir keinen heimischen Zucker mehr produzieren können, müssen wir importieren. Und da wissen wir überhaupt nicht, was gespritzt wird. Und das um die ganze Welt zu transportieren ist außerdem auch nicht sinnvoll, wenn wir es genauso gut hier anbauen könnten.“