Schinken-Spezialist Berger: „Da schmeckt mehr dahinter“
und Claudia Berger und Kristina Edelbacher (v. l.) leitet er das Unternehmen.
Am Standort Sieghartskirchen sind 550 Mitarbeiter tätig, die auf einer Produktionsfläche von rund 17.000 Quadratmetern pro Jahr 25.000 Tonnen Schinken-, Fleisch- und Wurstprodukte mit einem Jahresumsatz von 150 Millionen Euro herstellen.
Das wichtigste Segment des Familienunternehmens ist der renommierte Berger-Schinken mit den Klassikern Wellness-, Backofen- und Traditions-Beinschinken sowie Putenschinken. „Sie machen gut 40 Prozent des Umsatzes aus und sind nach wie vor an Ostern und zu Weihnachten besonders gefragt, haben aber zunehmend auch ganzjährig Saison“, erläutert Rudolf Berger. Ein Rundgang durch die Betriebsstätte, die sich als hygienetechnischer Hochsicherheitstrakt erweist, gestaltet sich eindrucksvoll. Der Werdegang der Produkte wird dabei vor Augen geführt und nachvollziehbar: zerteilen, die Fleischstücke nach Verwendungszweck separieren, den Schinken von Hand formen, pökeln, massieren, Wurstbrät herstellen, abfüllen, brühen, räuchern, braten, verpacken, etikettieren, kommissionieren – die Arbeitsschritte beherrschen die Mitarbeiter aus dem Effeff.

40 Mastbetriebe beliefern das Unternehmen, alle im Umkreis von rund 50 Kilometren – denn Regionalität wird hier groß geschrieben. Im Ort betreibt Berger auch seinen eigenen Schlachthof: „Es ist Österreichs kleinster EU-Schlachthof, von ihm bekommen wir 30 Prozent des Fleisches.“ Die restlichen 70 Prozent kommen aus anderen Schlachtungen, aus Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark.
Berger setzt auf Nachhaltigkeit
Mit dem Klimaschutzprojekt „regional – optimal“ zeigt sich das Familienunternehmen als Pionier bei gentechnikfrei hergestellten Fleisch-Produkten – die Futtermittel für die Schweinemast stammen ausschließlich aus regionalem Anbau, unter anderem auch aus dem Donauraum mit entsprechend geringem CO2-Abdruck. Die Tierwohl-Initiative („Genuss mit gutem Gewissen“) ist die logische Fortsetzung und Ergänzung dieses Konzepts. Der verantwortungsvolle Umgang mit den Tieren bedeutet 100 Prozent mehr Platz als der Mindeststandard, Liegebereich im Stroh, genügend Auslauf, regionales und auch gentechnikfreies Futter und anderes mehr. Derzeit haben die Tierwohl-Produkte einen Anteil von vier Prozent, Tendenz steigend, denn: „Dieses Thema wird für unsere Konsumenten immer wichtiger.“

Ganz klar ist der Schinken das Flaggschiff des Unternehmens. Das Sortiment umfasst aber auch Wurstspezialitäten, abgepackt und für die Bedienungstheke, Frischfleisch (u. a. auch Rind) und fertige Convenience-Produkte wie Rindsgulasch, Schinkensugo oder Altwiener Suppentopf. Neu im Sortiment ist eine fleischreduzierte Linie, in der 40 Prozent des Fleisches durch pflanzliche Produkte wie Kartoffeln, Linsen oder Kräuterseitlinge ersetzt werden. Zu dieser Range gehören das Würsteltrio und die Kartoffelgriller.
„Mit diesen Hybrid-Produkten bedienen wir das Klientel, das einfach weniger Fleisch essen will“, erläutert Berger. In Planung ist eine vegane Schiene, bei der man aber nicht (das zum großen Teil importierte) Soja verwenden will, man setzt vielmehr auf regionale Pflanzen wie die Erbse. „Hier sind wir noch auf der Suche nach Rohstoffen, zudem ist die Erbse auch geschmacklich besser als Soja“, umreißt Thomas Berger das Vorhaben.
Nicht nur der heimische Lebensmittelhandel wird von Berger beliefert, das Unternehmen weist einen Exportanteil von 15 Prozent auf (Deutschland, Ungarn, Tschechien, Slowakei), die Gastronomie wird über C&C-Märkte oder Direktlieferung versorgt. Kunden sind auch die Wiener Pensionistenwohnhäuser (Bio-Rind, „regional-optimal“), Berger hat Abholmärkte und bald einen Online-Shop. Filialbetriebe gibt es außer in Sieghartskirchen auch in Wien am Rennweg, am Tullner Hauptplatz, in der City von Klosterneuburg und seit neuestem am Bahnhof Tullnerfeld, wo entsprechend der Bedarfslage ein Imbiss-Shop-Konzept umgesetzt wurde.

Einen besonderen Stellenwert hat die Ausbildung von Lehrlingen. „Bei uns kann man die Berufe Fleischverarbeiter/in und Lebensmitteltechniker/in erlernen“, erläutert Berger, „wir verfügen über eine eigene Lehrwerkstatt und haben einen Film gedreht, mit dem wir auf Lehrlingsmessen junge Menschen für diese Ausbildung begeistern und gewinnen wollen.“ Die Wertschätzung für die Arbeit der Lehrlinge beweist das Unternehmen auch dadurch, dass die vom Nachwuchs hergestellten Produkte – als solche gekennzeichnet – in den Filialen zu haben sind. Denn ein erfolgreiches Traditionsunternehmen kann ein solches nur bleiben, wenn es zeitgerecht den Blick in die Zukunft richtet.