Industrie-Innovation aus dem Pielachtal: Rückblick und Spurensuche
Industrie-Innovation aus dem Pielachtal: Rückblick und Spurensuche. Seit dem Mittelalter ist Waasen (Gemeinde Weinburg) Produktionsort. Aus einer Mühle entwickelte sich eine Fabrik für Pappe. Die Gemäuer werden von der Firma ABSTA bis heute für die Produktion genutzt.
Ein Dachbodenfund des 92-jährigen NÖN-Lesers Ferdinand Kalteis war der Auslöser für eine großangelegte Recherche zur Industriegeschichte der Fabrik in der Katastrale Waasen.
Das Bild von 1919 zeigt die krisengebeutelte Arbeiterschaft, die nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs durch Inflation, Nahrungsmangel und Wirtschaftskrise ein hartes Leben fristeten. Dabei gehörten sie angesichts der Massenarbeitslosigkeit noch zu den Glücklichen.
Von der mittelalterlichen Mühle zur Pappendeckelfabrik
Im Gegensatz zum Verpackungs-Riesen Teich und dem ehemaligen Rennersdorfer Papierwerk mit seinem markanten Schornstein, ist die Fabrik in Waasen nur Einheimischen ein Begriff. Dabei ist sie bereits seit Jahrhunderten eine wichtige Institution für Weinburg und durch die Firma ABSTA ein Garant für Innovation.
„Der Standort ist bereits seit dem Mittelalter bedeutend. An dieser Stelle befand sich die alte Herrschaftsmühle der Burg Waasen, die heute verfallen und überwuchert ist“, erklärt Andreas Buchinger, Geschichtslehrer und Kustos des Weinburger Museums.
Ab den 1860er Jahren wurde die Mühle zu einer Pappendeckelfabrik umfunktioniert. Diese trotzte turbulenten Zeiten und überstand trotz mehrerer Besitzerwechsel zwei Weltkriege und Wirtschaftskrisen. In den 50er Jahren hatte das Werk rund 30 Angestellte, bis es in den frühen 70ern von drei Unternehmern übernommen wurde.
„Es war ein besonders angenehmes, familiäres Arbeitsklima, das alle sehr genossen haben.“ Der ehemalige Betriebsleiter Johann Feigl blickt zurück
Paul Castoral, Heribert Hiendl und Max Frank gründeten 1972 die ABSTA GmbH und erzeugten fortan in Waasen Bauteile und spezielle Abstandhalter aus Faserbeton, die dem Unternehmen auch den Namen gaben. ABSTA hatte zu seinen besten Zeiten bis zu 30 Mitarbeiter. Zu Beginn wurden asbesthaltige Faserbetonteile erzeugt.
„Nach dem Verbot von Asbest und dem Aufkommen von Plastikabstandhalter wurde die Produktion allmählich auf Stahlteile umgestellt“, schildert der ehemalige Betriebsleiter Johann Feigl, der bis zur Pensionierung vor circa zehn Jahren 35 Jahre lang im Betrieb tätig war. „Es war ein besonders angenehmes, familiäres Arbeitsklima, das alle sehr genossen haben. Auch der Altchef war sehr gesellig und organisierte regelmäßige Ausflüge und Heurigenbesuche. Daher bestand der Großteil der Belegschaft auch aus Langzeitmitarbeitern“, denkt der Weinburger heute noch gerne zurück.
Wasserkraft sorgt für günstige Stromversorgung
Das besondere am Standort ist die Lage am Werkskanal, die damals ausschlaggebend für die Ansiedelung des Unternehmens war. Seit den 70ern wird das Werk von zwei Turbinen durch Wasserkraft mit Strom versorgt.
In Zeiten von Energiekrise und Inflation bewiesen die Gründer bereits vor 50 Jahren unternehmerischen Weitblick. Die nichtbenötigte Energie wird seither ins EVN-Netz eingespeist und versorgt die umliegenden Haushalte.
„Geschäftsführer Paul Castoral war ein begeisterter Ingenieur, der sich für den Bau der Turbinen einsetzte und selbst lange herumtüftelte. Ihm ist es zu verdanken, dass sich ABSTA nicht in Ober-Grafendorf, sondern in Waasen ansiedelte“, so der ehemalige Betriebsleiter Johann Feigl.
Nach dem Tod von Paul Castoral 2003 übernahm Mitgründer Max Frank, der auch in Bayern ein Unternehmen aufgebaut hatte, die Geschäftsleitung und fusionierte die Betriebe 2009 zur Max Frank Gruppe. Im selben Jahr wurde auch die Erzeugung von Faserbeton endgültig eingestellt. Seitdem werden in Waasen sogenannte Bewehrungsanschlüsse und Kragplattenanschlüsse gefertigt, die mittlerweile zu den beliebtesten Produkten wurden.
„Kragplattenanschlüsse dienen der Verbindung von Betonteilen, wie beispielsweise beim Bau eines Balkones“, erklärt Frank-Mitarbeiterin Petra Kargl. Derzeit sind 24 Mitarbeiter in Waasen beschäftigt. Zwei im Außendienst, zehn in der Produktion und zwölf in der Verwaltung. Im letzten Jahr, zum 50. Jubiläum des Standortes übernahmen Harald Hiesberger und Mathias Ehrensberger die Geschäftsführung.
Durch die Verbindung mit dem Stammsitz der Frank Gruppe in Bayern, hat Weinburg seit 2018 eine Partnerschaft mit der Gemeinde Leiblfing. Die Geschichte der Unternehmen ABSTA und Teich sowie zum früheren Leben der Weinburger können Interessierte bei einer Führung von Kustos Andreas Buchinger im liebevoll gestalteten Heimatmuseum erleben.