Constantina Bordin: „Jede Sekunde war eine Sternstunde“

NÖN: Diesen Freitag startet das Welttheaterfestival Art Carnuntum neu. Wie wird das?
Constantina Bordin: Ich habe den Fokus wieder auf den Ursprung gelegt. Und ich möchte das Festival zum Scheinen bringen!
Das heißt also: Antikes Theater mit modernen Bezügen?
Bordin: Das antike Drama ist mir besonders wichtig. Und wir spielen heuer „Exodus“ aus dem Athener Attis-Theater, inszeniert von Theodoros Terzopolous. Das war nicht einfach, ihn herzubringen. Das ist auch kein Tournee-Gastspiel, er macht das exklusiv für uns. Und der Exodus ist ja immer der Blick dahin, was war, und der Blick in die Zukunft. Passender geht es nicht!
Diesen März ist, ganz plötzlich, Ihr Vater, Festivalgründer Piero Bordin, gestorben. War da schon klar, dass Sie weitermachen?
Bordin: Für mich war das schon ein starker Schock. Eigentlich wollten wir eine Übergangsphase machen... Aber es war eine bewusste Entscheidung, ich habe ja schon ab 14 stark mitgearbeitet und mich später auch wissenschaftlich mit dem Theater auseinander gesetzt. Ich wollte kein Programm, nur damit es weiterläuft. Der Neuanfang musste ein starkes, philosophisches Fundament haben. Und den hat er, auch mit dem Symposium…
In Carnuntum wird es heuer auch eine Fotoschau als Erinnerung an Piero Bordin geben, unter dem Motto „Sternstunden“. Was waren denn Ihre Sternstunden, im Theater?
Bordin: Das Wichtigste, auch für das Festival, ist, dass es einen Sinn und einen Inhalt hat. Das Schönste ist für mich, eine Erfahrung zu machen, Menschen zu begegnen. Jedes Stück, jeder Abend, jede Aufführung ist immer etwas Neues. Wir waren viel unterwegs, und es war immer sehr bunt um mich… Aber tatsächlich war jede Sekunde, die ich im Theater verbracht habe, eine Sternstunde!
Was wünschen Sie sich?
Bordin: Ich hätte gern eine Art Infrastruktur, ein Zuhause für Art Carnuntum, eine Haustür, an die man klopfen kann. Und ich wünsche mir Stabilität, dass das Festival auf einer sicheren Basis bleibt – nicht nur wie eine Sternschuppe…