• Karpfen, Gans und Würstel - so sieht die heimische "Dreifaltigkeit" des Weihnachtsessens aus. Zwar hat jede Familie ihre eigene Tradition, doch werden Wien und andere große Städte vor allem von Fisch und Geflügel, ländliche Regionen - noch - von den althergebrachten Würsteln beherrscht. Das hängt damit zusammen, dass der 24. Dezember ein Abbruch-Fasttag war, an dem erst abends, meist nach der Christmette, Fleisch gegessen wurde.
• Zum Weihnachtsessen in Vorarlberg gehören Bratwurst mit Sauerkraut oder Metten-Würstl bzw. Würstlsuppe. Den Braten gibt es traditionell erst am Feiertag. Inzwischen haben sich ursprünglich nicht bodenständige "Heiligabend"-Gerichte wie Fisch, Truthahn, Schnitzel oder Fondue ebenfalls eingebürgert.
• Die traditionelle Kärntner Mahlzeit am Heiligen Abend sind "Selcher mit Kraut". Konkret handelt es sich dabei um Selchwürste mit Sauerkraut und Schwarzbrot. In Unterkärnten sind diese in der Regel "grün". Das hat mit der Farbe nichts zu tun, sondern mit dem Umstand, dass es sich um frisch hergestellte oder nur kurze Zeit "angeräucherte" Würste handelt. Diese werden dann etwa 25 Minuten gekocht. Zur Verfeinerung verwendet man Kren oder Senf. Getrunken wird dazu üblicherweise Bier, danach "schwenkt" man - je nach Geschmack - auf Rot- oder Weißwein über. Natürlich hat auch in Kärnten in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend ein "feines" Weihnachtsessen am 24. und 25. Dezember Einzug gehalten. Besonders beliebt sind Truthahn, Gans, Ente, Fisch oder ein - mehr oder weniger aufwändiges - kaltes Buffet, wobei zumeist Meeresfrüchte eine dominierende Rolle spielen.
• In Salzburg gibt es vor allem nach der Mette die "Würstlsuppe mit den Mettenwürsten", die speziell hergestellt werden. Im Innergebirg (Pongau, Pinzgau, Lungau) wird auch noch das "Bachlkoch" verspeist - Wasser mit Mehl vermischt und in Butter herausgebacken - eigentlich ein Essen, das früher vor allem Holzarbeiter zu sich nahmen. Aber auch in Salzburg geht man langsam zum Fischessen über.
• In Oberösterreich dominieren - häufig aber erst am Mittag des 25. Dezember - Weihnachtsgans, Truthahn oder Karpfen. Am Abend des 24. Dezember werden nicht selten Bratwürstel gegessen, häufig erst nach der Mitternachtsmette - also unter Umständen erst gegen 2.00 Uhr.
• Der Heilige Abend war auch in Tirol bis vor wenigen Jahrzehnten ein Fastentag. Gegessen wurde erst am Abend bzw. nach dem Besuch der Mette. Noch heute genießen viele nach dem Kirchgang die traditionelle Nudelsuppe mit Würstel. Verbreitet sind inzwischen auch Karpfen oder Weihnachtsgans - sie werden allerdings meist erst am 25. Dezember verspeist. Einige regionale Bräuche haben sich im Bundesland noch erhalten. So gehört im Ötztal das "neue Schmalz" - eine mit Milch aufgegossene Einbrenn mit Butter, Honig oder Zucker - zu Weihnachten dazu. Im Zillertal werden Krapfen mit verschiedenen Füllungen wie Mohn und Äpfeln, getrockneten Früchten, Kraut oder Erdäpfeln gereicht. Auch der Zelten ist eine in Tirol beliebte weihnachtliche Köstlichkeit.
• Karpfen, Gans und geräucherter Lachs - darauf wollen die Burgenländer zu Weihnachten nicht verzichten. Als Beilage zum Karpfen am Heiligen Abend empfehlen sich beispielsweise Salzkartoffeln und Sauce Tartare. Zur klassischen Weihnachtsgans isst man hierzulande Rotkraut und Erdäpfelknödel. Beim geräucherten Lachs kommt es weniger auf die Beilage, sondern viel mehr auf die Würze an. Auch der Tafelspitz mit Apfelkren wird gern verzehrt. Da man an den Feiertagen auch ausgiebig mit der Familie um den festlich gedeckten Tisch sitzt und sich unterhält, gelten Raclette und Fondue ebenso als besonderer Tipp an Christ- und Stephanitag.
• In der Steiermark ist "das Weihnachtsessen vielfältiger geworden, Trends sind heute kaum noch festzumachen, und es zeichnen sich auch keine neuen generellen Vorlieben ab", beschreibt Roswitha Orac-Stipperger, Leiterin der Grazer Volkskundemuseums, die Ausdünnung der vormals regional sehr differenzierten steirischen Festtags-Kulinarik. An der "Dreifaltigkeit Karpfen, Gans und Würstel" sei schon noch was dran, aber eher für die Eltern- und Großelterngeneration, wobei in der Grünen Mark eher Karpfen, weniger die Gans für das opulente, teilweise auf den Abend des 24. Dezember vorgezogene Weihnachtsmahl stehe. Immer deutlicher werde laut Orac-Stipperger, dass das Fasten vor Weihnachten, also auch noch am Heiligen Abend, "nicht mehr greift, und karge Speisen - wie etwa Würstel - als Alternative zum opulenten Mahl sich nicht aus dem Fastengedanken, sondern aus der vorweihnachtlichen Hektik und als Fast-Food-Variante begründen."

Quelle: APA

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