Imago Dei: Grandioses zum Geburtstag eines Grandiosen

Erstellt am 18. März 2023 | 23:20
Lesezeit: 3 Min
Imago Dei 2023 Festivaleröffnung und Geburtstagsgala HK Gruber
Komplimente, Küsse und Konzert(e): HK Gruber (Mitte, schon 80) und Ernst Kovacic (links, bald 80) feierten gestern, Freitag, in der Steiner Minoritenkirche Geburtstag - und auch gleich Festivaleröffnung.
Foto: Sascha Osaka
Ohne „Heiligenschein“, dafür mit (alten) Hits, (jung gebliebenen) Helden und hochkarätigen Gratulanten feierte Niederösterreichs Frühlingsfestival Imago Dei am Freitag Geburtstag - den 80er von Komponist, Dirigent und Chansonnier HK Gruber.
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„Heiligenscheine“ mag er gar nicht. Sagt die Laudatorin. „Weihrauch im Konzertsaal“ auch nicht. Und doch feierte er in einer (ehemaligen) Klosterkirche Geburtstag. Ohne Weihrauch. Statt dessen mit seiner eigenen Musik auf den Notenpulten. Und sich selbst am Dirigentenpult - und hinterm Mikrofon. „Das hätt' ich mir nie gedacht, dass er auch noch selbst auf die Bühne geht“, gesteht die Festivalleiterin. Und hat ihn, HK Gruber, zu ihrer, Nadja Kayalis, zweiten Saison bei Niederösterreichs Frühlingsfestival Imago Dei vor allem zum Feiern eingeladen.

Und gefeiert wurde der (Sommer-)Rosenburger, der bei Gottfried von Einem lernte und den Lennard Bernstein nach Amerika holte, der mit Schwertsik und Zykan musizierte und mit Max Raabes Palastorchester sang, gestern, Freitag, im Kremser Klangraum in der Steiner Minoritenkirche gleich einen ganzen Abend lang. Erst mit seiner „Nebelsteinmusik“ aus 1988, für das ein anderes Geburtstagskind die Sologeige in die Hand nahm (und sich nach getaner Arbeit mitten ins Publikum setzte): Ernst Kovacic. Dann mit einer Laudatio, für die Festivalleiterin Najda Kayali Ex-Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler von der Salzach an die Donau geladen hatte. Und die mit einer Rede („ich finde ja, dass eine Laudatio nur bedingt zu Nali Gruber passt“) gekommen war, die klüger und liebevoller kaum sein könnte. Die den im Jänner 80 gewordenen Gruber lobte („ja, du bist ein Star“), reflektierte („er war und ist ein Seismograf, der Stimmungen vorausahnt“) und aus seinem Leben erzählte („er hat schon als Sängerknabe Mozart vor der Queen und Bach unter Furtwängler gesungen“). Und dabei noch kritisch auf die Musik- und Politikwelt blickte („sein Blick wird nicht wie manch andere in Kunst und Politik durch die eigene Eitelkeit getrübt“ und, in Richtung Wiens Radiosymphonieorchester: „dass dieses Orchester abgeschafft, mundtot gemacht werden soll, dürfen wir uns als Österreicher nicht gefallen lassen“).

Festivaleröffnung Imago Dei und Geburtstagsgala HK Gruber
Grandios: HK Gruber als sprühender Chansonnier und souveräner Dirigent seines "Frankenstein!!" - 46 (!) Jahre nach dessen Entstehung.
Foto: Sascha Osaka

Gefeiert wurde aber auch mit HK Grubers „Welthit“ namens „Frankenstein!!“, den der Komponist ganz ohne Noten, dafür mit Melodika und Co. und mit so viel Verve leitete, spielte, sang und sprach, dass man nur staunen und Beifall klatschen konnte. Klatschten mit: Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (die zur gleich zur Begrüßung bekräftigte, dass „die Kultur in unseren Herzen ist und bleibt“), Schriftsteller Robert Menasse (der, wie auch HK Gruber und viele andere Kunstschaffende erst zwei Tage vorher noch einen offenen Brief an Niederösterreichs Landeshauptfrau geschrieben und vor einer schwarz-blauen Landesregierung gewarnt hatte), Künstlerin und Grubers Gattin Franka Lechner (von der auch eine Projektion in der Apsis der Minoritenkirche zu sehen war), Filmemacherin Ruth Beckermann, NOEKU-Boss Paul Gessl oder Bratschist und Köchelgesellschafts-Obmann Severin Endelweber.

Mehr zum Festival: www.imagodei.at Mehr zum Konzert: www.noen.at