Fahr-Überprüfung mit 70?

Erstellt am 06. Juni 2023 | 20:00
Lesezeit: 3 Min
Renate Boschmeier Neulengbach
Renate Boschmeier ist viel mit ihrem Auto unterwegs. Eine Überprüfung mit 70 wäre ihr zu früh.
Foto: privat
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Der Vorstoß der EU-Kommission, alle Lenker über 70 auf ihre Fahrtauglichkeit zu testen, sorgt für Diskussionsstoff. Die NÖN hat sich bei Vertretern von Senioren und Pensionisten in der Region Wienerwald umgehört.

Franz Tüchler Altlengbach Volkshilfe
Franz Tüchler fährt auch viel, sowohl privat als auch bei der Volkshilfe. Eine Art Nachschulung kann er sich für ältere Semester vorstellen.
Foto: privat, Picasa

Renate Boschmeier wird heuer 70. Die Teibezirksobfrau der Senioren hat ein eigenes Auto und ist damit gern und oft unterwegs. „Ich fühle mich nicht verkehrsuntüchtig“, hält sie fest. Dass bei Menschen ab 70 Jahren die Fahrtauglichkeit geprüft werden soll, findet sie nicht ganz in Ordnung. „Wenn man 70 plus ist, heißt das nicht, dass man nicht verkehrstüchtig ist.“ Eine solche Regelung sei nicht notwendig, diese Generation sei noch sehr mobil und aktiv und auch des Autofahrens mächtig, ist Renate Boschmeier überzeugt. Vorstellen kann sie sich eine Überprüfung eher später: „Vielleicht ab 80.“

Auch Liese Böswarth, die Obfrau der Senioren Neulengbach-St. Christophen könnte sich mit einer derartigen Regelung nicht anfreunden: „Das wäre schon diskriminierend für die älteren Leute. Zuerst hatten wir die Banken, dann die Versicherungen, und jetzt kommt vielleicht das noch.“ Ältere Menschen würden eher vorsichtiger fahren, sie hätten auch viel Fahrpraxis. Wenn sich jemand unsicher fühle, könne er sich ja einer Überprüfung unterziehen. Das solle jeder selbst entscheiden können, meint die Senioren-Obfrau. Über das Thema Überprüfung der Fahrtüchtigkeit wurde beim Neulengbacher Seniorenbund schon diskutiert: „Die Leute sind nicht sehr begeistert. Manche sagen, dann lasse ich das Autofahren gleich bleiben. Was ist dann? Dann sitzen sie daheim und vereinsamen“, macht Liese Böswarth auf mögliche negative Folgen aufmerksam. Senioren seien gefragt für Fahrtendienster der Enkelkinder oder anderer Senioren. Liese Böswarth (66) ist selbst oft mit dem Auto unterwegs, unter anderem um ihre Enkelkinder zu chauffieren. „Für die großen Enkelkinder mache ich auch Nachtfahrdienst. Das haben wir ausgemacht. Ich habe kein Problem, um vier oder fünf Uhr früh aufzustehen.“

Für Julius Walter Ribul von den Pensionisten Kirchstetten-Ollersbach hat die angedachte Überprüfung ein Für und ein Wider: „Für die Sicherheit ist es nicht uninteressant, aber es kommt darauf an, wie man das Ganze aufzieht. Die Frage ist, wie man bewertet wird. Wenn man dann nichts mehr darf, dann wäre man eingeschränkt in der persönlichen Freiheit.“

Franz Tüchler, Obmann der Pensionisten Altlengbach-Innermanzing, verfolgt die Debatte über das Thema Fahrtüchtigkeit älterer Menschen in den Medien. Man dürfe nicht „voll drauf fahren“, meint der 65-Jährige. Er ist selbst viel mit dem Auto unterwegs, nicht nur privat, sondern auch als Fahrer bei Essen auf Rädern. Aber dass es für ältere Autofahrer alle paar Jahre eine Art Schulung gibt, würde Tüchler für sinnvoll halten. „Man macht mit 18 Jahren den Führerschein. Nach 40, 50 Jahren weiß man nicht mehr alles. Und es gibt auch Neuerungen. Wenn man alle paar Jahre nicht eine Prüfung, sondern eine Art Nachschulung machen würde, wäre das vielleicht nicht schlecht. Das könnte man so machen wie bei den Rot-Kreuz-Kursen.“

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