Perchtoldsdorfs Beatrixheim muss schließen: Finanzspritze von Gemeinde

Aktualisiert am 27. Februar 2023 | 12:49
Lesezeit: 4 Min
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Diese Nachricht hat auch Bürgermeisterin Andrea Kö, ÖVP, unvermittelt getroffen: Das „Beatrixheim“, das Perchtoldsdorfer Pflege- und Betreuungszentrum, wird stillgelegt. Die Stadtchefin lässt dennoch nichts unversucht.

UPDATE

Bürgermeisterin Kö lässt nichts unversucht, eine umgehenden Schließung des Pflege- und Betreuungszentrums Perchtoldsdorfs und die damit verbundene Umsiedelung der Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb der nächsten drei Monate hinauszuzögern: „Wir sind als Gemeinde bereit, 500.000 Euro für die notwendigsten Sanierungen zur Verfügung zu stellen.“

Geld, das man nicht habe, also aufnehmen müsse:  „Das sind uns aber unsere Perchtoldsdorferinnen und Perchtoldsdorfer wert“. Ungeachtet dieser Finanzspritze geht die Suche nach einem Grundstück für ein „Betrixheim neu“ weiter. „Ich werde den Kontakt zwischen einem Eigentümer, dem Land und der Landesgesundheitsagentur rasch herstellen“, versprach Kö.

Wir hatten am Donnerstag (23.2.2022) berichtet:

Das fast 43 Jahre alte Gebäude weise trotz ständiger „Feuerlöschaktionen derart massive bauliche Mängel auf, dass wir diesen Schritt setzen mussten“, erklärte Silvia Bodi, Geschäftsführerin der „Gesundheit Thermenregion GmbH“.

Weitere dringend notwendige Sanierungen seien „wirtschaftlich nicht mehr vertretbar“, merkte Bodi an. Man habe es unter anderem nach mehreren Abwasser- und Wasserleitungsschäden gerade noch vor dem Winter geschafft, den Heizkessel instand zu setzen, eine aktuelle Überprüfung der gesamten „Beatrixheim“-Infrastruktur habe Anfang Februar allerdings zum endgültigen Aus geführt. „Es ist nicht mehr möglich, die Bewohnerinnen und Bewohner in der Art und Weise zu versorgen, die unseren Ansprüchen gerecht wird.“

Nicht lustig, trotzdem halbwegs positiv: für die 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe es eine Jobgarantie in anderen Standorten, versicherte Bodi. Viel schwieriger werde es da schon mit den aktuell 49 Bewohnerinnen und Bewohnern (79 Pflegeplätze sind in Perchtoldsdorf betriebsbewilligt). „Wir versuchen, gemeinsam mit den Angehörigen die jeweils beste Lösung zu finden." 

Für Kö ist die Situation „eine Katastrophe, 49 Personen werden entwurzelt. Auch wenn wir nicht zuständig sind, werden wir als Gemeinde alles unternehmen, um die Betroffenen zu unterstützen“. Darüber hinaus hat die Bürgermeisterin in aller Kürze versucht, ein Grundstück in entsprechender Größe zu finden, damit das Land NÖ als Betreiber nicht umhin kommt, an einen Neubau im Ort zu denken. Ein mögliches Grundstück sei auch gefunden worden, Kö hat Eigentümer und Land NÖ bereits zusammengeschlossen. 

Der Neubau dürfte - ohne Zeithorizont - auf Schiene sein: Ziel sei es, „ein modernes, neues und hoch qualitatives Betreuungszentrum in Perchtoldsdorf zu errichten“, machte Bodi deutlich. Ein derartiges Projekt müsste jedenfalls deutlich größer ausfallen, betonte Martin Wancata, Abteilung Gesundheit und Soziales der NÖ Landesregierung. Man habe im Zuge der Corona-Zeit gemerkt, dass „kleinere Häuser nicht wirtschaftlich geführt werden können“.

Auch die Absonderung Covid-kranker Bewohner in eigene Räume sei nur sehr schwer möglich gewesen. Deshalb wird ein neues Betreuungszentrum Minimum 144 Plätze ausweisen. Also fast das Doppelte gegenüber des Jetztstandes. Der Bedarf sei gegeben, merkte Wancata an: „Die durchschnittliche Wartezeit, bis man einen Platz in einem Pflege- und Betreuungszentrum in der Region erhält, beträgt 29 Tage.“ Er hat bei all den schlechten Nachrichten für die Betroffenen auch eine bessere parat: „Wir müssen das Haus nicht akut räumen, sondern haben etwa vier Monate Zeit, um für jede Bewohnerin und jeden Bewohner das Optimale zu erreichen.“

Die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben bereits stattgefunden, die mit den Bewohnern und Angehörigen sind heute, Donnerstagabend, anberaumt. Bei den Vermittlungsgesprächen und im Zuge der folgenden Verlegungen wird auch psychologische Betreuung angeboten werden.

Was auf die Pensionistinnen und Pensionisten zukommt – Stichwort: einen Baum verpflanzt man nicht – lässt die erste Reaktion eines betroffenen Bewohners erahnen: „Ich habe mein ganzes Leben in Perchtoldsdorf verbracht. Ich gehe hier nicht weg.“

Schwere Zeiten, die auch Ulrike Götterer (langjährige Leiterin des Pflege- und Förderzentrums Perchtoldsdorf) meistern wird müssen. Sie hat nunmehr auch die interimistische Leitung des „Beatrixheimes“ übernommen - Marilies Panzenböck hat sich beruflich nach Wien verändert – und verspricht: „Die Betreuung bleibt voll aufrecht und hoch qualitativ, bis die letzte Bewohnerin und der letzte Bewohner das Beatrixheim verlassen hat.“

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