Neue „Therapie“ für Hass-Poster

Erstellt am 25. Juni 2019 | 02:37
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Dem Ärger im Internet freien Lauf zu lassen bringt viele Menschen vor Gericht. „Dialog statt Hass“ soll helfen.
Foto: Antonio Guillem/Shutterstock.com
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Für angezeigte Hassposter gibt es ein Programm, das Benehmen im Internet lehrt.

„Dialog statt Hass“ heißt das Programm, das am 1. Jänner des Vorjahres in Tirol, Wien, der Steiermark und Oberösterreich vom Stapel lief. Teilnehmer sind Menschen, die wegen hetzerischer Kommentare in sozialen Netzwerken angezeigt und deshalb vom Gericht einer Diversion zugewiesen wurden.

Nun ist die Testphase des Programmes abgeschlossen, 91 Prozent der Teilnehmer haben es positiv bewältigt. Deshalb wird „Dialog statt Hass“ mit 1. Juli vom Justizministerium österreichweit ausgerollt.

Umgesetzt wird das Programm vom Bewährungshilfe-Verein Neustart. „Fast alle Teilnehmer waren – außer diesen Kommentaren – unbescholten“, sagt Alexander Grohs, Neustart-NÖ-Leiter. Und sie waren nicht mehr ganz jung: 40- bis 60-Jährige, überwiegend sozial gut eingebunden. Und trotzdem haben diese Menschen andere in sozialen Netzwerken diskriminiert, beleidigt, heruntergemacht. Arbeitet man mit diesen Menschen, zeige sich, dass „fast alle ihre Postings zuerst verharmlosen“, sagt Grohs.

"Ältere verwechseln das Internet mit dem Stammtisch"

„Die wenigsten haben ihre Kommentare geplant, meistens wurde spontan reagiert. Und die Leute unterschätzen auch, dass das, was sie im Internet posten, nicht verschwindet.“ Dass es eher ältere Personen betrifft, ist für Grohs nicht verwunderlich: „Junge haben bereits Medienkompetenz, sie sind mit Social Media aufgewachsen und wissen, wie weit sie gehen können. Ältere hingegen verwechseln das Internet oft mit dem Stammtisch.“

Und so werden die Teilnehmer von „Dialog statt Hass“ darüber aufgeklärt, wie virtuelle Blasen funktionieren, wie sie ihre Meinung im Netz äußern, ohne sich strafbar zu machen und ohne andere in ihrer Würde zu verletzen.

In dem gerichtlich verordneten Sechs-Monats-Programm gibt es insgesamt 15 Termine, die in Einzel- und Gruppensettings abgehalten werden. Dort wird auf verschiedenen Ebenen gearbeitet: Neben Medienkompetenz wird die Diskurskompetenz geschult. Wie poste ich, ohne Opfer zu produzieren? Ein Perspektivenwechsel soll vor Augen führen, wie Opfer von Hasskommentaren sich fühlen.

In der Testphase haben fast alle Teilnehmer kapiert, was sie ausgelöst haben.