Leopoldsdorf: Jetzt spannen ÖVP und Bürgerliste zusammen

Erstellt am 24. März 2023 | 13:30
Lesezeit: 5 Min
Leopoldsdorf Koalition
Bürgermeister Fritz Blasnek (ÖVP, links) und Helmut Syrch (Obmann der Bürgerliste) haben sich auf ein "Arbeitsübereinkommen" geeinigt.
Foto: Peter Gerber Plech
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Nach dem Ende der Koalition zwischen ÖVP und SPÖ haben sich jetzt die ÖVP und die Bürgerliste gefunden. Ein gemeinsames Arbeitsübereinkommen soll Ruhe in die politische Landschaft von Leopoldsdorf und den neuen Fußballplatz bringen.

Nachdem Bürgermeister Fritz Blasnek (ÖVP) Ende Februar die Koalition mit der SPÖ aufgekündigt hatte (die NÖN berichtete), lag die Annäherung an die Bürgerliste auf der Hand. Diese ist jetzt beschlossene Sache, wie die beiden Parteien mit einer gemeinsamen Information auf der Homepage der Marktgemeinde mitteilen. „Nach langen und intensiven Gesprächen konnten sich die ÖVP Leopoldsdorf und die Bürgerliste Leopoldsdorf auf eine Zusammenarbeit und ein Arbeitsübereinkommen einigen“, heißt es dort.

Während Helmut Syrch als Obmann der Bürgerliste Wert auf die Bezeichnung „Arbeitsübereinkommen“ legt, kann sich Bürgermeister Blasnek auch mit dem Ausdruck „Koalition“ anfreunden. „Es gibt noch einige Formulierungen im Koalitionspapier, die wir in der nächsten Woche anpassen müssen. Damit, so sehe ich es, wäre es schon eine Koalition.“ Man habe offene Gespräche mit der ÖVP geführt und eine gute, gemeinsame Basis für die Zusammenarbeit gefunden. Und das ohne, dass die Bürgerliste die eigenen Werte habe verkaufen müssen, betont Syrch.

Vor allem der Verkauf des alten Sportplatzes und – damit eng verbunden – die Planung und der Bau eines neuen Sportzentrums an der Achauerstraße brannten unter den Fingernägeln der Politikerinnen und Politiker. Bürgermeister Blasnek sprach von einer „Blockade“ und von möglichem „Schaden für die Gemeinde“, der durch die SPÖ verursacht werde, wenn der Verkauf des alten Fußballplatzes nicht bald unter Dach und Fach gebracht werden könne.

Dieser Verkauf wiederum lässt sich nur dann verwirklichen, wenn dem örtlichen Fußballverein ein alternativer Spielort zur Verfügung steht. Und um eben diesen, respektive um die Höhe der in das Projekt zu investierenden Summe, ist der politische Zwist zwischen der ÖVP einerseits und dem Duo aus SPÖ und Bürgerliste andererseits entstanden. 13,6 Millionen Euro Netto-Erlös soll der Verkauf des alten Sportplatzes dereinst in die Gemeindekasse spülen. Die SPÖ wollte einen 8,5-Millionen-Euro-Kostendeckel für das Projekt Fußballplatz inklusive Halle und weiteren Infrastrukturen, die einer breiteren Öffentlichkeit und nicht nur dem Sportverein dienen. Die restlichen rund fünf Millionen Euro sollten laut Vizebürgermeister Thomas Giselbrecht (SPÖ) für andere Projekte in der Gemeinde zur Verfügung stehen. „Ich konnte einen solchen Kostendeckel nicht garantieren und seitens der SPÖ gab es keinerlei Bewegung in eine andere Richtung“, sagt Blasnek. Die Bürgerliste sei, im Gegensatz zur SPÖ, hier gesprächsbereit gewesen.

Vorerst kommt nur die Infrastruktur für den Fußball

Jetzt haben sich ÖVP und Bürgerliste bei einem Kompromiss gefunden. Entstehen soll in einem ersten Schritt statt eines Sportzentrums mit Veranstaltungs- oder Freizeithalle vorerst nur die Infrastruktur für den Fußball. 4,9 Millionen Euro wollen die politischen Partner in zwei Rasen-Spielfelder, einen Kunstrasen-Platz sowie in eine Tribüne mit genügender Anzahl Garderoben, einer Kantine und einem Fitnessraum investieren. „Es wird alles vorhanden sein, was ein moderner Fußballplatz braucht“, betont Blasnek. Die Halle hingegen ist vorerst raus aus dem Projekt. Größe, Funktion und allenfalls Mehrwehrt durch Veranstaltungen in der Halle sollen laut Blasnek überdacht und neu geplant werden. Eine Realisierung könnte im Zusammenspiel mit den von privater Seite bestehenden Ideen eines Beachclubs und einer Eishalle betrachtet und idealerweise koordiniert (Parkplatzsituation) werden.

Mit den verbleibenden 8,7 Millionen Euro vom Verkauf des alten Fußballplatzes sollen diverse Projekte in Angriff genommen werden. „Für uns war es wichtig, dass Geld für andere Projekte zur Verfügung steht. Es gibt ja nicht nur den Fußballplatz, wir wollen, dass möglichst viele etwas davon haben“, sagt Syrch. “Wir starten sofort mit der Planung für die Umgestaltung der Hauptstraße und des Hauptplatzes. Auch die Planung der Freizeit- oder Veranstaltungshalle beim neuen Fußballplatz wird jetzt auf neue Füße gestellt.“ Gar einen Meilenstein für Leopoldsdorf ortet Syrch im geplanten Baustopp für Großprojekte. „Damit schützen wir den noch vorhandenen Grünraum und die Umwelt in der Gemeinde. Damit setzen wir ein Zeichen gegen überzogenes Wachstum.“

Teil des Arbeitsübereinkommens zwischen ÖVP und Bürgerliste ist, dass Bürgermeister Fritz Blasnek seine Funktionen als Obmann des Fußballvereins und als Leiter der Arbeitsgruppe Sport zurücklegt. „So können jegliche Interessenskonflikte ausgeschlossen werden“, sagt Helmut Syrch. Für Blasnek ist das Abgeben der Obmann-Funktion „kein schmerzhafter Schritt“. Er habe die Funktion nur interimistisch übernommen, um dem Verein in einer schwierigen Phase zu helfen. In absehbarer Zeit hätte er dieses Amt so oder so zurückgelegt, sagt Blasnek.

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