Theaterpremiere: Drei Frauen und ein „Faust“

Erstellt am 29. November 2019 | 06:41
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Erol Uensalan als Doktor Faust mit Gretchen (Magdalena Mair).
Foto: NOEN
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Eine gekürzte Fassung von Goethes Faust startete am Mittwoch im Theater Forum Schwechat und läuft bis 6. Dezember.

Mephisto wettet mit Gott im Himmel um die Seele des Wissenschaftlers Heinrich Faust. Das ist die Ausgangslage, der Prolog von Goethes Klassiker, der letzten Mittwoch im Theater Forum Schwechat Premiere hatte. In kürzerer Fassung, knackig und sehr lustbetont, inszenierte Rita Dummer dieses Drama. Erol Uensalan, der Doktor Faust verkörpert, wirkte anfangs noch etwas hölzern und textunsicher. Sobald Mephisto aber auf die Bühne trat, kam die Geschichte in Fahrt.

„Ich finde es so genial, dass Mephisto von einer Frau gespielt wird“, meinte eine Theaterbesucherin in der Pause. Theaterdirektorin Manuela Seidl-Fischer ist die teuflisch verführerische Rolle wie auf den Leib geschneidert. Wortwörtlich zieht sie die Fäden des Schicksals der Protagonisten Faust und Gretchen.

Das Bühnenbild besteht aus weißen langen Fäden, die von der Decke hängen, und einem Gottesauge als Sitzgelegenheit in der Mitte der Bühne. Himmel und Hölle projiziert die Regisseurin als Videos auf die großflächige Hinterwand der Bühne und erzeugt dadurch eine zusätzliche Ebene in Raum und Erzählung. Mephisto führt den sich in einer Sinnkrise befindlichen Faust zur Hexe Sibylle. Im Theater Forum Schwechat ist diese ein zartes Wesen, welches nur durch seine Verrenkungen und seine Mimik eine Boshaftigkeit erahnen lässt. Kein Wunder, denn Hexe Sybille (Magdalena Mair) hat eine Doppelrolle und spielt auch das feinnervige und naive Gretchen.

Goethes Versformen werden von den Schauspielern so gut interpretiert, dass der Text in den Hintergrund tritt und die Besucher gefesselt an der Geschichte teilhaben dürfen. Nur die vielen bekannten Zitate aus dem Klassiker lassen es in den Köpfen des Publikums immer wieder klingeln. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ oder „Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust“ sind nur zwei der unzähligen bekannten Sprüche. Diese Inszenierung ist leicht, beschwingt und sehenswert.