Protest nach EVN-Appell für grünes Gas

Erstellt am 04. November 2022 | 17:24
Lesezeit: 4 Min
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Vor einem EVN-Gebäude in St. Pölten machten Fridays for Future Niederösterreich ihrem Unmut über die Ausnahme im EWG Luft.
Foto: Katie-Aileen Dempsey
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EWG sieht Aus für Gasheizungen vor. EVN setzte sich für Ausnahmeregelung für erneuerbares Gas ein, was Fridays for Futures kritisieren.

Bis 2040 müssen alle Gasheizungen in Österreich durch ein modernes, erneuerbares Heizsystem ersetzt sein - das will das Erneuerbare-Wärme-Gesetz  (EWG)  erreichen. Allerdings mit einer Ausnahme, und zwar, wenn diese Gasheizungen mit "erneuerbarem" Gas beheizt werden. Das kritisieren allerdings Fridays for Future Niederösterreich. Und weil sich die EVN für die Ausnahme eingesetzt hatte, protestierte eine Gruppe vor dem Firmengebäude in St. Pölten-Wagram.

FFF sieht Strategie, um an Fossilen festzuhalten

“Die EVN muss endlich ehrlich sein. Erneuerbares Gas wird zukünftig viel zu teuer sein, um es zum Heizen zu verbrennen", meint Johanna Frühwald von Fridays For Future Niederösterreich. Das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz verfehle, durch einen klaren Ausstiegsfahrplan Planungssicherheit zu schaffen.

Biomethan und anderes "grünes" Gas werde laut Fridays for Future weder in der benötigten Menge noch zu einem leistbaren Preis zur Verfügung stehen, so ihre Hauptkritik. "Wir werden es uns nicht leisten können, Biogas für die Raumwärme zu verbrennen, wo es, insbesondere mit der Wärmepumpe, viel billigere und effizientere Alternativen gibt,” so Leo Kirchner von Fridays For Future Krems.

"Daher kann diese Strategie nur als ein Versuch gewertet werden, an der veralteten fossilen Infrastruktur festzuhalten", schreibt die Gruppe nach der Kundgebung in einer Aussendung. "Denn wenn sich im Jahr 2040 herausstellt, dass kein grünes Gas für die Raumwärme zur Verfügung steht, aber gleichzeitig noch unzählige Gasheizungen im Wärmebereich vorhanden sind, müssen diese wohl weiter aus den fossilen Leitungen mit klimaschädlichem Erdgas gespeist werden."

EVN sieht gemeinsames Ziel der Dekarbonisierung

Die EVN betont das gemeinsame Ziel mit Fridays for Future: der nachhaltige Umbau des Energiesystems. Nur über den Weg dorthin sei man sich uneins. Während die Aktivismusgruppe ein komplettes "Gasheizungs-Verbot" fordere, wolle die EVN Biogas als Alternative erhalten. 

Pressesprecher Stefan Zach erklärt: "Diese Debatte betrifft vor allem rund 100.000 bis 150.000 niederösterreichische Einfamilienhäusern aus den 50er und 60er Jahren, die häufig schlecht gedämmt sind und überwiegend mit Gas oder Öl beheizt werden, und wo wenig Kapital für einen aufwendigen Heizungsumbau und Sanierungen vorhanden ist." Denn ein Umbau würde schnell 100.000 Euro oder mehr kosten. Fernwärme sei weiters oft keine Option, weil die Netze zu weit entfernt sind, und diese Heizform in Einfamilienhaussiedlungen ohne starke zusätzliche Förderung nicht wirtschaftlich umsetzbar sei.

Max Nutz von Fridays for Future entgegnet: "Wenn Maßnahmen teuer und umständlich sind, müssen sie eben stark gefördert werden."

Zach betont: "Wir wollen keine Form der Heizung verbieten, sondern auf die Dekarbonisierung fokussieren. Hier sehen wir erneuerbares Gas – also vor allem Biomethan – als eine mögliche, leistbare Alternative."

Die österreichische Energieagentur schätzt, dass im Jahr 2040 die Nachfrage nach grünem Gas das Angebot um das Fünffache übersteigen wird, warnt Fridays for Future außerdem. Deswegen sollte es in dem Sektor eingesetzt werden, wo es benötigt wird, also vor allem in der Industrie. Die Fachleute der EVN sind hingegen der Überzeugung, dass für den im Jahr 2040 verbleibenden Bedarf die Ressourcen an erneuerbaren Gasen ausreichen. Österreich würde dann nämlich weit weniger Gas benötigen.