Mit Lackenhof-Ende steht die NÖ Skizukunft am Spiel

Erstellt am 01. Dezember 2021 | 02:49
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Die Sessellifte in Lackenhof sollen abmontiert werden.
Foto: Christian Eplinger
Mit der Schließung des Skigebiets Lackenhof verlieren Kaderläufer die letzte verbliebene FIS-Strecke in NÖ.
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Die Schröcksnadel-Gruppe hat am Freitag das Aus für die Ötscherlifte im Skigebiet Lackenhof (Bezirk Scheibbs) verkündet. Die Lifte seien „wirtschaftlich nicht mehr zu führen“. Wir hatten berichtet:

Wolfgang Labenbacher, der Präsident des Niederösterreichischen Landesskiverbands betont die Stellung der „Distelpiste“ in Lackenhof als Trainingszentrum.

„Für die NÖ Skifamilie bedeutet dieser in Aussicht genommene Schritt, so nicht in letzter Minute Hilfe naht, einen weiteren dramatischen Verlust“, verspricht der Lilienfelder, alles in der Macht des Verbands stehende zu unternehmen, um einen Weiterbetrieb, wenn vielleicht auch in deutlich reduzierter oder anderer Form, zu ermöglichen.

Womit er den Nerv unserer Skivereine trifft, die von der Schließungsankündigung allesamt entsetzt sind.

„Lackenhof gewährleistete gerade auch für die Gebietssportler immer wieder Heimrennen auf schwierigem Gelände, wie es beispielsweise Annaberg, seit der Schließung des Pfarrbodenlifts, nicht bietet.“Leopold Wutzl vom SCU Frankenfels

Für den NÖ Wintersportnachwuchs müsse die Sportstätte erhalten werden, um in erreichbarer Nähe die Möglichkeit zu finden, den Skisport weiterhin auszuüben, lautet der Tenor. Andernfalls würden keine Skisportler aus Ostösterreich mehr an die Weltspitze vorstoßen können.

„Lackenhof gewährleistete gerade auch für die Gebietssportler immer wieder Heimrennen auf schwierigem Gelände, wie es beispielsweise Annaberg, seit der Schließung des Pfarrbodenlifts, nicht bietet“, betont etwa Leopold Wutzl vom SCU Frankenfels, der schon seit über zehn Jahren nur mehr in Lackenhof Rennen ausrichtete.

Doch für die kommende Saison gab es für ihn keine Termine mehr, sodass er mit seinen ARS-Rennen am 4. und 5. Februar 2022 nach Mariazell ausweichen musste. „Es war nicht mehr möglich, bei Geschäftsführer Andi Buder um Termine vorstellig zu werden“, berichtet Wutzl, dass weder auf Anrufe noch SMS- oder Whatsapp-Anfragen geantwortet wurde.

Aus für Distelpiste erachten Funktionäre als dramatisch

Schon vor der Schließung des Pfarrbodenlifts in Annaberg gab es einen gemeinsamen Appell an die Landesregierung beziehungsweise die Betriebsbahnengesellschaft, der nicht fruchtete. Es wurde stattdessen in die „Zdarsky-Rennstrecke“ bei den Reidlliften investiert, die nicht annähernd an eine homologierte FIS-Rennstrecke herankommt.

„Wenn nun kein adäquates, eigenes Trainings- und Rennzentrum für den Skilauf in NÖ zur Verfügung gestellt wird, sehe ich keine Perspektiven“, meint Gebietswartin Ulrike Posch nach dem Aus für die Distelpiste. „Wir haben zwar mit Lilienfeld und Waidhofen zwei Kaderschmieden, diese haben aber keinen ‚Arbeitsplatz‘ mehr“, fragt sie sich, welchen Anreiz es in NÖ noch gibt, Rennläufer zu werden.

Sie begreift die jetzige Situation aber auch als Chance, den Fuchswald als Trainings- und Rennzentrum auszubauen, indem man einen Lift nach oben versetzt Richtung kleinen Ötscher. Der Landesverband solle sich dann auf zwei Pisten in Lackenhof konzentrieren.

Eine Meinung, die Reinhard Zickbauer vom SC Voith teilt: „Denn das Zusperren eines weiteren Skigebiets würde bedeuten, dass der Todesstoß für den Skinachwuchs in NÖ in Kauf genommen wird“, sieht auch er einen jahrzehntelangen Niedergang — von Türnitzer Eibl über Josefsberg bis Pfarrbodenlift. „Es ist für Vereine schwierig, Trainingsmöglichkeiten zu bekommen“, befürchtet er nun eine weitere Verschärfung der Situation.

Eine Einschätzung, der die Skirennfamilie Doupovec zustimmt. „Der Rennkalender für diesen Winter ist fertig geplant mit Lackenhof als Austragungsort. Für die Kinder-, Schüler- und FIS-Rennläufer ist das eine wahre Katastrophe“, meint Barbara Doupovec, Rennläuferinnen-Mama, aber auch engagierte Funktionärin beim Lilienfelder Verein.

Bereits letztes Jahr sei es für den NÖ Schülerkader nicht möglich gewesen, in den Weihnachtsferien oder an Wochenenden eine Trainingspiste in einem NÖ Skigebiet zu bekommen, trainiert wurde von 8 bis 10 Uhr morgens in Turnau in der Steiermark. „Man kann sich vorstellen, dass bei einer Tagwache um 4.30 Uhr aufgrund der langen Anreise für die meisten Talente keine optimalen Trainingsvoraussetzungen gegeben waren“, erzählt sie.