Filmpreis 2021: Frauen, Filme und ein Fest

Erstellt am 09. Juli 2021 | 14:38
Lesezeit: 4 Min
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr
Werbung
Laut und bunt hat Österreichs Filmakademie gestern, Donnerstag, im tropenheißen Wiener Globe seine diesjährigen Filmpreise gefeiert. Darunter: Sandra Wollners gleich viermal ausgezeichnetes und in NÖ gedrehtes Science-Fiction-Drama "The trouble with being born" und Dokumentar-Filmemacher und Amstettner Erwin Wagenhofer.

Dresscode: farbenfroh. Stimmung: fröhlich. Temperatur: tropisch. Anlass? Filmpreis, Österreichischer. Der fror heuer nicht im Jänner, der schwitzte heuer erstmals im Juli. Und der feierte vor allem eines: das Kino.

"Wir sind Kino" hatte Österreichs Filmakademie schon auf die Einladung geschrieben. Und Aram und Arash T. Riahi, Regie-Brüderpaar und für die Abendinszenierung verantwortlich, hatten "Wir sind Kino" ganz oben auf ihre Diversitätsliste geschrieben. Die begann gestern, Donnerstag, Abend im Wiener Globe bei Mama Riahi ("meine beiden Buben kommen immer zu spät") und endete (nach dem offiziellen Teil) mit Balkan-Brass zum Abtanzen. Dazwischen gab es - neben jeder Menge Überraschungen, Fächern im Publikum und Marillen im Proviantpaket - 16 Preise (plus einen zusätzlichen) für insgesamt sieben österreichische Filme. 

Vier (und damit die meisten) Filmpreise räumte Sandra Wollners Androiden-Dystopie, die auch in Niederösterreich gedreht und vom Land Niederösterreich gefördert wurde, mit dem Titel "The trouble with being born" ab, während der haushohe Favorit, Evi Romens Außenseiter-Drama "Hochwald", der ebenfalls in Niederösterreich gedreht wurde, nur mit drei Preisen (von neun Nominierungen) ausgezeichnet wurde und Arash T. Riahias Flüchtlingskinder-Geschichte "Ein bisschen bleiben wir noch" nur mit einem Filmpreis  (nominiert war sie für fünf). Auch Wahl-Waldviertler Manuel Rubey (nominiert für die beste männliche Hauptrolle), Wiener Neustädterin Julia Franz Richter (nominiert für die beste weibliche Hauptrolle), Laxenburgerin Veronika Albert (nominiert für das beste Kostümbild) oder Oberretzbacherin Clara Luzia (nominiert für die beste Musik) gingen leer aus. 

Dafür standen so viele Frauen wie noch nie auf der Preisträger-Bühne von Österreichs Filmpreis. Der beste Film ("The trouble with being born") wurde von einer Frau gedreht, der beste Dokumentarfilm ("Die Dohnal" von Sabine Derflinger) auch, die beste Regie ging an eine Frau, die beste Kamera, der beste Schnitt, das beste Kostümbild und die beste Maske ebenso. Und noch ein paar Frauen standen - auch ohne Filmpreis - im Scheinwerferlicht der elften Filmpreisgala: Filmakademie-Präsidentin Ursula Strauss (die allerdings nur mit Stimme und Spot dabei war und doch über "ein unglaublich großes Glücksgefühl" sprach und forderte: "Freuen wir uns über das Jetzt!"), Filmakademie-Obfrau Mercedes Echerer (die schon vor der Beginn der Gala, die erstmals auch vom ORF aufgezeichnet wurde, begrüßte), Filmakademie-Geschäftsführerin Katharina Albrecht-Stadler (die sich "so unendlich" freute und die Gala im Globe "großartig" fand) oder Filmakademie-Mitbegründerin und Ex-Geschäftsführerin Marlene Ropac (die mit ihrem Sohn gekommen war, als Dankeschön ein Fotobuch der letzten zwölf Jahre mit nach Hause nahm und auch in Zukunft "gerne zur Gala und zu Filmpremieren" kommen will: "Bitte ladet mich ein!"). Klatschten Beifall: Schauspielerin und Filmpreisträgerin Inge Maux und Schauspieler und Filmpreisträger Karl Fischer

Unter den Galagästen waren aber auch Digitalisierungs-Ministerin Margarete Schramböck (die "gerade einen Drehbuch-Wettbewerb" ausgelobt hat), Kunst-Staatssekretärin Andrea Mayer (die im September die ersten Kinopreise des Bundes vergeben will und überzeugt war, dass die Kinowelt  "nicht nach Cannes", wo gerade erst das Filmfestival eröffnet wurde, "sondern nach Wien" blicke, "weil es hier mehr Preise gibt") oder Kultur-Stadträtin Veronika Kaup-Hasler (die sich für "Filme mit Haltung" stark machen will). 

Einer dagegen will "Mut machen" und "hoffen": Filmemacher Erwin Wagenhofer. Der gebürtige Amstettner war mit seiner Suche nach einem guten Leben oder: einer besseren Zukunft namens "But beautiful" zwar in keiner der 16 Filmpreiskategorien nominiert. Und ging doch mit einem Filmpreis heim, und zwar dem für den "publikumsstärksten Film des Jahres". "Ich bedanke mich vor allem beim Publikum", so der Filmpreisträger, "Erwin, du bist unser Hero!", so die Regiekollegen Riahi. 

Und sonst? War man "sprachlos" und fühlte sich "geliebt", "überrascht" und "aufgeregt", freute sich "einen Hax'n aus" und winkte per Video. Und dachte unter anderem auch an "einen der wichtigsten Filmemacher seiner Generation", den erst im März verstorbenen Wahl-Klosterneuburger Peter Patzak. Zum Schluss wurde (auf der Leinwand) kräftig geküsst und im Globe ausgelassen gefeiert. Denn: "Wir sind Kino!"