Anna Bock: Leidenschaft für Tanz und Bewegung

Erstellt am 09. Mai 2020 | 03:50
Lesezeit: 7 Min
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Anna Bock bietet ihre Sport- und Gesundheitskurse momentan online an.
Foto: Matthias Bock
Anna Bock zeigt, wie es Spaß macht – beim Tanzen, Fit mit dem Baby oder dem Training für den Beckenboden. Seit Kurzem auch online.
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Ihr sportlicher Werdegang hat in der Kindheit mit Geräteturnen begonnen. Mit vierzehn Jahren hat Anna Bock die Tanzschule besucht und drei Jahre später ging es mit dem Turniersport los. Mitunter wurde die eine oder andere Sportstunde der Schule für das Tanztraining geopfert. Aber Bewegung ist schließlich Bewegung. Nach der Schulzeit hat sie gearbeitet, um sich das Tanzen zu finanzieren. Als Zugchefin bei Wagon-Lits verbrachte sie viele Nächte und Kilometer auf Schiene. Die restliche Zeit verbrachte sie am Tanzparkett.

NÖN: Wo trainiert man Tanzen als Turniersport?
Anna Bock: Vor allem in Tanzsportklubs. Einige Tanzschulen schicken begeisterte und talentierte Tanzpaare weiter in die Klubs. Ich habe in der Tanzschule Immervoll tanzen gelernt. Dort wurde neben den Kursen auch die Turnier-Tanzformation angeboten. Dafür mussten wir zusätzliche Trainingsstunden besuchen.

Wie lange waren Sie im Turniersport aktiv?
Ich war bis 2008 im Turniersport aktiv. Gemeinsam tanzten mein Mann Matthias und ich sowohl international als auch nationaler Ebene in der höchsten Klasse (S-Klasse).

Der Tanzpartner - welche Rolle spielt er? Ist ein Wechsel des Partners ein Nachteil?
Im Idealfall versteht man sich gut und geht den Weg zusammen. Der Vorteil einer langen Tanzpartnerschaft ist der, dass man seinen Partner sehr gut kennt, weiß wie er sich bewegt und besser auf ihn reagieren kann. Ich hatte insgesamt drei Tanzpartner.

Wann wurde Ihr Mann Matthias Ihr Tanzpartner?
Zu einem Zeitpunkt, als ich eigentlich mit dem Tanzen aufhören wollte. Es hat für mich einfach nicht mehr gepasst. Dann bin ich mit Matthias privat zusammen gekommen. Ihn kenne ich schon, seit ich 14 Jahre alt war. Er hat mit Roswitha Wieland (Dancing Stars) getanzt und wollte ebenfalls mit dem Tanzen aufhören. Stattdessen hat er mit der Trainerausbildung begonnen und musste in der Disziplin „Standard“ noch Erfolge vorweisen.
Da wir beide als Hauptdisziplin „Latein“ tanzten, haben wir gemeinsam den notwendigen Ausflug zu den Standardtänzen gemacht und starteten in der niedrigsten Klasse. Dabei entdeckten wir wieder den Spaß am Tanzen. So war es naheliegend, auch mit den Lateinamerikanischen Tänzen weiterzumachen. Zurück im Turniersport haben wir in der S-Klasse getanzt. Ich habe durch ihn als Tanzpartner in der Disziplin „Latein“ zwei Klassen übersprungen, davor tanzte ich in der B-Klasse. Damals fand ich das natürlich toll, im Nachhinein habe ich es aber bedauert, da mir einiges an Erfahrung fehlte.

Wann geht man im Turniersport in „Pension“?
Das ist sehr individuell. Es kommt darauf an, wie fit man ist, welche Pläne man hat und wie es mit der Familienplanung aussieht. Ich war 26 Jahre alt, als wir endgültig mit dem Turniersport aufgehört haben. Die Gründung einer Familie war uns wichtiger. Alterstechnisch gesehen war das sehr früh. Jetzt sind wir als Tanztrainer tätig. Es juckt mich immer wieder, nochmals auf dem Parkett im Rampenlicht zu stehen. Vor allem, wenn ich als Wertungsrichterin bei Turnieren bin.

Sie waren 2012 als Profitänzerin bei Dancing Stars dabei. Wie kam es dazu?
Ich bin in die Sendung eher hineingerutscht. Hätte man mich direkt gefragt, ob ich bei einem ORF-Format mitmachen möchte, hätte ich „Nein“ gesagt. Ich habe beim Casting für die Profitänzer mitgemacht und war überrascht, dass ich genommen wurde. Ich war gerade seit einem Jahr Mutter und mein Trainingszustand war noch nicht top. Das war die siebente Staffel von Dancing Stars und ich tanzte mit dem Moderator Wolfram Pirchner. Ausgeschieden sind wir in der sechsten Woche. Das hat mir für ihn sehr leidgetan, denn er war sehr ehrgeizig. Es hat ihm ein bisschen die Lockerheit gefehlt, und mir war damals das Sprechen vor einer Kamera unangenehm.
Ich war drei Monate wenig Zuhause. Da bleibt nicht viel Zeit für die Familie oder andere berufliche Verpflichtungen. Abseits der Trainingsstunden mit dem Promi sind die Gruppentänze zu proben sowie Fototermine und Interviews zu absolvieren. Es ist bei einer Staffel geblieben, da danach unser zweites Kind unterwegs war.

Hat die Sendung dem Tanzsport zu mehr Popularität geführt?
Auf alle Fälle - vor allem dem Seniorentanzsport. Ich persönlich trainiere Senioren sehr gerne. Es ist einfach schön, ihre Entwicklung zu beobachten und ihre Erfolge zu sehen, wenn sie dann auf dem Tanzparkett stehen und bei Wettkämpfen mitmachen. Es ist nie zu spät tanzen zu lernen. Unser ältester Tanzkunde ist 75 Jahre und hat „erst“ vor zehn Jahren mit dem Tanzen begonnen. Er ist mittlerweile mit seiner Tanzpartnerin in der Disziplin Standard in der S-Klasse und bei Latein in der B-Klasse angekommen.

Haben Sie beruflich noch mit dem Tanzen zu tun?
Mein Mann und ich sind beide als Trainer im Tanzsport und Gesundheitsbereich tätig. 2014 machte ich die Ausbildung zur Wertungsrichterin und 2016 und 2017 folgten der Übungsleiter und Instruktor.

Wie ging es nach der Geburt Ihres Sohnes weiter?
Nach der Geburt meiner Tochter habe ich mir noch ein Jahr Pause gegönnt, da ich aus meiner damaligen beruflichen Anstellung mit einem Burn-out direkt in die Schwangerschaft ging. Während der Schwangerschaft mit meinem Sohn war das ganz anders. Bereits währenddessen überlegte ich, wie ich ein Mama-Baby-Fitness Programm zusammenstellen könnte. Während meiner Recherchen bin ich auf das Fitnesskonzept „fitdankbaby®“ gestoßen und entschied mich 2014, die Ausbildung zu machen. Ich war sofort überzeugt von diesem Konzept. Ein Teil der Ausbildung beschäftigte sich mit dem Beckenboden-Training. Dieses Thema hat mich fasziniert und daher begann ich im gleichen Jahr die Ausbildung zur BeBo® Gesundheitstrainerin und besuchte viele Fortbildungen. Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich Ausbilderin werden möchte. Das bin ich jetzt seit 2018. Meinen Mann konnte ich damit anstecken, er hat ebenfalls die Ausbildung gemacht.

Sind Sie oft als Wertungsrichterin tätig?
Nicht ganz so oft wie mein Mann. Ich werte einerseits Miniturniere wie „Gofordance“ aus dem Breitensport und große, mehrtägige Turniere. Die Veranstalter von großen Turnieren laden gerne Paare als Wertungsrichter ein, da es bei diesen Turnieren mehrere Flächen mit Tänzern gibt.

Die Corona Krise hat Ihren beruflichen Alltag auf den Kopf gestellt. Was hat sich geändert?
Der Shutdown und die verbundene Absage aller Kurse waren in der ersten Woche ein Schock. Es stellte sich für mich und meinen Mann die Frage: Was können wir jetzt tun? In der zweiten Woche dachte ich mir, okay, ich nehme die Zwangspause an. In dieser Phase begannen viele Trainer ihre Kurse online anzubieten. Da musste ich mitziehen, hatte aber bisher nicht mit Online-Tools gearbeitet. Etwa eine Woche arbeitete ich daran, die organisatorische Struktur zu schaffen, das notwendige Equipment zu organisieren, einen Stundenplan zu erstellen und alle Kunden zu informieren. Es finden alle Kurse statt - bis auf das Eltern-Kind-Turnen vom Hilfswerk. In jeder Krise liegt auch eine Chance. Mit den Online-Kursen erreiche ich mehr Menschen, auch jene, die es aus zeitlichen Gründen noch nicht geschafft hatten, einen Kurs persönlich zu besuchen, jene die zu weit weg wohnen und neue Interessenten.
Ich freue mich immer wieder, dass das, was ich mache, gut ankommt. Es ist für mich das Schönste, wenn meine Kunden zufrieden sind. Vor ein paar Jahren hätte ich nicht gedacht, dass mein Plan aufgeht.
Auch die gemeinsame berufliche Entwicklung mit meinem Mann schätze ich sehr. Das wird immer größer und wir haben zukünftig noch einiges gemeinsam vor.

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