Trotz Rückgang: In Schwechat verschwindet jede Woche ein Fahrrad

Mit der wieder eingekehrten „Normalität“ im alltäglichen Leben, kletterte im Vorjahr auch die angezeigten Straftaten zurück auf Niveau der Jahre vor der Pandemie. Das zeigt sich nachdrücklich in der Kriminalstatistik für das Einsatzgebiet des Schwechater Stadtpolizeikommandos (SPK), das neben der Braustadt auch den Flughafen umfasst. Exakt 3.249 Fälle wurden 2022 gemeldet, das entspricht einem Anstieg von mehr als 41 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Und selbst im Vergleich zu 2019 ist ein Plus von etwa zwölf Prozent zu verzeichnen.
Die Aufklärungsquote liegt weiter stabil bei rund 52 Prozent. Das ist gerade im Hinblick auf den Flughafen ein guter Wert, da sich dort viele Straftaten im nicht-öffentlich zugänglichen Airportbereich abspielen und Täter per Flieger rasch auf und davon sind. „Seit Jahren klärt die Polizei Schwechat jede zweite Straftat“, hält der Schwechater Chef-Kriminalisten Johannes Eilenberger fest. Gleichzeitig spricht er stellvertretend den rund 600 Polizisten des SPK sowie den 35 Kriminalbeamten im Speziellen ein Sonderlob für deren „hohes Engagement und die außerordentlich gute Arbeit“ aus.
Mehr als die Hälfte sind Eigentumsdelikte
Eilenbergers Dank geht zudem an die Bevölkerung, die die Polizeiarbeit in Form von wertvollen Hinweisen maßgeblich unterstützt. Mit 1.773 Anzeigen entfielen im Vorjahr mehr als die Hälfte der Gesamtfallanzahl auf „Strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen“. Wobei je 50 Prozent dieser Eigentumsdelikte - dazu zählen allen voran Laden-, Taschen- oder anderen Diebstähle sowie auch Sachbeschädigungen - in Schwechat beziehungsweise am Flughafen passiert sind. Besonders eklatant angestiegen sind Ladendiebstähle. 2021 wurden 100 Fälle angezeigt, im Vorjahr waren es 235. Allerdings entfallen davon nicht einmal 20 direkt auf Schwechat, der Rest geht auf den Airport zurück.
Ein reines Stadtphänomen sind natürlich Fahrraddiebstähle. Deren Zahl lag mit 65 Anzeigen sogar geringfügig unter jener von 2021 - damals waren es 71 Fälle. Auch wenn dieser Wert laut dem Kriminaldienst-Referenten der niedrigste seit fast 20 Jahren ist, verschwindet dennoch wöchentlich zumindest ein Fahrrad. Zum Vergleich: 2014 waren es noch über 200 gewesen, drei Jahre später immerhin noch 115. „Das hängt oft mit einzelnen Tätern oder Tätergruppen zusammen“, weiß Eilenberger. Meist sind es zudem Drogenabhängige, die sich mit den gestohlenen Rädern ihre Sucht finanzieren - das war übrigens auch 2014 der Fall. Der Täter hatte die Räder damals verpfändet, um an Geld zu kommen.
Cybercrime bleibt wachsendes Problem
Mit 166 Anzeigen im Vorjahr zählt der Bereich Internetkriminalität weiter zu den wachsenden Bereichen in der Ermittlungsarbeit. 2021 waren es noch gut 20 Fälle weniger gewesen. „Die Tätergruppierungen sitzen meist im Ausland, werden immer kreativer und entwickeln auch immer neue Begehungsformen“, weiß der Schwechater Chef-Kriminalist. Knapp die Hälfte davon macht in der Statistik „Cybercrime im engeren Sinn“, etwa Hackerattacken, aus. Hier verdoppelte sich die Zahl der Anzeigen von 38 im Jahr 2021 auf nunmehr 76, 2015 waren es acht gewesen. Den zweitgrößten Teilbereich machte 2022 übrigens Internetbetrug mit 60 gemeldeten Delikten aus.
Zunehmend ein Thema werden Liebesfallen im World Wide Web. Etwa durch Sextortion. Dabei bauen die Täter online eine Beziehung zum Opfer auf, bringen dieses dann dazu intime Fotos oder Videos zu schicken und erpressen es dann mit diesen Aufnahmen. Aber auch Love-Scaming ist ein brennendes Thema in der Polizeiarbeit. Hierbei wird ebenfalls eine Beziehung aufgebaut, dann allerdings keine Erpressung betrieben, sondern finanzielle Geldgeschenke eingefordert. Diesen kommen die verliebten Opfer dann freiwillig nach. Im Stadtgebiet wurde so ein Opfer um 80.000 Euro gebracht.
Wohnungs- und Hauseinbrüche auf niedrigem Niveau
Gestiegen ist zudem die Gesamtzahl der Einbruchsdiebstähle - von knapp 70 im Jahr 2021 auf nunmehr etwa 90 Fälle. Mit 58 Anzeigen machen jedoch jene zu Kellereinbrüchen (40) beziehungsweise Einbruchsdiebstähle in Fahrzeuge (18) mehr als die Hälfte aus. In beiden Bereichen war eine Verdoppelung der Straftaten zu verzeichnen. Einbrüche in Häuser oder Wohnungen gingen im Vorjahr jedoch markant zurück. Bei Ersteren wurden acht Anzeigen (2021: 17) aufgenommen, bei zweiteren gar nur drei (2021: 15).
Deutlicher öfter hatten die Polizeibeamten 2022 mit Treibstoffdelikten zu tun - nämlich exakt 113. Damit waren es gut 30 mehr als noch im Jahr davor. „Gut 80 Prozent der Treibstoffdelikte passieren auf der S1-Raststation Rannersdorf“, relativiert Kriminalist Johannes Eilenberger den direkten Bezug zum Stadtgebiet etwas. Natürlich liege aber ein Zusammenhang mit hohen Benzin- und Dieselpreisen auf der Hand. Wiewohl es in der Vergangenheit, etwa im Jahr 2014 mit 160 Anzeigen, schon deutlich mehr Fälle zu bearbeiten gab.
Drogenschmuggel weg vom Luftweg
Straftaten, die sich fast ausschließlich am Flughafen abspielen, gibt es natürlich auch. Dazu gehören die statistischen Großgewichte wie Tatbestände nach dem Fremdenschutz- sowie dem Suchtmittelgesetz. Wobei gerade Drogendelikte sogar rückläufig sind. 159 Delikte im Vorjahr entsprechen einem Rückgang von etwa 36 Prozent. „Dieser Rückgang ergibt sich aufgrund der Arbeitsweise der Täter. Viele Drogen werden im Darknet bestellt und auf dem Landweg nach Österreich transportiert“, weiß Eilenberger. Größere Mengen würden demnach verstärkt per Lkw oder Schiff nach Europa kommen.
Anzeigen bei Verstößen gegen das Fremdenschutzgesetz haben hingegen von 147 im Jahr 2021 auf 165 im Vorjahr zugenommen. Ebenso die Urkundendelikte, die im Gesamten von 324 auf nunmehr 538 Fälle gestiegen sind. „Dies ist auf den steigenden Flugbetrieb zurückzuführen“, weiß der Chef-Kriminalist. Übrigens ebenso zu begründen ist so der Anstieg der Taschen- und Trickdiebstähle. Sie lagen im Vorjahr mit 86 Anzeigen wieder deutlich höher als 2021 - aber dennoch viel niedriger als etwa 2013, wo es mehr als 270 waren. „Oft reisen internationale Tätergruppen eigens zum Stehlen direkt im Passagierbereich der Flughäfen an. Diese Gruppen haben wir bei uns derzeit weniger“, erklärt Eilenberger.