Die zehn prägendsten Ereignisse des Jahres im Bezirk Mödling

Erstellt am 27. Dezember 2022 | 20:00
Lesezeit: 8 Min
Jahresrückblick 2022 Möding Lokal
Foto: NÖN-Archiv
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Glasfabrik bleibt der Dauerbrenner

Das Jahr startet mit heftigen Protesten der Opposition, die eine großflächige Verbauung des etwa 90.000 m² großen "Glasfabrik"-Areals in Brunn am Gebirge verhindern will. SPÖ und NEOS verständigen sich allerdings mit den Grundeigentümern auf eine „Drittellösung“.

Bis 2032 sollen auf dem ersten Drittel maximal 390 Wohnungen, das zweite Drittel bis 2032 kommunalen Nutzungen und im dritten Drittel werden rund 18.000 m² Bauland in öffentlich zugängliches Grünland rückgewidmet, rund 12.000 m² stehen für Betriebe und Nahversorger zur Verfügung. ÖVP, WIR, FPÖ und eine Bürgerinitiative laufen gegen die Verbauung Sturm, warnen vor bis zu 1.000 Wohneinheiten und wollen maximal 350 Wohneinheiten zulassen, dafür Grünflächen, Sport- und ein Schulgelände.

Im Herbst startet eine Unterschriftenaktion, um eine Volksbefragung zu erwirken. Das Vorhaben gelingt umgehend, mit 1.689 Unterstützern wird die erforderliche Anzahl (1.113) bei Weitem übertroffen. In der Gemeinderatssitzung kommt es zum Eklat, SPÖ und NEOS akzeptieren die Fragestellung „Sind Sie dafür, dass am gesamten Areal Glasfabrik maximal 350 Wohnungen errichtet werden?“ nicht und beschließen eine andere, äußerst umfangreiche, die so endet: „Sind Sie für die oben beschriebene Drittellösung?“ Die Opposition schäumt, der Termin für die Volksbefragung wird mit 15. Jänner fest.

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Die Opposition in Brunn am Gebirge (ÖVP, WIR und FPÖ) ist beim Sammeln von Unterstützungsunterschriften erfolgreich. Am 15. Jänner 2023 gibt es eine Volksbefragung zum Dauerbrenner "Zukunft des Glasfabrik-Areals".
Foto: ÖVP Brunn am Gebirge

Das Jahr des Hallenbades

Schrecksekunden in Mödling kurz nach Jahresbeginn. Ein Großaufgebot der Mödling sowie der Rettung nehmen in der Badstraße und am Gretel Sätz-Steig Aufstellung. Ein Sicherungskasten im Technikraum des Stadtbades hat Feuer gefangen. Die Gäste werden evakuiert und versorgt, verletzt wird niemand. Die Schäden sind durch die heftige Rauchentwicklung enorm. Acht Monate ist das Hallenbad geschlossen und Großbaustelle. Im September geht es rundum erneuert in die Wintersaison.

„Es ist so gut wie alles neu“, atmet Stadtbadleiter Mehmed Alajbeg auf. Und man habe sich Gedanken über Energie-Sparmaßnahmen gemacht. Die Damensauna wird wegen zu geringer Auslastung geschlossen, dafür gibt es nunmehr eine gemischte Sauna. Zudem wird die Beleuchtung auf LED umgestellt, Subzähler sollen Stromfresser aufstöbern. Geöffnet bleibt das Hallenbad vorerst einmal bis Ende Mai 2023. Im Freibad hat sich ebenfalls viel getan, Alajbeg freut sich über ein deutliches Besucherplus gegenüber 2021. „Wir haben viel Lob für die neuen Dusch- und Umkleidemöglichkeiten und den neu gestalteten Kleinkinderbereich bekommen.“

Auch der vollautomatische Eingang im Bereich Goethegasse ist „bestens angenommen“ worden, erzählt Alajbeg. Dass das neue Bad-Logo eine Ente als Merkmal habe, komme nicht von ungefähr: „Unsere lebenden Laufenten sind der Renner. Sie machen deutlich, dass wir ein lebendiges Unternehmen sind.“ Mit einem Hallenbad-Ticket kann man auch in der Wintersaison im Freibecken schwimmen, das über die Abwärme des Eislaufplatzes beheizt wird. Mehr als 20 Grad Wassertemperatur sind allerdings nicht zu erwarten.

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Das Mödlinger Hallenbad bleibt nach dem Brand zu Jahresbeginn wegen der notwendigen umfassenden Sanierung acht Monate geschlossen.
Foto: Mehmed Alajbeg

424 Tonnen Hilfsgüter für die Ukraine

Im März startet der Guntramsdorfer Unternehmer Michael Kammerer gemeinsam mit seiner Frau Natalyia, die aus der Ukraine stammt, eine beispiellose private Hilfsaktion für Menschen in der Ukraine. Auch über ihre Firma HolZZone (Möbelgroßhandel) hat das Ehepaar berufliche und persönlichen Kontakte in das Kriegsgebiet. Auch medizinische Hilfsgüter für Krankenhäuser in Kiew werden gesammelt.

Die Spendenbereitschaft ist enorm, auch einige Sponsoren und die Gemeinde unterstützen die Aktion. Die Lebensmittel der Kammerers gehen an Restaurants im ganzen Land, die für Flüchtlinge kochen. Konserven und Medizinprodukte gehen auch an die Front.  Kammerer bekommt beinahe täglich ein Update, was gebraucht wird. Er fährt mit seiner Frau in die Krisenregion um „zu sehen, wo die Probleme liegen“. In den Flüchtlingslagern fehlen zu dieser Zeit Wasserkocher, Mikrowellen, Brotbackautomaten und Lebensmittel. Im Herbst konzentriert sich die Initiative darauf, möglichst viele Schulen fit für den Schulstart zu machen. Um die Spenden professionell zu verwalten, gründet Kammerer den Verein „Hilfe mit Herz – wir helfen in Not“: „Für Unternehmen sind finanzielle Spenden als Sponsoring steuerlich absetzbar.“

Bislang sammelt das Ehepaar Kammerer 424 Tonnen an Hilfsgütern mit einem Sachwert von rund 1,6 Millionen Euro. Sachspenden werden zentral in der Druckfabrik Guntramsdorf (Mühlgasse 1, Guntramsdorf) Freitag und Samstag zwischen 8 und 14 Uhr entgegengenommen.

Neuer Intendant für die Sommerspiele

Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf schreibt die Intendanz für die Sommerspiele von 2023 bis 2026 neu aus. Star-Regisseur Michael Sturminger, der diese Funktion seit 2014 innehat, bewirbt sich nicht mehr. Er wird im August nach der „Molière oder Der Heiligenschein der Scheinheiligen“-Saison von Bürgermeisterin Andrea Kö mit dem Ehrenkreuz der Marktgemeinde Perchtoldsdorf in Gold geehrt. „Kultur ist eine Art lebensnotwendiger Luxus“, ist Sturminger überzeugt, „ich wünsche mir, dass es erfolgreich weitergeht. Ich werde Perchtoldsdorf immer in meinem Herzen haben.“

Die Nachfolge ist im September geklärt: Alexander Paul Kubelka, vielfach ausgezeichneter Opern- und Theaterregisseur, Autor, Steinplastiker, ehemaliger langjähriger Intendant des Landestheaters in Vorarlberg (2009 bis 2087), übernimmt die künstlerische Leiter der Perchtoldsdorfer Sommerspiele. Er will dem (Schau-)Platz Raum geben, "die passenden literarischen Stoffe sammeln und den Bogen vom Publikum über die Location zur Gegenwartsliteratur spannen“.

Im Dezember lüftet Kubelka das Geheimnis um sein Premierenstück: Miguel de Cervantes‘ „Don Quijote“ in der Bühnenfassung von Jakob Nolte, die im Auftrag der Bregenzer Festspiele in Kooperation mit dem Deutschen Theater Berlin entstanden ist und 2019 uraufgeführt wird.

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Paul Alexander Kubelka übernimmt bis 2026 die Sommerspiele Perchtoldsdorf und tritt die Nachfolge von Michael Sturminger an.
Foto: Marktgemeinde

Schüler-Demo wegen eines Weges

2018 beschließt der Mödlinger Gemeinderat einstimmig und in Abstimmung mit der Bildungsdirektion sowie der Bundesimmobilienverwaltung (Grundstückseigentümerin) den Bau eines Geh- und Radweges, um die Schleussner-Gründe mit dem Mödlingbach-Promenade zu verbinden. Dass dafür ein Teil des Sportplatzes geopfert werden muss, missfällt einigen Schülern, Lehrern und Elternvereinsvertretern des Gymnasiums Bachgasse.

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsren Sportplatz klaut!“ – skandieren die vorwiegend jugendlichen Demonstranten im Juni auf ihrem Weg Richtung Gemeindeamt. Der angestrebte Gesprächstermin mit Bürgermeister Hans Stefan Hintner, ÖVP, kommt nicht zustande. Er lässt vielmehr ausrichten: „Wir warten auf die Förderungen und wollen das Projekt dann umgehend umsetzen.“ Im Sommer beginnen die Arbeiten, Mitte Dezember wird die Verbindung offiziell freigegeben.

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Schüler, Lehrer und Elternvertreter des Gymnasiums Bachgasse demonstrieren gegen die Errichtung eines Weges auf ihrem Sportplatzareal vor dem Mödlinger Gemeindeamt.
Foto: Dworak

Wechsel an der Spitze des Landesklinikums

Primarius Johann Pidlich ist seit 1998 Vorstand der Abteilung für Innere Medizin in Baden und exakt 20 Jahre lang Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Baden-Mödling. Nach insgesamt fast 40-jähriger medizinischer Tätigkeit verabschiedet sich Pidlich im Sommer in den Ruhestand. Seine Ordi in Baden bleibt aufrecht. Kurz vor Jahresende ist die Nachfolge geklärt: Kinderherz-Chirurgin Claudia Herbst wechselt aus dem OP in die Verwaltung und wird mit Jahresbeginn Ärztliche Direktorin. 

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Johann Pidlich (l.) geht nach 20 Jahren als Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Baden-Mödling in Pension und pflanzt eine "Pidlich-Ulme" ein.
Foto: LGA NÖ

Starkabarettist feiert den 50er

Komiker Alex Kristan aus Maria Enzersdorf feiert am 24. April seinen 50. Geburtstagund zeigt sich beim NÖN-Interview in der „Waldmeierei“ rundum zufrieden: Er wünsche sich „Gesundheit. Alles andere kann man irgendwie organisieren“. Im Oktober fällt der Startschuss zu Kristans viertem Solo-Programm „50 Shades of Schmäh“: „Es ist eine Bestandsaufnahme. Was ändert sich mit 50? Mir ist aufgefallen, dass man von 49 auf 50 in eine ganz neue Zielgruppe für die Wirtschaft kommt. Du bist plötzlich 50+.“

Das Programm ist erneut ein voller Erfolg, wie auch die Bilanz des Komikers zeigt: „Ich möchte mich voller Demut und Dankbarkeit vor meinem Publikum verneigen. Und zwar, weil bislang alle Vorstellungen, auch die in den richtig großen Hallen, so gut wie immer ausverkauft sind, und ich vor einer so traumhaften Kulisse spielen darf. Das ist ein absolutes Privileg.“

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Star-Kabarettist Alex Kristan zieht im NÖN-Interview mit Chefredakteur Walter Fahrnberger 50er-Bilanz.
Foto: Dworak

Unübersehbares Friedenszeichen

Die HTL Mödling zeigt sich im März durch ein aus 3.500 Schülerinnen und Schülern bestehendes Friedenszeichen solidarisch mit den notleidenden Menschen in der Ukraine. Die Aktion für den Frieden hat die Schülervertretung in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Direktion sowie dem Elternverein organisiert.

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Die Schülerinnen und Schüler der HTL Mödling setzen ein unübersehbares Zeichen für den Frieden.
Foto: HTL Mödling

Kampf um die Wiese

Vor knapp zwei Jahren ruft eine Bürgerinitiative dazu auf, sich gegen einen geplanten Neubau einer BILLA-Filiale auf einem Wiese Ecke Johannesstraße/Mannlichergasse zu wehren. Über 3.100 Quadratmeter würden versiegelt werden, man fürchte zudem um den Bestand der im Ort bereits bestehenden Filiale. Nach einem abschlägigen Bescheid der Bezirkshauptmannschaft gegen das Projekt legt der REWE-Konzern Berufung ein. Es geht in die nächste Runde.

Mit dem Slogan „Stopp der Bodenversiegelung“ werden in wenigen Wochen über 5.000 Unterschriften gegen den Neubau gesammelt. Im August bestätigt REWE, dass die im Ortskern bestehende Filiale ausgebaut und modernisiert wird. Die Gemeinde hat zu diesem Zweck die Bebauungsdichte auf 40 Prozent erhöht. Anfang November zeigt sich die Bezirkshauptmannschaft Mödling neuerlich abweisend, bei einer Verbauung einer Fläche von 300 Quadratmetern müsse öffentliches Interesse vorliegen – und das sei zu definieren und zu interpretieren.

Im Dezember überschlagen sich die Ereignisse. Peter Klein von der Bürgerinitiative freut sich, von der Bezirkshauptmannschaft Parteistellung zugesagt bekommen zu haben, und REWE legt eine Visualisierung des Projekts vor. BILLA-Gebietsleiter Jörg Tschurlovitsch präsentiert einen „Grünen BILLA“, der erstmals in der Steiermark umgesetzt wurde. „Aus den Erfahrungen haben wir gelernt und wollen in der Hinterbrühl nun den nächsten Schritt gehen. Wir nutzen moderne Bautechnik, um unsere Märkte intelligent und behutsam ins bauliche und natürliche Umfeld einzufügen. Dabei unterwerfen wir uns den Kriterien der von der Universität für Bodenkultur in Wien durchgeführten GREENPASS® Zertifizierung.“ Nächster Schritt: eine Informationsveranstaltung. 

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Der geplante "Grüne BILLA" in Hinterbrühl erhitzt die Gemüter. Eine Bürgerinitiative fordert den Erhalt der Grünfläche.
Foto: Architekturbüro Kaltenbacher

600 Jahre Hiataeinzug

Erntedank wird in Perchtoldsdorf seit Jahrhunderten gefeiert. Genauer gesagt, seit sechs. Entsprechend groß ist der Andrang zum Jubiläums-Hiataeinzug am 6. November, der Marktplatz ist „ausverkauft“. „Tigerwurth“ Poldi Wurth macht den Besuch der Sonderschau „600 Jahre Hiataeinzug“ im Alten Rathaus schmackhaft: „Wir wollen dadurch zeigen, welcher Geist unsere Hauerschaft beflügelt, welche Seele in unserem Hiataeinzug steckt.“ Der gemütliche Abschluss für die geladenen Gäste findet beim Hiatavater Franz Breitenecker statt. Der Perchtoldsdorfer Hiataeinzug – das größte Erntedankfest Österreichs – ist seit 2010 im „Nationalen Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ verankert.

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Pflichttermin im November: der Jubiläums-Hiataeinzug - der 600ste.
Foto: Dworak


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