Was kika/Leiner-Kunden jetzt wissen müssen

Aktualisiert am 14. Juni 2023 | 15:03
Lesezeit: 6 Min
Möbel kaufen
Rabattschlacht: In Amstetten (Leiner) und Horn, Mistelbach, Stockerau, Eisenstadt und Unterwart (kika) wird seit Dienstag lagernde Ware zu starken Preisabschlägen abverkauft. Nachgeliefert wird nichts mehr.
Foto: Shutterstock l i g h t p o e t
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Was mit Bestellungen und Gutscheinen von kika/Leiner-Kunden geschieht, sich mit dem Insolvenzverfahren ändert und was der neue Eigentümer vor hat, erfährst du hier in diesem NÖN-Überblick. In allen Filialen, die per Ende Juli schließen, herrscht reger Abverkauf mit starken Preisabschlägen.

Was hat es mit der Causa kika/Leiner-Pleite auf sich?

Nach dem Komplettverkauf durch den Tiroler Investor René Benko und seiner Signa Gruppe kündigte der neue Eigentümer, Hermann Wieser, aufgrund der akuten Schieflage einen Kahlschlag bei der Möbelkette kika/Leiner an: Bundesweit werden 23 Filialen mit 31. Juli geschlossen und rund 1.900 Beschäftigte gekündigt. Der Liquiditätsbedarf im Unternehmen soll derzeit bei 10 Millionen Euro im Monat liegen.

In Niederösterreich schließen die Leiner-Filiale in Amstetten und die kika-Filialen in Horn, Mistelbach und Stockerau. Rund 430 NÖ-Beschäftigte verlieren ihre Jobs. Auch die Unternehmenszentrale und Verwaltung in St. Pölten ist von der „Restrukturierung“ betroffen. Im Burgenland schließen die kika-Filialen in Eisenstadt und Unterwart.

Wieser hat nun am Montag ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beim Landesgericht St. Pölten beantragt. Das Insolvenzverfahren wurde am Dienstag eröffnet. Der Betrieb bzw. die Führung von kika/Leiner ist jetzt einem Insolvenzverwalter unterstellt. In den schließenden Filialen herrscht reger Abverkauf mit bis zu 77 Prozent an Preisabschlägen.

Was passiert jetzt mit meiner Bestellung bzw. Anzahlung?

Die Aufträge und Bestellungen, ob getätigt oder angezahlt, werden ganz normal abgewickelt, versicherte kika/Leiner-Sprecher Michael Slamanig in der Vorwoche gegenüber der „NÖN“. Die Service-Teams arbeiten an den Standorten, die schließen, bis Ende Juli. Danach übernimmt die nächstgelegene kika/Leiner-Filiale die Abwicklung der Bestellung bzw. des Auftrags.

Der Insolvenzverwalter informierte nun am Mittwoch (14. Juni), dass sämtliche bestehende Aufträge erfüllt werden, wobei offene Anzahlungen angerechnet werden sollen. Für Lieferanten, die bereits eine Anzahlung geleistet haben, gilt dasselbe.

Verfällt jetzt mein kika/Leiner-Gutschein?

Nein, ausgestellte Gutscheine aus kika/Leiner-Filialen können weiterhin an allen Standorten auch nach Ende Juli eingelöst werde. Es sei ausreichend Liquidität vorhanden, hieß es von kika/Leiner in der Vorwoche.

Noch nicht eingelöste Gutscheinen müssen nicht bei Gericht angemeldet werden, bestätigte der Insolvenzverwalter am Mittwoch (14. Juni). Normalerweise müssten Gutschein-Besitzer ihre Forderung im Insolvenzverfahren gegen eine Gebühr von 25 Euro anmelden. Dies zahlt sich bei einer 20 Prozent Quote erst ab einer Gutschein-Höhe von über 150 Euro aus. Durch einen Kapitalzuschuss des Eigentümers Hermann Wieser - er kündigte in der Vorwoche an, dass er mit seinen anderen Gesellschaften für die Gutscheine haften würde - sei die Anmeldung nun hinfällig: Die Gültigkeit der Gutscheine in den Filialen sowie die bestehenden Aufträge seien garantiert, heißt es vom Insolvenzverwalter.

Der VKI empfahl noch in der Vorwoche, vorhandene Gutscheine rasch für „Dinge, die man gleich mitnehmen kann“ einzulösen. Anwalt Michael Poduschka riet ebenfalls im APA-Gespräch zur Vorsicht. Denn es gelte "die Binsenweisheit, dass eine Garantie nur so stark ist wie der Garantiegeber". Für den WU-Rechtsexperten Martin Spitzer wäre das Versprechen, dass Gutscheine oder Anzahlungen über Dritte garantiert werden "wirtschaftlich plausibel", da das Unternehmen mit Blick auf die Weiterführung ein Interesse daran habe, seine Kunden zu behalten. Wie Poduschka gab Spitzer aber zu bedenken, dass die Garantie von der haftenden Gesellschaft abhängt.

Was geschieht mit meinen gesammelten Bonus-Punkten?

Die „Leiner-Münzen“ aus dem „Leiner Wohntraum-Club“ bzw. Punkte aus dem „kika Fanclub“ bleiben weiterhin gültig und einlösbar.

Was passiert mit den kika/Leiner-Filialen, die geschlossen werden?

In den 23 Filialen, die bundesweit geschlossen werden, läuft aktuell der Abverkauf der lagernden Ware zu Preisabschlägen und Rabatten bis zu 77 Prozent. „Es gilt das First-Come-First-Serve-Prinzip, nachgeliefert wird nichts mehr“, sagte kika/Leiner-Sprecher Michael Slamanig gegenüber der „NÖN“. Auch in den zukünftig weitergeführten 17 Filialen können Kundinnen und Kunden von Lager-Abverkäufen und dem Verkauf von Restposten zu stark reduzierten Preisen profitieren, informierte kika/Leiner.

Die Fortführung des Betriebs der angeschlagenen Möbelkette kika/Leiner sei jedenfalls vorerst gesichert, teilte der Insolvenzverwalter am Mittwoch (14. Juni) via Aussendung mit. Vom Gläubigerausschuss wurde ein Fortführungskonzept mit entsprechendem Liquiditätsplan angenommen.

An wen wende ich mich bei Reklamationen, Fragen oder Problemen rund um meine Bestellung?

An den Kundenservice bzw. die Service-Hotline: kika: +43 5 90 77 200 890 bzw. Leiner: +43 1 488 488 22 .

Die Möbelkette ist pleite, ein Insolvenzverfahren läuft. Was passiert da jetzt?

„Das Sanierungsverfahren wird am operativen Geschäft nichts ändern“, sagt der kika/Leiner-Sprecher. Das liege nämlich außerhalb des Insolvenzrechts. Mit den Filialschließungen und dem Stellenabbau sei der erste Schritt der Sanierung erfolgt.

Das Maßnahmenpaket zur Rettung des Unternehmens werde laut kika/Leiner - wie kommuniziert - "unverändert umgesetzt". Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung läuft seit Dienstag. „Die Kündigungen werden entsprechend den rechtlichen Rahmenbedingungen (Kündigungstermine, -fristen) erfolgen", hieß es gegenüber APA. Rund 1.900 Beschäftige werden per Ende Juli 2023 gekündigt.

Über den konkreten Sanierungsplan soll in der Gläubigerversammlung abgestimmt werden, deren erste Sitzung für den 21. August anberaumt ist. Die Abstimmung soll am 25. September stattfinden. Den kika/Leiner-Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten. Gläubiger können ihre Forderungen bei Gericht bis zum 8. August anmelden.

Mit dem grünen Licht des Insolvenzverwalters für den eingeschlagenen Sanierungskurs seien 2.000 Arbeitsplätze und die Fortführung der Möbelkette gesichert, heißt es wiederum von kika/Leiner am Mittwoch (14. Juni).

Wird das Traditionsunternehmen weitergeführt?

Ja, das Team um den Handelsexperten Hermann Wieser – dem neuen Eigentümer des Möbelunternehmens – habe viel Vertrauen in die zwei Marken. Die Weiterführung des Möbelhandelunternehmens sei der Plan. Wiesers Team sei angetreten, um „zu retten, was zu retten ist“, hieß es vom kika/Leiner-Sprecher in der Vorwoche.

„Wir glauben an dieses Unternehmen. An die Traditionsmarken kika/Leiner. Und vor allem an die große Kompetenz und das tolle Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir krempeln jetzt die Ärmel hoch und werden gemeinsam sehr hart dafür arbeiten, kika/Leiner für unsere Kundinnen und Kunden zu modernisieren und mittelfristig attraktiver denn je zu machen“, betont Wieser in einer Aussendung am Mittwoch (14. Juni).

Um das Sortiment zu verbessern, die Kundenzufriedenheit zu steigern und einen zukunftsorientierten Omni-Channel-Vertrieb aufzubauen, wolle Wieser einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Der Handelsexperte Hermann Wieser ist mit seiner operativen Gesellschaft Mieter der Immobilien von kika/Leiner. Diese gehören jetzt der Grazer Supernova-Gruppe, die im Besitz des deutschen Investors und Immobilienentwickler Franz Albert ist.

Was ist bei kika/Leiner schiefgelaufen?

In der Vergangenheit seien „Fehler passiert“, sagte kika/Leiner-Sprecher Slamanig in der Vorwoche. Die jetzigen Maßnahmen hätten bereits zu einem früheren Zeitpunkt getroffen werden müssen.

Der neue Eigentümer Hermann Wieser sprach von vielen Gründen für die Schieflage des Unternehmens. Es habe „Management-Fehler, explodierende und nicht an die Rahmenbedingungen angepasste Kosten, komplizierte, personalintensive Abläufe, falsche Markenstrategien, zu geringe Flächenproduktivität und viel zu hohe Overheadkosten“ gegeben. In Folge habe die „aktuelle Marktsituation mit sinkenden Umsätzen aufgrund von Corona, Ukrainekrieg, hohen Energiekosten, hohen Zinsen und verschärften Vergaberichtlinien für Kredite die Gesamtsituation verschärft“, so Wieser.