Erneut Forderung nach Nachtflugverbot

Die Luftfahrt hebt wieder ab, zumindest langsam. Im ersten Sommerurlaubs-Monat Juni kletterten Passagier- und Flugbewegungszahlen in Schwechat jedenfalls nach oben. Zumindest im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch ist man mit etwas mehr als 725.000 Passagieren und 8.222 Flügen von einem Vor-Krisenniveau meilenweit entfernt. Im Jahr 2019 lagen die beiden Kennzahlen bei knapp drei Millionen beziehungsweise mehr als 24.000.
Dennoch sorgt die leichte Entspannung dafür, dass die Kritik am Flughafen lauter wird. Allen voran wird die Fliegerei in den Nachtstunden ein Thema. Und hier prescht die Plattform „SOS Region Ost“, die sich aus mehreren Bürgerinitiativen zusammenstellt, vor. In einem Offenen Brief an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) fordern die Mitglider um Obfrau und Flughafenkritikerin Jutta Leth ein generelles Nachtflugverbot von 21 bis 7 Uhr – für geplante Flüge, Notlandungen sollen ausgenommen sein.
Als Eigentümervertreterin soll die Landeschefin, das Land NÖ hält 20 Prozent an der Flughafen Wien AG, ihren Einfluss diesbezüglich geltend machen. Die Kritiker führen als Argument vor allem gesundheitliche Belastungen durch Nachtflug-Lärm an. So könne dieser Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle oder Bluthochdruck verursachen. „Die veraltete Nachtflugregelung widerspricht aktuellem wissenschaftlichen Stand“, wird betont.
Land verweist auf das Dialogforum
Diese sieht vor, dass es zwischen 23.30 und 5.30 Uhr maximal 4.200 Starts und Landungen pro Jahr geben darf. In den eineinhalb Stunden davor und danach sind zudem nur 48 Flugbewegungen pro Tag erlaubt. Ausverhandelt wurde die Lösungsvariante im Dialogforum, das 2005 aus dem Mediationsverfahren hervorging.
Doch in dieses Gremium, in dem Einstimmigkeitsprinzip herrscht, haben Leth und ihre Mitstreiter nach eigener Aussage kein Vertrauen. So werde es doch vom Flughafen finanziert. Die NÖN-Anfrage an Landeshauptfrau Mikl-Leitner landete am Ende im Büro von Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP).
Dort verweist man auf eben jenes Dialogforum. Denn nur durch deren Arbeit an Kompromissen hätten derartige Maßnahmen „auch eine Chance, umgesetzt zu werden.“ Das Land unterstütze diese Bemühungen. Zudem berücksichtige die gültige Nachtregelung den gesundheitlichen Aspekt durch ein medizinisches Gutachten.
Und: Der Flughafen habe eine große Bedeutung für die Ostregion. Den Betrieb „zehn Stunden“ einzustellen, erachtet man im Büro des Verkehrslandesrates als „schwer vorstellbar“ und „sicher nicht einseitig machbar“.
Jedenfalls wären jene Bürgerinitiativen, wie „SOS Region Ost“, die noch nicht Teil des Dialogforums sind, eingeladen mitzuwirken. Darauf verweist auch Geschäftsführer Wolfgang Hesina im NÖN-Gespräch: „Wenn sie in einen konstruktiven und faktenbasierten Dialog treten wollen, sind sie herzlich willkommen.“ Das Thema Nachtflüge werde im Dialogforum bei der Wiederaufnahme der physischen Gespräche ab September ein zentrales sein, ist Hesina überzeugt.