Zwei Inbetriebnahmen und ein "Turnaround"

Es war ein rekordverdächtiges Jahr für den heimischen Öl-, Gas- und nunmehr auch Chemiekonzern. Die OMV fuhr 2022 ein operatives Ergebnis von knapp 12,3 Milliarden Euro ein. Nach Abzug der Steuern bleiben am Ende immer noch fünf Milliarden Euro an Gewinn für das teilstaatliche Unternehmen über. Letztlich bestätigte Vorstandsvorsitzender Alfred Stern im Rahmen der Bilanzpressekonferenz in der Vorwoche, dass diese Rekordgewinne es „ermöglichen, nach vorne zu schauen“ und „Projekte zu forcieren“.
Dazu zählen im weitesten Sinne zwei innovative Anlagen in der Raffinerie Schwechat, die im Laufe des Jahres in Betrieb genommen werden. Einerseits handelt es sich um eine neue und größer dimensionierte ReOil-Anlage sowie andererseits um die Elektrolyse-Anlage zur Herstellung von „grünem Wasserstoff“.
„Recycling-Öl“ aus Kunststoffabfällen
Erstere ist eine Weiterentwicklung der 2017 fertiggestellten Pilotanlage. Die neue Demonstrationsanlage soll jährlich etwa 16.000 Tonnen an „Recycling-Öl“ produzieren. Zum Vergleich: In der Schwechater Raffinerie werden 9,6 Millionen Tonnen Öl pro Jahr verarbeitet. Konkret wird in der ReOil-Anlage aus Plastikmüll wie Kunststoffverpackungen Rohöl gewonnen. Dies soll als Ersatz für fossiles Öl wieder als Grundstoff für die Kunststoffproduktion genutzt wird.
Die Elektrolyse-Anlage wiederum wird ab dem zweiten Halbjahr bis zu 1.500 Tonnen an „grünem“ Wasserstoff liefern. Dieser soll in der Raffinerie zur „Hydrierung von biobasierten und fossilen Kraftstoffen“, sprich als Benzin- und Diesel-Beimischung, zum Einsatz kommen. Die Investitionskosten von rund 25 Millionen Euro teilen sich OMV und die „Kommunalkredit Austria AG“.
„Turnaround“ am Ende des zweiten Quartals
Ebenfalls ein millionenschwerer Betrag wird mit Ende des zweiten Quartals fällig – dann wird der „Turnaround“ im petrochemischen Raffinerieteil starten. Genaue Zahlen nennt der Konzern keine, jener 2017 wurde mit rund 110 Millionen Euro beziffert. Diese Generalinspektion ist alle sechs Jahre gesetzlich Pflicht und wird erneut parallel zu jenem im Borealis-Werk stattfinden – dies ist naheliegend, da in der Raffinerie Vorprodukte für die Kunststofferzeugung hergestellt werden, die dann beim Nachbarn verwendet werden.
Erst im Vorjahr wurde der Produktionsbereich für Kraftstoffe generalüberholt. Beim Hochfahren kam es jedoch zu einer folgenschweren Beschädigung der Destillationsanlage, die zu einem viermonatigen Fast-Stillstand des Anlagenteils führte. Die während der Reparatur gewonnenen Erkenntnisse werden laut OMV konzernweit bei der Einhaltung der „höchsten Sicherheitsstandards“ unterstützen.