S-Bahn in Wien und NÖ wird bis 2027 weitreichend modernisiert

Erstellt am 17. März 2023 | 19:38
Lesezeit: 5 Min
S-Bahn auf Brücke zwischen Handelskai und Floridsdorf
Eine S-Bahn unterwegs auf der Wiener Stammstrecke zwischen Handelskai und Floridsdorf.
Foto: VOR, Kasparovsky
Die Umbauarbeiten des „S-Bahn Wien Upgrade“ betreffen die Stammstrecke, die Nordbahn, die Nordwestbahn und die Südbahn. Ab Dezember 2027 soll dadurch laut ÖBB der S-Bahn Verkehr „schneller, schlauer und stressfreier“ werden. Los geht es mit dem 1,1 Milliarden Euro teuren Projekt noch diesen Juli, mit Bauarbeiten und Sperren auf der Nordwestbahn von Stockerau bis zur tschechischen Staatsgrenze.
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Philipp Kropatschek, der Programmleiter des „S-Bahn Wien Upgrade“ erklärt: „Wir rechnen damit, dass die Bevölkerung in der Ostregion von aktuell rund 3,75 Millionen bis 2050 auf 4,5 Millionen Menschen ansteigen wird. Diesem Wachstum soll auch das Öffi-Netz gerecht werden.“ Man wolle die Schnellbahnstrecken zukunftsfit machen.

Zu den geplanten Baumaßnahmen gehört die Verlängerung von Bahnsteigen, wodurch dann längere Züge mit mehr Sitzplätzen genutzt werden können, die Modernisierung von Bau- und Tragwerken und die Erneuerung der Schieneninfrastruktur, wie beispielsweise Gleisen, Weichen oder neue Wendeanlagen. Das „Herzstück“ der Umbauarbeiten solle aber die Umstellung auf das digitale Zugsicherungssystem „ETCS Level 2“ sein.

Dieses kann Fahrtrichtung, Geschwindigkeit und die Abstände von Zügen zueinander kontrollieren. Es soll laut Kropatschek dann dafür sorgen, dass Züge in engeren Intervallen fahren können. Er erklärt: „Die Züge könnten dann im zweieinhalb Minuten Takt fahren, das ist schon auf dem Niveau wie U-Bahnen.“ Außerdem sollen durch das neue System auch beispielsweise Verspätungen und Unregelmäßigkeiten im Bahnverkehr schneller ausgeglichen werden. Durch all diese Maßnahmen soll in Zukunft der S-Bahn Verkehr laut Kropatschek „schneller, schlauer und stressfreier“ werden.

16 Bahnsteige in Niederösterreich werden verlängert

Der erste Teil des großen Modernisierungsprojekts wird die Modernisierung der Nordwestbahn. Dazu wird die Strecke zwischen Stockerau und der österreichischen Staatsgrenze im Juli und August 2023 gesperrt. In Stockerau wird dann eine Wendeanlage errichtet. In den Stationen Stockerau, Sierndorf, Göllersdorf, Hollabrunn, Hetzmannsdorf-Wullersdorf, Guntersdorf, Zellerndorf und Unterretzbach werden die Bahnsteige verlängert.

ÖBB S-Bahn Wien Upgrade
Diese S-Bahn Strecken werden bis 2027 modernisiert.
Foto: ÖBB, Why

Im Juli und August 2024 soll dann die Südbahnstrecke zwischen Wien Liesing und Wr. Neustadt teilweise nur eingleisig befahrbar sein. Auf der Südbahnstrecke sollen die Stationen Guntramsdorf-Thallern, Pfaffstätten, Kottingbrunn, Sollenau, Theresienfeld, St. Egyden, Schlöglmühl und Payerbach-Reichenau verlängerte Bahnsteige bekommen. In Payerbach-Reichenau soll außerdem eine neue Abstellanlage errichtet werden. In Wiener Neustadt soll die neue Pottendorfer Linie eingebunden werden.

2026 wird dann die Strecke zwischen Wien Floridsdorf und Süßenbrunn im August gesperrt sein. Hier auf der Nordbahnstrecke werden Maßnahmen getroffen, damit die Züge zukünftig schneller unterwegs sein können. Außerdem wird eine Wendeanlage in Gänserndorf errichtet.

Größter Teil des Umbaus findet in Wien statt

Die sogenannte Stammstrecke umfasst die 10 Haltestellen von Wien Floridsdorf bis Wien Meidling. Täglich fahren hier laut ÖBB 700 Züge und transportieren an Werktagen rund 250.000 Menschen – darunter auch unzählige Pendlerinnen und Pendler aus NÖ. Es ist die meistbefahrene Nahverkehrsstrecke in ganz Österreich. Thomas Schöfmann der ÖBB Projektleiter erklärt: „Teile der Infrastruktur, wie etwa die Viadukte, sind schon über 150 Jahre alt, die Stammstrecke in dieser Form gibt es seit den 60er Jahren.“

Grafik Stammstrecke
Diese Maßnahmen sind unter anderem an der Wiener Stammstrecke geplant.
Foto: ÖBB, Why

Deswegen brauche es jetzt Maßnahmen, um die Strecke zukunftsfit zu machen. Im Detail sind dann auch auf der Stammstrecke Bahnsteigverlängerungen geplant, zum Teil werden Bahnsteige bis zu 60 Meter länger. Außerdem sollen Teile des Bau- und Tragwerkes komplett erneuert werden. Dazu gehören etwa die angesprochenen Viaduktbögen beim Praterstern und den Donaukanal entlang. Diese hätten laut Schöfmann ihre Lebensdauer erreicht, und werden nun komplett abgetragen und durch Brückenkonstruktionen ersetzt.

Auch in Wien sollen außerdem neue Wendeanlagen entstehen etwa am Matzleinsdorfer Platz, am Praterstern oder an der Siemensstraße. Neben einer Modernisierung der Schieneninfrastruktur wird entlang der Stammstrecke dann eben auch das Zugsicherungssystem ETCS Level 2 installiert werden.

Stammstreckensperren im wesentlichen in zwei Abschnitte geteilt

Grafik Sperren Stammstrecke
Ein Überblick, welche Streckenabschnitte wann gesperrt sind.
Foto: ÖBB, Why

Für all diese Arbeiten soll zunächst der Abschnitt zwischen Wien Floridsdorf und Wien Praterstern in den Jahren 2024, 2025 und 2026 jeweils die Monate Juli und August gesperrt sein. Ab September 2026 ist dann der Abschnitt zwischen Wien Praterstern und Wien Meidling dran. Dazu ist die Strecke dann zwischen September 2026 und Dezember 2027 gesperrt. Genau Details zu den Sperren kann man der Grafik der ÖBB entnehmen.

Thomas Schöfmann versicherte, dass es ausreichend Ausweichrouten und Ersatzangebote geben würde, wenn Abschnitte in Wien gesperrt seien. Dazu sei man im Austausch mit Wiener Linien und der Stadt Wien. Dazu soll der U-Bahn Verkehr in der Zeit verdichtet werden, sowie andere Linien verstärkt werden. Ob diese anderen Linien dann vor allem Busse sein werden, oder ob auch Straßenbahnen als Ersatzverkehr zur Verfügung stehen steht noch nicht fest.

Für dieses „S-Bahn Wien Upgrade“ stehen laut ÖBB 1,1 Milliarden Euro vom Bund zur Verfügung. Insgesamt sollen außerdem in Zukunft rund 7,4 Milliarden Euro vom Bund in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der gesamten Region investiert werden.

Mehr Infos:
https://www.s-bahn.wien