Förderungen: Disput um Sonderpädagogik

Die Ferien haben eben erst begonnen, da tauchen schon die ersten Probleme beim Schulstart im September auf. Und es geht – wie fast immer – ums Geld.
Ein an Epilepsie erkranktes Kind steht vor dem Schuleintritt. Eltern und Gemeinde (als Schulerhalter) plädieren für eine pädagogische Sonderförderung des Kindes. Doch diese ist ungewiss. Eine Prüfungskommission soll entscheiden, ob nicht auch eine Stützkraft reicht, die etwa beim Anziehen, Einpacken, etc. hilft.

Der Unterschied: Eine pädagogische Förderung müsste vom Land bezahlt werden, eine „einfache“ Stützkraft von der Gemeinde. SP-Bürgermeister Roman Stachelberger argwöhnt, dass auf diesem Wege zunehmend Kosten auf die Kommunen abgewälzt werden. So werde auch die „Sonderbetreuung etwa für hyperaktive Kinder sukzessive abgestellt, weil kein Geld da ist“, befürchtet er.
Zumindest im Fall des legasthenischen Kindes zeichnet sich Entwarnung ab. Laut dem zuständigen Schul-Qualitätsmanager Michael Dollischal sei „eine positive Lösung angedacht“. Ob diese zustande kommt, liegt aber an der Prüfung einer Sonderkommission. Derartige Verfahren können laut Dollischal allerdings bis zu einem halben Jahr dauern. Dann ist das Schuljahr allerdings schon fast zur Hälfte gelaufen.
Hartnäckig sein lohnt sich
Um eine pädagogische Sonderförderung musste auch Himbergs SP-Bürgermeister Ernst Wendl kämpfen. Erst nach vehementen Interventionen beim Landesschulrat wurden sechs Wochenstunden Förderunterricht für legasthenische Kinder an der Volksschule bewilligt, obwohl diese grundsätzlich vorgesehen sind. „Es zahlt sich offenbar aus, hartnäckig zu sein“, resümiert Wendl.
Für einen Förderunterricht für Legastheniker an der neuen Mittelschule müssen allerdings Eltern und Gemeinde in die Tasche greifen. Nach obligaten Tests, ob eine Förderung überhaupt notwendig ist, wird eine Sozialhelferin mit einschlägigen in Prüfungen erworbenen Kompetenzen engagiert. Die Kosten von 43 Euro pro Stunde teilen sich Gemeinde und Eltern der betroffenen Kinder.

Bürgermeister Ernst Wendl sieht wie sein Amtskollege in Ebergassing „einen Trend, pädagogische Sonderförderungen zulasten der Gemeinden auf ‚Stützkräfte‘ auszulagern“. Seiner Meinung nach wäre es an der Zeit, dass sich der Gemeindevertreterverband zu diesem Thema zu Wort melde.
Sonst drohe nämlich nach der Zwei-Klassen-Medizin auch ein Zwei-Klassen-System im Bildungsbereich, warnt Ebergassings Bürgermeister Roman Stachelberger.