Kein Grund zur Aufregung im Thermalbad Bad Vöslau

Das Sonnenlicht fällt sanft durch die Baumwipfel der großen Schwarzföhren. Auf der Wiese darunter lassen sich Frauen sonnen, sie spielen Karten, stricken, unterhalten sich, knabbern Popcorn oder stillen ihre Babys. Und das alles in einer sehr entspannten Atmosphäre. Wer schwimmen gehen will, der muss hinunter zu einem der beiden Becken, entweder zum Thermalwasserpool oder zum etwas wärmeren chlorierten Pool. Dort baden selbstverständlich auch Männer, nur diese kleine Wiese unter den Föhren, die ist am Freitagnachmittag ausschließlich Frauen vorbehalten.
Im Vorfeld hat dieses Vorhaben von Madeleine, die auf Instagram unter dariadaria postet, nicht nur in den Sozialen Medien für emotionale Wellen der Empörung gesorgt. Man wolle Männern das Baden verbieten, eine Geschlechtertrennung wie die Taliban in Afghanistan einführen. Das waren noch die harmloseren Anschuldigungen, sogar Morddrohungen sind der jungen Influenzerin nicht unbekannt. Trotzdem hat sie sich dazu entschlossen, diese Aktion im Thermalbad Bad Vöslau ohne Security-Personal durchzuführen. "Ich habe darauf vertraut, dass das nicht notwendig sein wird und sich das alles wieder beruhigt", sagt Madeleine zur NÖN-Redakteurin, als beide im Wasser schwimmen.
Aktion medial falsch kommuniziert worden
Vieles sei medial im Vorfeld falsch kommuniziert worden. "Es ging nie darum, jemanden etwas wegzunehmen. Dass im Becken sowohl Männer als auch Frauen schwimmen können, ist nie zur Debatte gestanden. Es ging lediglich um einen Bereich, wo Frauen unter sich sein können", sagt Madeleine. Petra und Lina sind extra aus Wilhelmsburg nach Bad Vöslau gekommen, das dauert rund eine Stunde auf der Autobahn. Sie folgen Madeleine auf Instagram und wollen die Influenzerin an diesem Tag in ihren Bemühungen unterstützen. "Es ist wirklich schlimm, was sie auf Instagram gepostet hat, was ihr im Bad schon alles widerfahren ist", sagt Petra. So extreme Erfahrungen habe sie zwar noch nicht gemacht, aber es gelte, auf diese Probleme aufmerksam zu machen und ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Und immerhin gehen die drei Euro Eintritt, die die Frauen an diesem Tag zahlen, nicht ans Thermalbad, sondern an Frauen in Afghanistan. Und das allein sei es schon Wert zu kommen.
Birgit Aichinger, Geschäftsführerin der Vöslauer Mineralwasser GmbH, ist am Freitagnachmittag ebenfalls im Thermalbad. Warum sie im Gegensatz zu Wiener Bäder kein Problem mit der Aktion hat, erklärt sie so: "Wir haben im Vorfeld auch sehr unterschiedliche Reaktionen bekommen. Was sehr verwundert ist, dass manche der E-Mailschreiberinnen und Schreiber sich auf einem Niveau bewegen, das indiskutabel ist. Mich freut aber, dass die Likes, dass das Bad für diese Veranstaltung bekommen hat, die Zahl der negativen Kommentare bei weitem übertrifft." Dass eine so harmlose Veranstaltung die Menschen so polarisiert habe zeige jedenfalls, "dass das ein Thema ist, dass in der Öffentlichkeit unbedingt diskutiert werden muss".