Topmodernes Labor: Sind die Tiere gesund, ist es auch der Mensch

Erstellt am 31. März 2023 | 13:30
Lesezeit: 3 Min
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Bürgermeister Hans Stefan Hintner mit den AGES-Geschäftsführern Anton Reinl (l.) und Thomas Kickinger.
Foto: Bernhard Garaus
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Klimawandel begünstigt Zoonosen. In Mödling entsteht am AGES-Standort hochmodernes Forschungslabor.

Zoonosen haben mit Tiergärten nichts gemein. Vielmehr versteht man darunter Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten, Pilzen, Prionen oder Viren verursacht und zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Um diesem wachsenden Problem für die öffentliche Gesundheit, die Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit begegnen zu können, wird am Standort der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) in der Robert Koch-Gasse in Mödling ein neues, hochmodernes Zoonosen-Labor errichtet.

Influenza, Coronavirus, West Nil-Virus – neben Klimawandel und Antibiotika-resistenten Keimen zählen zoonotische Infektionskrankheiten zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, betonten AGES-Geschäftsführer Thomas Kickinger und Anton Reinl beim Spatenstich. „Die nächste Pandemie wird kommen, wir wissen nur nicht wann und durch welchen Erreger, aber wir können besser vorbereitet sein", ergänzte Friedrich Schmoll, Geschäftsfeldleiter der AGES Tiergesundheit. Immerhin sind 60 Prozent aller humanen Krankheitserreger vom Tier auf Menschen übertragbar. Deshalb sei es „entscheidend, schnell Untersuchungsergebnisse zur Verfügung zu haben, um entsprechende Maßnahmen für die Prävention oder Bekämpfung einleiten zu können“.

Augenmerk auf Vektoren wie Gelsen und Zecken

Der Klimawandel wirkt sich auch auf diese Krankheitserreger aus: Krankheitsüberträger können sich in neue Gebiete ausbreiten, da hier günstige Bedingungen für ihre Vektoren (etwa Zecke oder Stechmücke) gegeben sind. Wenn die Temperaturen in Österreich steigen, können sich hier auch Erreger aus wärmeren Gebieten besser ansiedeln. Als aktuelles Beispiel nennt der Experte das Virus des West-Nil-Fiebers, im Kommen sei aber auch das Rifttal-Fieber, eine Viruserkrankung von Nutztieren (Schafe, Kühe, Ziegen, ...), die über Stechmücken auf Menschen übertragen werden kann.

Sigrid Kiermayr, Abteilungsleiterin für übertragbare Erkrankungen und Seuchenbekämpfung im Gesundheitsministerium, hofft, dass eben jene übertragbare Krankheiten „im neuen Zoonosen-Labor verstärkt beforscht werden“. Um Krankheitsausbrüche einzudämmen, verfolge die Wissenschaft das ganzheitliche „One Health"-Konzept. Sind die Tiere gesund, ist es auch der Mensch: „Ein erfolgreiches Beispiel, wie ein ganzheitlicher Ansatz für Tiere und Menschen gute Ergebnisse erzielen kann, ist die de facto Ausrottung der Tollwut in Österreich“, sprach Florian Fellinger, Gruppenleiter Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen im Gesundheitsministerium, aus der Praxis.

Hightech für alle Fragen der Tiergesundheit und Tierseuchenbekämpfung

In der AGES werden ansteckende Tierkrankheiten, Zoonosen und in Österreich neu auftretende Tierkrankheiten frühzeitig erkannt und überwacht. Das Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen der AGES in Mödling ist eine der modernsten Einrichtungen zur Aufrechterhaltung der Tiergesundheit in Österreich mit Laborkapazitäten und der veterinärmedizinischen Expertise zur Überwachung von über 30 anzeigepflichtigen Tierseuchen und weiteren Referenztätigkeiten für Infektionskrankheiten. Bürgermeister Hans Stefan Hintner, ÖVP, ist deshalb „sehr stolz, diesen top-modernen Standort in Mödling zu haben. Gesundheit ist unser höchstes Gut. Daher ist es umso wichtiger, dass wir uns auf diesem Feld noch weiter entwickeln und für Notfälle gerüstet sind".

Errichtet wird das Gebäude von der Austrian Real Estate (ARE), einer Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Das Labor wird überwiegend über Fernwärme betrieben, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach wird einen Teil des benötigten Stromes selbst erzeugen. Geplante Fertigstellung: Ende 2024.

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Florian Fellinger, Gruppenleiter Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen, Wendy Shell, Bio Risk-Officer, AGES, Hans Stefan Hintner, Anton Reinl, Geschäftsführer AGES, Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer Austrian Real Estate (ARE), Thomas Kickin
Foto: Bernhard Garaus

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