"Mehr Mut": Umweltschützer drängen Politik beim Klimaschutz in NÖ

Erstellt am 20. September 2022 | 12:49
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Niederösterreichs Klimaziele seien nicht kompatibel mit den bundesweiten Vorgaben, der Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen werde nur "moderat" vorangetrieben und die Windkraft werde zu stiefmütterlich ausgebaut und liege weit unter ihrem Potenzial für ganz Österreich, heißt es im Bericht von Global 2000. Am Freitag in St. Pölten wollen die Umweltschützer unter dem Motto "Landtagswahl ist Klimawahl" ihre Forderungen auf der Straße kundtun.

In einem Kinosaal in St. Pölten haben die Umwelt-NGO Global 2000 und Fridays for Future (FFF) am Dienstag mehr Mut beim Klimaschutz in Niederösterreich speziell von der NÖ-Politik eingefordert. Die Landespolitik habe "einige sinnvolle Absichtserklärungen abgegeben" und könne mehrere positive Entwicklungen verbuchen, dennoch gebe es in vielen Bereichen dringenden Handlungsbedarf. 

"Seit Mikl-Leitners Amtsantritt im Jahr 2017 hat es keine großen Sprünge mehr beim Ausbau und bei der Neuzonierung für Windenergie in Niederösterreich gegeben", sagt Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000. Dabei spiele Niederösterreich eine "Schlüsselrolle beim Klimaschutz in Österreich".

Die Umwelt-NGO Global 2000 und Klimaaktivisten von Fridays for Future (FFF) fordern daher auf Basis ihres Berichts "Klimaschutz in Niederösterreich" einen "klaren Fahrplan mit Verbindlichkeit" beim Gas-Ausstieg, neue Zonierungen für die Windenergie und ein "tiefgreifendes Umdenken" bei der Mobilitätswende. Der Verkehr sei mit 42 Prozent Anteil (exklusive Industrie) noch immer Niederösterreichs größter Treibhausgasverursacher und der Anteil des Individualverkehrs (PKW, Motorrad) habe sich in den letzten 10 Jahren kaum geändert.

Förderale NÖ-Klimaziele sind nicht im Bundesrahmen

"Niederösterreichs Klimaziele sind nicht kompatibel mit den gesamtösterreichischen Zielsetzungen", sagte Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000. Das Bundesland wolle bis 2050 auf 100 Prozent erneuerbare Energie setzen, die Bundesregierung hingegen schon bis 2040 klimaneutral sein. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen in Niederösterreich um 36 Prozent gesenkt werden, während österreichweit eine Verringerung um etwa 50 Prozent nötig sei. Hier brauche es eine Anpassung der NÖ-Ziele an die Bundesziele. Global 2000 dränge auf eine Novellierung des Klimaschutzgesetzes als Richtschnur für bundesweite Klimaschutzziele - "davon würde auch Niederösterreich profitieren."

NÖ mit dritthöchstem CO2-Verbrauch pro Kopf

Mit Pro-Kopf-Emissionen von 6,8 Tonnen CO2-Äquivalenten liege Niederösterreich über dem Bundesdurchschnitt von 5,7 Tonnen und weise mit Oberösterreich und Kärnten die höchsten Werte auf. In der Mobilität habe Niederösterreich zwar sinnvolle Initiativen wie eine Radverkehrsstrategie vorgesehen, allerdings setze die Landesregierung "noch stark auf den Bau hochrangiger Straßenbauprojekte".

Noch immer zu viele Gas- und Ölheizungen

Der Anteil der fossilen Heizungen sei mit 42 Prozent noch immer sehr hoch: 12 Prozent fallen auf Öl- und 27 Prozent auf Gasheizungen. Die Umweltschützer fordern, dass der Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen vehementer angegangen wird.

"Sich das klare Ziel zu setzen, Niederösterreich bis 2040 klimaneutral zu machen, wäre ein erster und wichtiger Schritt", meinen Wahlmüller und Johanna Frühwald von Fridays for Future Niederösterreich. Beim Klimastreik am Freitag in St. Pölten unter dem Motto "Landtagswahl ist Klimawahl" werde die Landesregierung aufgefordert, "ein Solar-Wind-Turbo-Programm zu starten und aus jeglichen fossilen Großprojekten auszusteigen", sagt Frühwald.

Speziell der Windkraft in Niederösterreich attestieren Wahlmüller und Frühwald großes Potential beim Klimaschutz und der Energiewende. Derzeit erzeugen 735 Windkraftanlagen rund 4.000 Gigawatt-Stunden. "Niederösterreich will noch mal um 3.000 Gigawatt-Stunden aufstocken", sagt Wahlmüller. Einige Experten würden das Potential sogar noch höher schätzen - "auf bis zu 40 Terrawattstunden, ohne Berücksichtigung von Umwelt- und Naturverträglichkeitskriterien."

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