20 Jahre nach Jahrhundert-Flut: Wir blicken zurück

Aktualisiert am 16. August 2022 | 09:08
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2002 standen Teile des Landes Niederösterreich meterhoch unter Wasser. Seither wurden 1,5 Milliarden in Hochwasserschutz gepumpt. Bis 2030 werden nochmals Maßnahmen um 100 Millionen Euro gesetzt.
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Menschen, die vor Wassermassen flüchten, Soldaten und Feuerwehrleute, die gegen die Fluten kämpfen, Familien, die vor den Trümmern ihre Häuser stehen: In wenigen Wochen jährt sich das Jahrhundert-Hochwasser zum 20. Mal. Pünktlich dazu unterzeichnete das Land mit dem Bund die dritte Finanzierungsvereinbarung für Hochwasserschutz-Maßnahmen an der Donau, um eine weitere Katastrophe wie 2002 zu verhindern.

Die Bilder haben wohl noch viele im Kopf: Innerhalb weniger Tage traf NÖ im August 2002 so viel Regen wie sonst in einem halben Jahr. Donau, Kamp und kleinere Flüsse und Bäche überfluteten den Westen des Landes. Heimgesucht wurden von der Naturkatastrophe der Bezirk Krems, Teile des Waldviertels, die Regionen Tulln, Ybbs, Amstetten und der komplette Donau-Raum.

„Die Donau ist unglaublich schön, sie kann aber auch unglaubliches Leid anrichten“, sagte Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP) bei der Präsentation der Hochwasserschutz-Maßnahmen. Die Zahlen geben ihm recht: 2002 mussten 11.000 Menschen ihre Häuser verlassen, 1.312 wurden per Hubschrauber geborgen. Der materielle Schaden belief sich auf 950 Millionen Euro.

2002 war nur eine einzige Gemeinde geschützt

Schutzmaßnahmen gab es damals noch keine. Zwar wurden diese nach dem Hochwasser 1991 angedacht, umgesetzt hat sie damals aber nur Krems-Stein. „2002 zeigte sich, dass das funktioniert. Also zogen viele Gemeinden nach“, sagt Dietmar Pichler, Leiter der Landes-Abteilung für Wasserbau.

Begonnen wurde mit der Maßnahmen-Planung – Wände und Dämme bei der Donau sowie Rückhaltebecken bei anderen Gewässern – nach der Jahrhundert-Flut. Die Umsetzung startete 2006. Erste Projekte gab es in Weißenkirchen/Donau oder Persenbeug. Um den Kommunen bei der Finanzierung unter die Arme zu greifen, gab es seither zwei 15a-Vereinbarungen. Gemeint sind damit Verträge über die Kostenbeteiligung des Bundes an Donau-Hochwasser-Schutzprojekten von Land und Gemeinden.

„Eine dritte haben wir nun unterzeichnet“, verkündete Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Juni. Mit weiteren 100 Millionen Euro soll, wie Pichler erklärt, die finale Phase des Donau-Hochwasserschutzes bewältigt werden. 80 Prozent des Raums an dem Fluss seien mittlerweile geschützt. In den meisten Fällen wurden Wände errichtet, die, wenn sich ein Hochwasser ankündigt, mit mobilen Elementen aufgestockt werden können.

Mikl-Leitner meint, dass für 1,5 Milliarden Euro bereits 300 Gemeinden hochwassersicher gemacht wurden. Bis 2030 soll der Donau-Raum zu 100 Prozent geschützt sein. Punktuell sei dazu überall am Fluss verteilt noch etwas zu tun, sagt Pichler. Geplant sind Projekte in Krummnussbaum (Bezirk Melk) und Neustadtl an der Donau (Bezirk Amstetten).

Für Maßnahmen bei anderen Flüssen und Bächen greift die Vereinbarung nicht. Hier gibt es eigene Projekte wie zurzeit etwa in Wieselburg oder Traismauer. Zudem wird ein Rückhaltebecken in Fahrfeld an der Triesting errichtet.

Dass man sich trotz allem nie ganz vor der Naturgewalt wird schützen können, zeigte sich 2021 etwa in der Gemeinde Aggsbach-Dorf (Bezirk Melk), wo Starkregen zu einer wahren Sintflut führte. „Das haben Wildbäche im Hinterland verursacht. So etwas wird man nie verhindern können“, sagt Pichler.