Resolution: Perchtoldsdorf will Pflegeheim behalten

Erstellt am 22. März 2023 | 13:00
Lesezeit: 4 Min
mod13perch-beatrixheim
Das Beatrixheim ist Geschichte. Die Gemeinde bemüht sich, weiterhin Standort eines Pflege- und Betreuungszentrums zu sein.
Foto: Pam
Werbung
Der Gemeinderat hat einstimmig einen Resolutionsantrag ans Land NÖ verabschiedet: Perchtoldsdorf müsse weiterhin Standort eines Pflege- und Betreuungsheimes bleiben.

Nach wie vor sorgt die abrupte und überraschende Schließung des Beatrixheimes in der Elisabethstraße wegen schwerer baulicher Mängel sowie die Absiedelung der 49 Bewohnerinnen und Bewohner für heftige Diskussionen. Bürgermeisterin Andrea Kö, ÖVP, machte einmal mehr deutlich, dass die Gemeinde keinen rechtlichen Einfluss auf die Vorgänge hätte, Grundstückseigentümerin ist die HYPO Gamma Immobilienerrichtungs- und Verwertungs GmbH, Betreiberin die Landesgesundheitsagentur (LGA). Alles, was die Gemeinde machen könne, sei, dass „wir uns dafür stark machen, weiterhin Standort eines Pflege- und Betreuungszentrums zu sein. Wie, wo und in welcher Form auch immer. 25 Prozent unserer Bevölkerung ist über 65 Jahre“, was die Forderung mehr als nur rechtfertige, betonte die Ortschefin.

Für SPÖ-Gemeinderat Ernst Machat ist „das alles ein Riesenskandal. Es ist menschenverachtend, wie hier mit älteren Menschen umgegangen wird“. Die Resolution hält er für „einen No-Na-Minialtext. Er geht mir zu wenig weit“. Sein Parteikollege Anton Plessl ist überzeugt, dass die Schließung „mit großer Wahrscheinlichkeit schon seit 2011 bekannt ist“. Damals habe das Land das Areal um 6,2 Millionen Euro an die HYPO Gamma verfolgt, „die Verpflichtung, ein Altenheim auf dem Grundstück zu errichten, wurde nicht weitergegeben“, meint Plessl. Spätestens, als 2017 der Wohntrakt mit 33 Betten geschlossen wurde, hätte das Land „Strategien für eine humane und menschliche Schließung und vor allem für einen Neubau im Ort entwickeln können“.

144 statt 49 Betreuungsplätze sind die Zukunft

FPÖ-Gemeinderat Robert Lugar kann alle Mutmaßung über das Warum und den Zeitpunkt der Schließung nachvollziehen, ist aber Realist: „Auch, wenn wir früher davon erfahren hätten, wäre es keine gute Nachricht für alle Betroffenen gewesen.“ Vielmehr müsse man alles daran setzen, einen Neubau für Perchtoldsdorf in die Wege zu leiten. „Dann gibt es 144 Betreuungsplätze. Die bei uns umzusetzen, ist unsere Aufgabe.“

Christoph Müller, NEOS, will gehört haben, dass es für die Sanierung eine 300.000 Euro-Investitionsobergrenze gegeben habe: Im Falle Beatrixheim hätte man allerdings „noch eine Null dazuhängen müssen“. Auch er teilt die Ansicht, dass man „schon 2011 entschieden hat, das Haus verrotten zu lassen“ und will mit Blick auf Andrea Kö „die politische Verantwortung klar benennen“. Die Bürgermeisterin reagierte unmissverständlich: Sie habe nichts gewusst, sei erst am 23. Februar informiert worden. Andere Vermutungen oder Anschuldigungen lasse sie nicht zu: „Da bin ich sehr empfindlich.“

ÖVP-Gemeinderat Wolfgang Hussian weiß, dass „niemand mit der Situation zufrieden ist, auch ich bin weit davon entfernt, die Verantwortlichen im Land zu verteidigen. Wir haben umgehend versucht, mit einem Sanierungsbeitrag in der Höhe von 500.000 Euro die Absiedelung zu verhindern. Mehr kann man als Nicht-Eigentümerin nicht machen. Unser Vorschlag wurde abgelehnt“. Wichtig sei, „jetzt in die Zukunft zu schauen. Wie schaffen wir es, Standort zu bleiben?“

Fast alle Bewohner haben neue Bleibe gefunden

Die guten Nachrichten zur schweren Situation: In der Vorwoche konnten bereits für 47 der 49 betroffenen Bewohner neue Betreuungsplätze gefunden werden. Auch die Mitarbeiter, denen umgehend Jobgarantie zugesagt wurde, sind arbeitsplatztechnisch versorgt. Und Spekulationen, das Areal könnte anderwertig genutzt werden, sind belanglos: An der „Pflegeheim“-Widmung werde nicht gerüttelt, sind sich die Gemeindevertreter einig.

Mit Mein NÖN.at kannst du viele weitere spannende Artikel lesen.

Jetzt registrieren