Mistelbach: Drei Demos gegen die neue Nitsch-Ausstellung

Erstellt am 24. März 2023 | 14:00
Lesezeit: 3 Min
Nitsch demo plattform stop missbrauch
Die Plattform "Stop Missbrauch" fordert auch die sofortige Schließung des Nitsch-Museums.
Foto: Plattform Stop Missbrauch
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Am Samstag, 25. März (18 Uhr, Anmeldung erforderlich) wird die neue Ausstellung im nitsch museum Mistelbach eröffnet, erstmals wird in der 16-jährigen Geschichte des Museums parallel dazu auch demonstriert. Mit Stand Freitagvormittag sind drei Demos angemeldet.

Die Plattform "Stop Missbrauch" wird ab 14 Uhr protestieren: Die Kundgebung richtet sich "gegen Glorifizierung von Sodomie, Blasphemie, Vergewaltigung, Mord und Pädophilie". Die Kritik bezieht sich auf Texte des im Vorjahr verstorbenen Künstlers. Vonseiten des Museums werden die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die Demo startet beim Bahnhof und wird dann durch die Stadt ziehen und ihre Abschlusskundgebung in der Waldstraße vor dem MAMUZ bzw. nitsch museum geben. Am selben Ort findet die zweite Demo statt - da rechtlich gesehen nicht zwei Kundgebungen an einem Platz stattfinden dürfen, endet offiziell der Umzug dort und die zweite Demo startet. Freitagmorgen wurde noch eine dritte Demonstration in der Waldstraße angemeldet. Die hat den Zeitraum bis Mitternacht für sich in der Waldstraße gebucht. Die Zufahrt zum Museum wird nur über die Winzerschulgasse möglich sein, die an diesem Tag eine Einbahn in Nord-Südrichtung sein wird.

Die Demo der Plattform „Stop Missbrauch“ tritt "für den Erhalt einer gesunden Kunst- und Kulturszene zum Wohle unserer Kinder und gegen jeglichen Missbrauch" auf. Christoph Mayer, Geschäftsführer nitsch museum, hielt dazu in einer Stellungnahme fest: "Hermann Nitsch war zeit seines Lebens immer wieder mit Anfeindungen aller Art konfrontiert. Wer sich mit dem Werk des Künstlers beschäftigt hat oder ihn auch selbst gekannt hat, weiß aber, dass sich in seiner Person und seiner künstlerischen Arbeit zu keiner Zeit Vorwürfe dieser Art bestätigen lassen."

Schon in den 1980er-Jahren seien Textpassagen, insbesondere auch aus „Die Eroberung Jerusalems“, einem literarischen Werk, das sich mit den Abgründen der Menschheit befasst, aus dem Zusammenhang gerissen veröffentlicht worden, so Mayer. Gefordert wird auch die sofortige Schließung des nitsch museums.

"Hermann Nitsch hat immer versucht, tief in das menschliche Bewusstsein hinunterzuloten. Sowohl in das kollektive Unbewusste als auch in das Unbewusste des Einzelnen - er wollte Verdrängtes hervorholen und sichtbar machen", erklärte die Witwe des Künstlers, Rita Nitsch. Nitschs Aktionstheater "möchte das Menschsein grundsätzlich in all seinen möglichen Eigenschaften zeigen. Dazu schrieb er mitunter Texte über all diese wundervollen und all diese abgründigen Facetten der Menschheit", sagt Michael Karrer, künstlerischer Direktor nitsch museum: "Hier beschuldigt man aus Unwissenheit einen Vertreter des Humanismus."

Die erste Ausstellung nach dem Tod des Künstlers, die am Samstagabend eröffnet wird, widmet sich laut Aussendung "dem Herzstück seines Gesamtkunstwerkes, dem 6-Tage-Spiel". Gezeigt werden Werkblöcke aus der Erstrealisierung der Aktion im Jahr 1998 und der Aufführung der ersten beiden Tage der zweiten Fassung von Ende Juli 2022. Zu sehen sind Reliktinstallationen, Schüttbilder aus den Malaktionen, Teile der Aktionspartituren, Aktionsfotos, Filmdokumentationen, Applikationen und Gerätschaften. Die zweite Fassung des 6-Tage-Spiels wird heuer am Pfingstsonntag, 28. Mai, mit Tag drei fortgesetzt.

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