Ruth Brauer-Kvam: „Respekt können wir gerade dringend brauchen“

Erstellt am 22. März 2023 | 17:40
Lesezeit: 3 Min
Ruth Brauer-Kvam
Kommt mit „Pygmalion“ als Regisseurin nach St. Pölten zurück: Ruth Brauer-Kvam.
Foto: Sam Dopona
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Schauspielerin und Regisseurin Ruth Brauer sprach vor der Premiere in Niederösterreichs Landestheater über Frauen, Rhythmus und Gentlemen.

NÖN: Diesen Samstag feiern Sie am St. Pöltner Rathausplatz mit Ihrer jüngsten Inszenierung Premiere: „Pygmalion“. Wird die laut? Bunt? Weiblich?

Ruth Brauer-Kvam: Es wird sehr weiblich. Es wird sehr poetisch. Wir haben auch viel Musik. Und wir spielen uns mit Sprache, mit Shakespeare, mit Shaw.

Von George Bernard Shaw stammt auch die zugehörige Parabel über Eliza und Professor Higgins – wobei das ja eher nach „My Fair Lady“ klingt.

Brauer-Kvam: Das war auch die Vorlage, für „My Fair Lady“. Wir haben den Stoff ernst genommen. Aber bei uns geht es nicht um die Liebesgeschichte. Shaw selbst hat ja gesagt, Eliza ist viel zu klug, um sich in so einen Narzissten zu verlieben. Bei uns geht es um was ganz Anderes. Bei uns geht es um die Emanzipation eines Menschen.

Also ist das auch keine Frauen- Emanzipations-Geschichte?

Brauer-Kvam: Wir haben drei Elizas, und unsere erste ist Tim Breyvogel, der ist ein Mann. Und unser Higgins ist eine Frau.

In St. Pölten haben Sie schon Molière und Brecht inszeniert. Was ist an Shaw anders?

Brauer-Kvam: Das Stück! Und wir sind in einer anderen Zeit, wir sind im viktorianischen England. Molière war viel mehr Slapstick. Aber es gibt auch diesmal wieder ein bisschen Zirkus. Und es ist, wie immer bei mir, sehr rhythmisch!

Apropos: Rhythmus. Musik gibt’s auch – von Ihrem Mann, Kyrre Kvam. Wie klingt das?

Brauer-Kvam: Es klingt nach ihm! Wir arbeiten aber auch sehr mit Phonetik. Und dann haben wir noch Shakespeare-Sonette, die haben wir vertont. Er ist live auf der Bühne, er hat auch ein Kostüm und sitzt in einer Loge auf der Bühne. Also: Theater im Theater…

Was wünschen Sie sich, für dieses Theater?

Brauer-Kvam: Dass die Menschen für zwei Stunden in was reingezogen werden, das sie empathischer macht. In der viktorianischen Zeit gab es einen Gentlemen-Codex. Da ging es um Liebe und Respekt gegenüber dem anderen. Das können wir gerade dringend brauchen!

Und was kommt als Nächstes?

Brauer-Kvam: Im April mach’ ich eine konzertante Operette in Baden, „Drei Walzer“ von Oscar Straus, im Sommer „Ella, Ella“ in Haag, ein Anti-Kriegs-Frauen-Power-Stück, das sehr lustig wird. Und ab Herbst bin ich an der Komischen Oper Berlin… www.landestheater.net

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