VP-Ursachenforschung: „Coronapolitik war nicht einwandfrei“

Dass die FPÖ so zulegt und die ÖVP massiv verliert, ist für den Neulengbacher Bürgermeister Jürgen Rummel überraschend. Der Wählerwille sei klar zu erkennen: „All jene, die den Auftrag bekommen haben, für das Land zu arbeiten, sollen sich rasch einfinden und konstruktiv zusammenarbeiten“, sagt der ÖVP-Politiker.
Die starken Verluste seiner Partei führt er auf die krisengeschüttelte Zeit zurück: „Die Corona-Politik war seitens des Landes nicht einwandfrei und sorgt bis heute für viel Unmut in der Bevölkerung. Auch der Krieg, Sanktionen oder die Asylproblematik, sind in den Köpfen der Menschen und sorgen für Verstimmung.“
Und schlussendlich hätten die „katastrophalen Aussagen“ von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Richtung FPÖ eine massive Wählermobilisierung beschleunigt. „Ich rechne daher mit einer selbstkritischen Aufarbeitung in den entsprechenden Gremien, von Kursänderung bis hin zu Personaldebatten wird hier alles zu thematisieren sein“, so Rummel.
Auch für den Neulengbacher Florian Steinwendtner, der auf Platz 7 der VP-Liste stand, ist klar, dass man „alles anschauen muss. Man darf die Augen nicht zumachen. Man muss aus den Fehlern lernen und darf nichts schönreden.“ Steinwendtner hätte sich doch etwas weniger Verluste für die ÖVP erwartet. Dass die FPÖ so stark war, hat ihn überrascht.
Keine Überraschung war für die Neulengbacher SPÖ das schlechte Ergebnis ihrer Partei: „Wir haben das Ergebnis leider in dieser Form aufgrund der aktuellsten Umfragen erwartet“, sagt Fraktionsführerin Julia Drapela. Ein Danke an die Wählerinnen und Wähler sei dennoch unerlässlich.
Dass die SPÖ auch in Neulengbach deutlich verloren hat, nimmt Drapela zur Kenntnis: „Dafür nehme ich mich auch in die Verantwortung. Wir müssen uns noch mehr Profil geben und unsere Inhalte besser an die Wählerinnen und Wähler transportieren. Das ist mir in Neulengbach offenbar nicht gelungen.“ Nicht zufrieden sind die Roten auch mit der Wahlbeteiligung in Neulengbach: „68 Prozent sind mir persönlich zu wenig“, so Drapela. Die Frage, ob es personelle Konsequenzen in der Landespartei geben solle, wollte Drapela am Montag „nicht am Medienbalkon diskutieren.“
Wolfgang Luftensteiner, langjähriger SPÖ-Politiker und Bürgermeister in Altlengbach, jetzt Gemeinderat ohne Fraktion, nahm sich kein Blatt vor den Mund: „Franz Schnabl muss persönliche Konsequenzen ziehen und Platz machen. Er hat jetzt zwei Wahlen gehabt und zwei Mal relativ wenig Erfolg.“ Die SPÖ habe die richtigen Themen aufgezeigt, zum Beispiel die sozialen Themen. „Aber wenn der Spitzenkandidat nicht sympathisch rüberkommt, ist es schwer. Da kann man noch so gute Themen haben“, so Luftensteiner.