Christian Rapp: „Der Frieden kommt bei uns im September“

NÖN: Diesen Freitag eröffnen Sie die jüngste Schau im Haus der Geschichte in St. Pöltens Kulturbezirk zum Thema Streik, Protest und Eigensinn. Was gibt’s denn da zu sehen? Und wird da auch gestreikt?
Christian Rapp: Im Kulturbezirk wird nicht gestreikt – nicht, dass ich wüsste (lacht)! Wir erzählen anhand von 15 Fallbeispielen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, wie Menschen in NÖ protestiert haben. Manche haben sich organisiert, wie in Neunkirchen. Es geht aber auch um stille Formen, wie unter Dienstbotinnen, die weggelaufen sind. Es geht um lokale Wurzeln, wie in Hainburg. Und es geht um ländliche Proteste. Die waren oft radikaler als in den großen Städten.
Der Titel der Schau, „Aufsässiges Land“, klingt ja fast bedrohlich – und recht aktuell.
Rapp: Das war aber schon länger der Plan, die Klimaaktivisten etwa sind erst später gekommen! Wie ich hier begonnen habe, 2018, haben wir das Thema Protest schon in die „Jugend“-Ausstellung hineingenommen. Und wir haben uns jetzt neben den historischen Streiks auch jüngere Formen überlegt, etwa mit einer Abstimmungsstation…
Bilder gibt’s nach der im Jänner zu Ende gegangenen Schau zur Kunst im Widerstand auch wieder, im Museum Niederösterreich – diesmal gezeichnet von Lenz Mosbacher.
Rapp: Manche Themen sind gar nicht so einfach darzustellen. Und als wir gemerkt haben, dass wir von vielen Szenen keine Bilder haben, kam uns die Idee, die Bilder zeichnen zu lassen. Es geht ja nicht nur um die Bilder, sondern auch um die Art der Erzählung.
Streiks und Kämpfe, Krieg und Widerstand gab’s jede Menge in den letzten fünf Jahren im Haus der Geschichte. Wann kommt der Frieden?
Rapp: (lacht) Er kommt im September, bei unserer nächsten größeren Ausstellung zum Thema Urlaub! Der Konflikt ist ein Grundmotor der Geschichte. Und hier kann gerade ein Haus der Geschichte zeigen, wie Konflikte gelöst werden können.
Und was kommt noch?
Rapp: 2025, 80 Jahre nach dem Ende des II. Weltkrieges, wollen wir uns den Krieg aus der Perspektive der Kinder anschauen. Wir wollen aber auch in die Zukunft blicken. Und wir haben ja eine Zeitkapsel, die wir gerade in die Dauerausstellung einbauen. Aber die kann man halt erst nach 100 Jahren aufmachen…