2.000 Operationen verschoben

„Ich habe die Situation schon als großen Einschnitt empfunden“, sagt Ulrike Haller zur Coronakrise. Die Orthopädin ordiniert im Ärztezentrum Hochstraß und arbeitet an der Abteilung für gelenkerhaltende Orthopädie im Krankenhaus Speising.
In der Ordination sind sofort Maßnahmen gesetzt worden. „Die Patienten wurden im Stundentakt bestellt und über den Parkplatz hereingeholt. Auf Abstand und Maske wurde großer Wert gelegt. Es waren aber alle sehr verständnisvoll“, so Haller. Zu Beginn seien nur akute Schmerzpatienten behandelt worden. „Telefonisch wurde abgeklärt, ob ein Besuch wirklich notwendig ist“, berichtet die Gablitzerin.
„Hat uns enger zusammengeschweißt“
Im Spital in Speising war der Einschnitt drastischer. „Das ganze System wurde komplett stillgelegt. Die Patienten sind nach Hause geschickt worden, nur zwei blieben übrig“, erzählt Haller. Unter den Mitarbeitern wurden kleine Teams gebildet und jeder war für alles zuständig. „Das hat uns enger zusammengeschweißt.“ Gearbeitet wurde auch im Homeoffice. „Organisatorische Dinge oder Fortbildungen konnten so gut erledigt werden“, weiß die Medizinerin.
Einige Betten wurden für orthopädische Patienten freigehalten, der Rest für Covid-Erkrankte. Aufgerüstet wurde die Intensivstation auf 20 Betten.
Da orthopädische Eingriffe grundsätzlich nicht lebensnotwendig sind, wurden nur jene Patienten operiert, bei denen ein Verschieben nicht möglich war. „Wie ein eitriges Gelenk oder ein eingebrochener Hüftkopf. Da kann man nicht warten“, weiß Haller. Bis es zur Operation kam, hat es allerdings länger als normal gedauert. „Die Patienten sind 48 Stunden vorher aufgenommen worden, mussten sich einem Covid-Test unterziehen, kamen danach ins Isolierzimmer und wurden dann erst zur OP freigegeben“, berichtet die Ärztin. Man habe darauf geachtet, dass die Patienten wieder so rasch wie möglich nach Hause kommen. Einen positiven Test hat es nicht gegeben. „Ich hatte auch nie Angst, mich anzustecken. Die darf man als Ärztin auch nicht haben“, ist sie überzeugt.
Zirka 2.000 Operationen sind verschoben worden. Langsam werden die Patienten für die regulären Operationen wieder einbestellt. „Richtig aufholen wird man die Operationen nicht können“, so Haller.
Pro Jahr werden 11.000 Operationen durchgeführt, zum Teil auch in der Tagesklinik. Zehn Operationssäle gibt es, zwei sind in Betrieb. Zwei weitere sollen demnächst geöffnet werden. Ein Teil der Intensivbetten wird aber freigehalten, um andere Spitäler entlasten zu können.
Auch privat waren die Corona-Maßnahmen für Haller nicht einfach. So konnte sie zwei ihrer drei Kinder längere Zeit nicht sehen, da diese schon ausgezogen sind. „Die Situation war schon bedrohlich“, meint sie.