Sinnlose Rache

Die Fürstenberger lassen sich auf eine fränkische Grafenfamilie zur Zeit Karls des Großen zurückführen, die im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich nachweisbar ist. Der Name stammt von einer Burg auf dem „fürdersten Berg“ bei Neudingen.
Kaiser Leopold erhob die Familie 1664 in den Reichsfürstenstand, um sie – erfolgreich – aus dem Dunstkreis von Frankreichs Ludwig XIV. zu locken. Die Residenz der Familie ist seit 1723 Donaueschingen (Donauquelle!)
Mit drei vom kinderlosen Großonkel in Weitra adoptiert
Johannes Eduard Egon aus der schwäbischen Hauptlinie (Egon heißen die männlichen Fürstenberger seit dem Mittelalter) wurde schon mit drei Jahren vom kinderlosen Großonkel in Weitra adoptiert und bekam so Schloss und Gut, seit 1607 im Familienbesitz und seit 1755 mit dem zusätzlichen Titel eines Landgrafen versehen.
Obwohl nicht gefragt, hat er die im Familieninteresse gelegene Entscheidung nie bereut. „Es war ein Glücksfall. Ich bin ein leidenschaftlicher ,Waldmensch‘ mit großem Interesse an der Natur und der Jagd. Schon als Kind habe ich mich auf die künftige Aufgabe gefreut.“
Und nebenbei: „Jetzt kann ich das Bier trinken, das mir besser schmeckt, statt eines Fürstenberger Pils das Weitraer Helle.“
Prinz Johannes, ebenso deutscher wie österreichischer Staatsbürger, führt mit dem von Felix Dvorak ins Leben gerufenen Sommertheater eine Tradition seiner Vorfahren fort. „Der Landgraf von Weitra, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte, war ein begeisterter Theatermensch und hat im Schlosstheater selbst gespielt – meist Dienerrollen. Man sagt ihm nach, dass er seine leitenden Angestellten danach ausgesucht hat, wie gut sie Theater spielen konnten.“
Heute ist das prachtvolle Renaissance-Schloss, einst die Feste der Kuenringer, ein wichtiges Zentrum von Kunst und Kultur im Oberen Waldviertel. „Das verdankt sich der Landesausstellung 1994. Vorher war das von den Russen geplünderte Gebäude völlig ungenützt.“ Dank eines eifrigen Kulturvereins entwickelt sich das Schloss immer mehr zum touristischen Anziehungspunkt – und dank seiner Gattin Stephanie. „Es ist wirklich ein großes Glück, eine solche Frau zu haben, die allen offen gegenübertritt und viele Herzen und Sympathien gewinnt.“ Er macht eine kurze Pause. „Ich bin ihrem Charme ja schon lange erlegen.“
Der Herr über 3500 Hektar Wald und viele Fischteiche kann als Deutscher zwar alle Titel rechtmäßig führen, hat zum österreichischen Adelsgesetz aber natürlich eine Meinung. „Es gibt viel wichtigere Themen. Aber ich halte das Gesetz für eine schwache, sinnlose, sinnentleerte Rache an einem gewissen Stand. Man gibt damit ja nicht den Adelsfamilien einen Tritt, sondern der eigenen Geschichte.“
Mit seiner adeligen Herkunft könne er wenig anfangen. „Das sehe ich entspannt. Ich kann mir nichts drum kaufen, aber ich bin stolz auf meine Familie und bekenne mich zu deren Leistungen und Fehlern. Und ich glaube, dass meine Vorfahren mich dazu verpflichten, Gutes zu tun und es im Leben weiter zu bringen.“
JOHANNES EGON FÜRST ZU FÜRSTENBERG … |
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… wurde am 15. April 1958 in Villingen geboren und wuchs in Donaueschingen (Baden-Württemberg) auf, wo er 1977 maturierte. |
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Bereits 1961 vom Großonkel in Weitra adoptiert, übernahm er nach Teilstudien der Forstwirtschaft (Universität für Bodenkultur) 1978 Schloss und Gut im Waldviertel. |
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Er ist seit 1996 mit der Münchener Bürgerstochter Stephanie verheiratet und hat drei Kinder: Vinzenz (geboren 1985), Ludwig (1997), Johann Christian (1999). |