Gerangel um SPÖ-Führung: Jetzt steigt Niederösterreich in den Ring

Es ist schon langsam schwierig den Überblick zu behalten, wer sich in der Bundes-SPÖ aller für die Parteiführung bewirbt. Seit gestern ist allerdings klar, dass mit dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler zumindest ein Niederösterreicher durchaus intakte Chancen hat, sich bei der Kampfabstimmung von 24. April bis 10. Mai durchzusetzen. Blau-gelbe Kandidaten für die rote Parteiführung gibt es aber mehr.
Aber der Reihe nach. In der Vorwoche wurde in einem SPÖ-Parteivorstand einstimmig beschlossen, der monatelang schwelenden Führungsdebatte ein Ende zu setzen. Eine Umfrage unter den 140.000 SPÖ-Mitgliedern solle klären, ob Pamela Rendi-Wagner weiterhin SPÖ-Chefin bleibt, oder ihr Herausforderer Hans Peter Doskozil übernehmen soll. Das wurde auch von vielen SPÖ-Spitzenfunktionären in Niederösterreich goutiert (siehe Link). Konkret auf eine Person festlegen, wollten sich aber die wenigsten.
Kowall zog Kandidatur wieder zurück
Beim SPÖ-Parteipräsidium am Mittwoch wurde auch beschlossen, dass jedes Parteimitglied antreten könne, das bis Freitagabend ordentliches Mitglied ist. Gleichzeitig endet auch heute Freitag (24. März) um 23.59 Uhr die Bewerbungsfrist für den Vorsitz. Dabei war sofort von fünf Bewerbern um den Parteivorsitz die Rede, nachdem der Wiener Bezirksfunktionär Nikolaus Kowall (40), der in Hainfeld in Niederösterreich aufgewachsen ist, seine Kandidatur bekanntgab. Am Freitag hat Kowall allerdings seine Kandidatur bereits wieder zurückgezogen, weil er Andreas Babler passende Alternative zu Rendi-Wagner und Doskozil sieht. Zu den fünf Bewerbern zählt auch ein Burgenländer sowie ein Waldviertler. Dabei handelt es sich um Gerhard Weißensteiner aus dem Gmünder Vorort Ehrendorf in der 2.200-Seelen-Gemeinde Großdietmanns, wie die NÖN exklusiv berichtete. Der SPÖ-Gemeinderat ist Lkw-Fahrer und wurde 2020 erstmals zum SPÖ-Gemeindepartei-Kassier gewählt.
Weißensteiners Chancen dürften aber ebenfalls so gering sein wie jene des Badeners Gerald Kitzmüller, der am Donnerstag als sechster Kandidat seine Bewerbung für den SPÖ-Vorsitz bekannt gab
Am Donnerstagabend ließ dann der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler die Bombe platzen: „Ich kandidiere für den Vorsitz der SPÖ, weil die Sozialdemokratie ein Teil meines Lebens ist", ließ Babler via Social Media wissen. Es tue ihm weh, "was wir da in den letzten Monaten mit dieser Partei aufgeführt haben - und damit bin ich nicht alleine", so Babler.
Babler, der auch in den Bundesländern gut vernetzt ist, war schon als Nachfolge von Franz Schnabl in der SPÖ Niederösterreich im Gespräch. Der nunmehr designierte SPNÖ-Chef Sven Hergovich holte Babler dann nicht nur als Bundesrat in sein Team. Er beauftragte ihn auch, einen Reformprozess in der Landespartei zu starten. Das unterstreicht das enge Verhältnis von Babler und Hergovich. Der Neo-Landesrat war zwar selbst auch immer wieder als Kandidat für die Bundesspitze genannt, sieht aber jetzt seinen Platz in Niederösterreich.
Parteispitze? Noch im Februar winkte Babler ab
In einem NÖN-Interview vor wenigen Wochen betonte Babler, der mit 21.000 Vorzugsstimmen (die viertmeisten aller Kandidatinnen und Kandidaten) bei der NÖ Landtagswahl für Furore gesorgt hatte, er wolle die „die Verkrustung der Partei lösen. Die SPÖ soll wieder zur Bewegung werden.“
Auf die Frage, was er dazu sage, dass ihm einige Sozialdemokraten gerne an der Spitze der Bundespartei sehen würden antwortete Babler noch im Februar: „Es ist ehrenhaft, wenn Leute einem das zutrauen. Aber ich bin gerne Bürgermeister. Ich trage die Traiskirchner DNA in mir.“ Jetzt hat er sich also doch durchgerungen und geht um die SPÖ-Bundesspitze ins Rennen. Von der SPÖ Niederösterreich wollte man zur Kandidatur von Babler offiziell noch nicht Stellung nehmen. Man wolle abwarten, wer noch aller kandidiert. Heute Mitternacht, wissen wir, wer sich der Abstimmung der SPÖ-Mitglieder stellt. Nach dieser Abstimmung soll am Sonderparteitag am 3. Juni die neue SPÖ-Spitze gekürt werden.