Daniela Fally: Mit Herz, Charme und Sopran

NÖN: Vorige Woche gab’s endlich wieder was zu feiern, nämlich einen schönen Titel für Sie. Ist der eine Ehre? Ein Auftrag? Sind Sie nicht eigentlich viel zu jung, für eine „Kammersängerin“?
Daniela Fally: Dieser Titel ist eine absolute Ehre, ein wunderschönes Zeichen der Würdigung einer Arbeit, die man über 20 Jahre getan hat, eine große Verantwortung und ein noch größerer Auftrag. Ich bin überwältigt von Dankbarkeit und Freude!
In der „Kammer“ haben Sie aber schon lang nicht mehr gesungen. Im Gegenteil. Da waren – vor der Pandemie – Salzburg und München, Dresden und Zürich, Gra-fenegg und Mailand, Cleveland und Dubai. Da waren aber auch, ganz am Anfang, Berndorf, Baden, Mödling, später Klosterneuburg. Und, immer wieder, die Wiener Staatsoper. Singt es sich im Großen schwieriger? Spielt es sich im Kleinen leichter?
Fally: Ich liebe alle Bühnen und Auftrittsorte dieser Welt, ob größer oder kleiner, und versuche immer, mein Bestes für das Publikum zu geben. Ich liebe es, wenn es eine gute Akustik gibt, das ist eigentlich das Wichtigste. Und nette Menschen rundum. So singe ich am besten [grinst]!
Welche Ihrer Bühnenfiguren war Ihnen am nächsten?
Fally: Jede meiner Bühnenfiguren lag mir nahe am Herzen!
Zu hören waren Sie jetzt aber schon viel zu lange nicht mehr, zumindest nicht vor Publikum. Worum war Ihnen besonders leid?
Fally: Ich hatte das Glück, dass ich trotz Pandemie immer wieder auftreten konnte. Aber Singen vor leerem Saal, primär für Kameras, war ein sehr neues, gewöhnungsbedürftiges Gefühl. Ich bedauerte sehr, dass meine Auftritte als Zerbinetta an der Staatsoper Hamburg unter Kent Nagano ausgefallen sind. Ich hätte mich auch sehr auf die „Schöpfung“ der Haydnregion NÖ gefreut – dies wird jedoch nächstes Jahr nachgeholt.
Was macht eine Sängerin, wenn die Konzertsäle still sind?
Fally: Sie übt weiter. Es wurde ja ein Jahr lang immer kurz vor der Premiere abgesagt. Aber ich bin ein positiv denkender Mensch. In dem Fall hatte die Pandemie für uns als Familie eine sehr positive Seite. Unserer Tochter und uns allen tat dies sehr, sehr gut!
Zumindest die Kulturhäuser sind jetzt wieder offen. Und die Programme von vorsichtig bis prall voll. Wie fängt man wieder an? Wo macht man weiter?
Fally: Ich blicke jetzt einfach nach vorne und nicht zurück. Und da stehen jetzt im Sommer sehr schöne Konzerte an. Am 13. Juni darf ich die absolut großartigen Nachwuchsstars des Opernstudios der Wiener Staatsoper auf Schloss Thalheim präsentieren, am 19. Juni bin ich im Burghof Klagenfurt zu Gast, am 10. Juli findet unser „Münchhausen“-Konzert im Wolkenturm in Grafenegg statt, am 25. August wird es ein Galakonzert beim Lehárfestival in Bad Ischl geben. Ich freue mich einfach, dass es wieder losgeht!
Im Herbst sind Sie auch wieder bei der Hainburger Haydngesellschaft zu hören – mit dem schönen Motto „Ich will leben“. Gilt das auch privat, für Sie? Gilt das erst recht auf der Bühne?
Fally: Die Kunst verlangt von uns Künstlern immer und zurecht das größte Herzblut, das wir geben können. Ich will natürlich leben, ich liebe das Leben, und ehrlich gesagt, will ich in Zukunft noch ein bisschen mehr leben als bisher! Ich möchte gerne Herrin über meinen Terminkalender sein und somit auch mehr Zeit für meine Familie haben.
Was wünschen Sie sich?
Fally: Dass ich weiterhin diesen schönen Beruf leben darf und dass die Kunst bald wieder ohne Angst konsumiert werden kann – denn uns fehlt unser Publikum schon sehr!