Vier Pfoten zum Schutz der Natur

Erstellt am 27. August 2019 | 05:54
Lesezeit: 3 Min
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr
440_0008_7669251_noe35chr_greifvogelhund.jpg
Ilse Schindlauer und ihr fünfjähriger Rüde Charlie leisten wertvolle Arbeit zur Auffindung von illegal getöteten Greifvögeln.
Foto: M. Schmidt
Vierbeinige Ermittler helfen beim Auffinden von Kadavern. So will man Vogelvergifter schneller fassen.
Werbung

Rotmilane und ein Kaiseradler im Bezirk Gänserndorf, ein Seeadler im Bezirk Waidhofen/Thaya: Sie sind in den vergangenen Wochen verendet. Der Verdacht, dass die Greifvögel vergiftet wurden, liegt nahe. Die Ermittlungen der Umweltgruppe des Landeskriminalamtes laufen.

Laut Vogelschutzorganisation „BirdLife Österreich“ ist illegale Greifvogelverfolgung bundesweit die häufigste dokumentierte Todesursache bei streng geschützten Vogelarten. Seit 2018 verzeichnet die Vogelschutzorganisation mindestens 50 nachgewiesen illegal getötete Vögel, darunter fünf Seeadler – der Großteil davon in Niederösterreich.

440_0008_7669812_noe35chr_olympia_c_nina_schoenemann.jpg
Diese Hunde wurden bzw. werden derzeit als Naturschutzhunde ausgebildet, sie spüren verendete Greifvögel auf: Olympia
Foto: Nina Schönemann

Von den von „BirdLife“ mit Sendern gekennzeichneten Kaiseradlern ist ein Drittel nachweislich illegal abgeschossen oder vergiftet worden. „Landwirte, Vogelzüchter oder Jäger wurden als Verursacher ausgeforscht. Greifvögel werden als Gefahr, Konkurrent oder Schädling angesehen“, sagt Johannes Hohenegger von „BirdLife“.

Im Rahmen des „Pannon Eagle LIFE Projektes“ werden mit dem World Wildlife Fund (WWF) Fälle von Greifvogelvergiftung dokumentiert und angezeigt; und es wird Aufklärungsarbeit betrieben. Das Projekt wird von der EU gefördert und vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus unterstützt. Das Besondere dabei: Hunde leisten wertvolle Arbeit zur Aufklärung dieser Fälle.

440_0008_7669811_noe35chr_grace_c_heidi_kurz.jpg
Grace
Foto: Heidi Kurz

Vier Hunde wurden bisher als Naturschutzhunde ausgebildet. Zwei davon sind in Niederösterreich und angrenzenden Bundesländern für „BirdLife“ im Einsatz, zwei weitere befinden sich in der einjährigen Ausbildung. Ihr Einsatz erfolgt in Absprache mit der Jägerschaft und der Exekutive im Auftrag der Staatsanwaltschaft.

Vergiftete Tiere als Gefahr für Aasfresser

Der derzeit erfolgreichste Greifvogelsuchhund ist Mischlingsrüde Charlie. Sein „Frauerl“ ist die Biologin Marion Schindlauer. „Charlie ist auf Aasgeruch trainiert und zeigt den Kadaver durch Hinlegen an“, erklärt die Weinviertlerin. „Nie dürfte er den Kadaver ins Maul nehmen. Das wäre bei einer Vergiftung fatal“, sagt sie. Denn nicht nur der Giftköder, sondern auch alle Tiere, die ihn fressen, sind eine Gefahr für die Aasfresser.

440_0008_7669810_noe35chr_chilly_copyright_stefanknoepfe.jpg
Chilly
Foto: Stefan Knöpfer

Beim niederösterreichischen Landesjagdverband sieht man den Einsatz der Hunde als „gute Ergänzung“, wie Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer betont. Vorausgesetzt allerdings, dass der Jagdausübungsberechtigte immer über den Hundeeinsatz informiert ist: „Das Durchstreifen eines fremden Jagdgebietes mit Hunden ist nämlich verboten“, hält Scherhaufer fest.

Bereits seit 1999 arbeiten der NÖ Jagdverband und der WWF im Kampf gegen illegale Greifvogelverfolgung zusammen. Dafür wurde auch die Broschüre „Vorsicht Gift“ als Leitfaden im Umgang mit Gift-Verdachtsfällen erarbeitet.

Hunde sind speziell zum Erkennen von Carbofuran ausgebildet

Die meisten Vögel werden mit dem Pflanzengift „Carbofuran“ getötet. Das hochtoxische Nervengift ist in der EU seit 2008 verboten. Wenn es einen konkreten Verdacht gibt, greifen die Umweltermittler für Hausdurchsuchungen auch auf ungarische Polizeihunde zurück. „Diese sind speziell zum Erkennen von Carbofuran ausgebildet“, erklärt Josef Friedl, Leiter des Bereichs „Umwelt“ im Landeskriminalamt.

440_0008_7669809_noe35chr_charlie_c_marion_schindlauer.jpg
Charlie
Foto: Marion Schindlauer

Täter werden bei der Tötung von streng geschützten Arten wegen „vorsätzlicher Schädigung des Tier- und Pflanzenbestandes“ angezeigt, bei weniger streng geschützten Arten wegen Tierquälerei. Das Strafausmaß reicht jeweils bis zu zwei Jahren Haft.

Aber nicht jeder Greifvogel kommt gewaltsam zu Tode, merkt Jagdexpertin Scherhaufer noch an: „Oft sind es natürliche Ursachen wie Kollsionen mit Autos, Windrädern oder Verletzungen durch Stromleitungen.“