Führerschein-Checks für Senioren „schwere Altersdiskriminierung“

„Ich habe meinen Führerschein seit 60 Jahren und noch nie einen Unfall gehabt“, versichert Meinhard Kronister, Bezirksvorsitzender des Pensionistenverbandes. Wer sich fit genug fühlt, sich hinter das Steuer zu setzen, solle jedem selbst überlassen sein, ist der 80-jährige Vösendorfer überzeugt. Das gesetzlich zu bestimmen, hält er für „eine schwere Diskriminierung der älteren Generation“ und möchte auch weiterhin auf Selbstverantwortung setzen. „Ich werde mich im Rahmen des Pensionistenverbandes dafür einsetzen, dass ein solcher Check nicht eingeführt wird. Dafür werde ich kämpfen“, zeigt sich Kronister entschlossen.
Anlass für eine Altersgrenze solcher Checks sieht er nicht: „Es verursachen doch nicht nur ältere Leute Unfälle, sondern gerade die jungen Raser. Meiner Erfahrung nach fahren Senioren oft vorsichtiger.“ Die jetzt schon bestehende verpflichtende Überprüfung von Bus-Lenkerinnen und -Lenkern versteht er hingegen. „Wenn jemand viele fremde Personen transportiert, ist eine Fahrtauglichkeitsprüfung logisch. Aber für den normalen Nutzer? Das halte ich für eine Zumutung und Abzocke.“
Selbstverantwortung statt Überprüfung
„Die Selbstverantwortung sollte man den Menschen schon lassen“, stimmt auch Bezirksobfrau des Seniorenbundes, Isabella Zimmermann, zu. Für die Laxenburgerin ist der Führerschein-Check keine akzeptable Option, Altersgrenze hin oder her. In ihrem Umfeld kenne sie ausreichend ältere Menschen, die selbstständig auf das Autofahren verzichten, weil sie sich nicht mehr sicher genug fühlen. „Verkehrsunfälle passieren immer. Wenn jemand Alkohol trinkt und danach fährt, tut er das auch unabhängig von einem Arztbesuch alle fünf Jahre“, so Zimmermann.

Amtsarztbesuch für alle?
Auch Alexander Seger, Besitzer der Fahrschule Fürbock in Mödling, ist von der Idee nicht überzeugt. „Im Prinzip müssen alle Autofahrerinnen und Autofahrer jeden Tag aufs Neue entscheiden, ob sie bereit sind, zu fahren. Habe ich Kopfschmerzen? Habe ich Allergie? Habe ich Regelschmerzen?“, argumentiert Seger. Die Fahrtauglichkeitsüberprüfung erst an einem gewissen Alter anzusetzen, hält er deshalb für unpassend. Er schlägt vor, einen solchen Check stattdessen für alle Autolenker einzuführen, um die allgemeine Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen. „Bei Lkw und Autobus ist es schon jetzt so, dass der Führerschein alle fünf Jahre erneuert werden muss, ab 60 Jahren sogar alle zwei Jahre. Da regt sich auch niemand auf. Und in vielen anderen Ländern sind regelmäßige Checks auch längst Standard“, erklärt Seger.
Für mehr Sicherheit am Steuer empfiehlt Alexander Seger allen Fahrerinnen und Fahrern, ärztliche Ratschläge in jedem Fall ernst zu nehmen. „Das Selbstbild ist oft ein anderes als das Fremdbild. Schwerhörigkeit oder auch Sehstörungen passieren selten schlagartig, sondern kommen schleichend. Deshalb hilft es, das von einer unabhängigen Instanz untersuchen zu lassen und dann auch auf das Ergebnis zu hören“, so Seger.
Allgemeinmediziner Alireza Nouri findet die Überprüfung für alle Autofahrer „nicht notwendig“. Ein Check für Lenker über 70 Jahren hält er hingegen „für sinnvoll. Es macht den Verkehr sicherer, schützt den Fahrer und die anderen. Alle fünf Jahre halte ich für einen guten Schritt“. Bei der Überprüfung sollten, so Nouri, Gehör, Sehvermögen und allgemeine internistische Fragen überprüft werden.